Vielfältiger und bunter denn je erscheint das Überlinger Sommertheater, das in diesem Jahr nach zweijährigem Exil und einem Jahr Sendepause, wieder die Bühne der ehemaligen Kapuzinerkirche betritt. Frisch und gestärkt, wie es scheint, wenn man auf das Repertoire blickt, das Simeon Blaesi mit seiner Bühne gGmbH für die Wiedergeburt zusammengestellt hat und den Mitgliedern des Fördervereins jetzt vorstellte: Drei verschiedene Ensembles werden mit drei Inszenierungen von individuellem Charakter den Sommer an jeweils zwei Abenden im Juli kulturell bereichern.
Erstes Theaterstück im Sommer: „Don Quijote“
Den Auftakt macht am 1. und 2. Juli das Neue Globe Theater aus Potsdam mit der Aufführung „Don Quijote“. „Die Geschichte von Don Quijote und Sancho Panza wird zu einem Fest für zwei Schauspieler, die sich an der Welt und aneinander bis zur völligen Erschöpfung abarbeiten“, erzählt Simeon Blaesi. Die Fassung war eine Auftragsarbeit für das Deutsche Theater Berlin in Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen, wo 2019 auch die Uraufführung über die Bühne ging.

„Honig im Kopf“ und „Cyrano“ heißen die anderen Stücke
Es folgt am 8. und 9. Juli das Theater Lindenhof aus Melchingen, das den erfolgreichen Kinofilm „Honig im Kopf“ adaptiert hat. Das Finale am dritten und letzten Wochenende bestreitet die Moreth Company, die ihre Basis in Landsberg am Lech hat, mit dem Stück „Cyrano“ nach Rostands „Cyrano de Bergerac“.
Flankiert werden die Theaterstücke von einem Musikabend „Summertime“ bereits am 25. Juni, Figurentheater, Kabarett und einem Clownsduo sowie zwei Literaturlesungen mit dem Schauspieler und Autor Edgar Selge und der Schriftstellerin Verena Rossbacher.
Endgültig zu den Akten legen müssen Förderverein und Stadt Überlingen die langjährige Kooperation mit dem Stadttheater Konstanz. Er habe bei der derzeitigen Intendantin Karin Becker noch einmal angeklopft, hatte Thomas-Michael Becker, der bisherige Vorsitzende, in seinem Rückblick betont. Doch das Theater habe ihm erneut einen Korb gegeben und keine Hoffnungen auf eine Renaissance der Beziehungen gemacht. Die Distanz zwischen Konstanz und Überlingen sei zu groß und zu anstrengend, sei das Argument gewesen.
Stellungnahme aus dem Stadttheater Konstanz
Sarah Adamus, Leiterin Marketing und Kommunikation des Stadttheaters Konstanz, bezieht auf Nachfrage Position zu diesen Aussagen Thomas-Michael Beckers. Adams bestätigt, dass es in der Vorbereitungszeit der Intendanz von Karin Becker eine Anfrage aus Überlingen gegeben habe. Sie schreibt: „Durch eine massive Budgetkürzung der Stadt Überlingen um 50 Prozent sowie die parallele Bespielung des Münsterplatzes (in Konstanz) konnte das Theater Konstanz eine komplette Infrastruktur in Überlingen nicht mehr stemmen – die personelle wie materielle Zurverfügungstellung der Ressourcen des Theater Konstanz wären unwirtschaftlich geworden.“ So habe das Theater Konstanz von der Wiederaufnahme eines Kooperationsmodells von 2013 bis 2016 absehen müssen.
Wie Adamus weiter mitteilt, habe das Theater Konstanz mehrfach angeboten, mit kleineren Gastspielproduktionen beim Sommertheater in Überlingen dabei zu sein, m die Zusammenarbeit zwischen Konstanz und Überlingen in einem realisierbaren Rahmen weiterzuführen. Überlingen habe im November die Produktion „Muttersprache Mameloschn“ abgesagt. Über ein Gastspiel der Produktion „All das Schöne“ stünden die beiden Theater noch in Verhandlung.
Zusammenarbeit mit Stadttheater Konstanz zuletzt 2016
Die letzte Kooperation Überlingens mit dem Stadttheater datiert aus dem Jahr 2016. Der Umbruch hatte ein Jahr später begonnen, als Regisseur Bernhard Stengele mit seinem Thüringer Ensemble eingesprungen war und dazuhin ein Überlinger Historienstück inszenierte. Bis dato waren dies die letzten Aufführungen in der ehemaligen Kapuzinerkirche.
Die zunächst vielversprechende Kooperation mit Wangen im Glaspalast nebenan brachte 2018 trotz beeindruckender Inszenierungen nicht den erhofften Erfolg. 2019 versuchte der Förderverein mit einem Kraftakt und dem Theater Melone von Florian Hackspiel, im Pfarrzentrum die Lücke zu schließen – mit einem turbulenten Stück um die Krisen des Globus.
Bewirtung durch Corona-Pandemie beeinträchtigt
Dann folgten das erste Jahr Stadtjubiläum und 2021 die Landesgartenschau mit ihren besonderen Anforderungen und Angeboten. Selbst eine Bewirtung durch den Förderverein sei durch die Pandemie massiv beeinträchtigt gewesen. Dies soll diesen Sommer wieder anders werden.

Auf der Höhe der Zeit zeigen sich die Veranstalter mit der Informationstechnik. Durch die Corona-Krise seien die Menschen den Umgang mit QR-Codes inzwischen gewohnt. Deswegen können die Details nun per Scan zum Internetlink abgerufen werden. Zudem machten die Pixel-Plakate mit dem Titel „verrückt“ interessierte Menschen sicher neugierig, ist Veranstalter Blaesi überzeugt.