Viel enger kann eine Familiengeschichte nicht mit der der Stadt verwoben sein. Peter Graubach ist seit 25 Jahren Kustos im Museum Überlingen. Davor haben sich sein Vater und sein Großvater um das Patrizierhaus aus dem 15. Jahrhundert und die Präsentation der Stadtgeschichte Überlingens gekümmert. „In diesem Jahr ist die Familie Graubach seit 85 Jahren im Museum“, sagt der Kustos. Übrigens: Parallel waren sein Opa Fritz und sein Vater Manfred und er auch Überlinger Narrenpolizisten.

Sein Vorgänger und Vater riet ihm ab
Dabei war es nicht selbstverständlich, dass 1998 Sohn Peter die Nachfolge seines Vaters antrat. Nach einer Schreinerlehre und der Technikerschule lebte er in Freiburg und arbeitete acht Jahre lang in einer großen Schreinerei in Basel. Heiraten wollte er aber in der alten Heimat. Nach der Trauung sprach ihn der damalige Hauptamtsleiter Edgar Apin an, ob er und seine Frau Bozena sich vorstellen könnten, die Aufgaben seiner Eltern zu übernehmen. Peter Graubach bewarb sich. Vater Manfred hätte ihm abgeraten, denn der habe gewusst, welche Fülle an Aufgaben und Verantwortung mit der Position verbunden sind.
15 Mitbewerber hatte Peter Graubach und von einen Bonus als Sohn des Amtsinhabers sei nichts zu spüren gewesen. Er setzte sich durch und anfangs habe er noch unter Beobachtung gestanden. Erst als er sein Meisterstück fertig hatte, die große Vitrine für die Fastenkrippe, verstummten die Skeptiker.

Was seine Aufgaben sind? „Das fängt mit aufräumen und saubermachen an, an die antiken Oberflächen kann man nicht einfach eine Putzfirma lassen.“ Das Spektrum reiche bis bis zu Planungen von Präsentationen und Ausstellungen.

Er will den Charakter des Museums erhalten
Beispiele für moderne Museumstechnik sind die Touchscreen-Monitore oder ein animierter Film, der zeigt, wie früher die Weintrauben gepresst wurden. Solche interaktive Elemente sind heute Standard in Museen. Peter Graubach möchte es damit aber nicht zu weit treiben, um den Charakter der historischen Ausstellungen zu erhalten. Stolz ist er auf die neuen Audioguides, die er dank einer von ihm beantragten Förderung anschaffen konnte.
Als Kustos inszeniert er die Ausstellungen
Eine besondere Aufgabe sind die jährlichen Sonderausstellungen. Kulturamtsleiter Michael Brunner konzipiert sie und besorgt die Exponate, die Inszenierung übernimmt Graubach. Dabei baut er schon einmal eine komplette Heidenhöhle nach oder einen Kinosaal mit riesigem Original-Filmprojektor nach.
Museumsbetreuung ist Teamarbeit
Die Stelle des Kustos war nicht umsonst für eine Ehepaar ausgeschrieben – die Betreuung des Museums ist Teamarbeit. Bozena Graubach ist für den Einlass und die Kasse zuständig, kümmert sich um die Blumen im Renaissancegarten und organisiert im Jahr an die 100 Hochzeiten, was die Einnahmen nicht unerheblich steigert. „Meine Frau kommt aus der Gastronomie, die kann das“, betont Peter Graubach. Für die standesamtlichen Trauungen im Barocksaal und einem anschließenden Empfang im Garten kommen Paare bisweilen von weit her.
Kustos im Museum zu sein, heißt in der Saison sieben Monate im Jahr sechs Tage in der Woche zu arbeiten – und in der Winterzeit zu renovieren, Vitrinen zu bauen oder Ausstellungen vorzubereiten. Wenn das Ehepaar Graubach dann in Urlaub fährt, klingelt in der ersten Woche noch ständig das Telefon – wegen Nachfragen. „Man braucht Monate, bis man weiß, wo alle Sicherungen sind“, beschreibt Graubach.

„Und auch ein bisschen gruselig“
Familie Graubach wohnt im Museumsgebäude, genau wie die beiden Generationen davor. Bei ihrem Dienstantritt wurde die Wohnung im Erdgeschoss umgebaut und renoviert. „Im Museum zu wohnen, ist schon was Besonderes und auch ein bisschen gruselig“, sagt Peter Graubach. Vor dem Umbau gab es in der Wohnung des Kustos noch keine eigene Toilette, dafür musste man ins Museum – auch nachts.