Sie wollten sich den Jugendlichen vorstellen, Fragen beantworten, Wahlkampf machen. Doch zur Präsentation der Kandidaten für den Jugendgemeinderat erscheinen nur wenige Interessierte. Auch auf der Bank der Kandidaten in der Aula des Gymnasiums blieben vier Plätze leer.

Moderiert wird die Veranstaltung von Verwaltungsmitarbeiterin Daniela Joos und Nadine Behr vom Jugendreferat. Sie bitten die elf erschienen Kandidaten, auf der Bühne Platz zu nehmen. Oberbürgermeister Jan Zeitler setzt sich für seine kurze Begrüßung dazu und lobte den Mut der Kandidaten. „Ich bin dankbar, dass Sie sich für die Stadt einbringen wollen“, sagt Zeitler.

Bewerbungsvideos werden eingespielt

Zur Vorstellung der Personen werden zuerst die Bewerbungsvideos abgespielt, die auch im Internet auf der Seite des Jugendgemeinderats zu sehen sind. Danach haben die Jugendlichen die Gelegenheit, etwas zu ergänzen. Von den Bewerbern, die zwischen 13 und 19 Jahre alt sind und fast das gesamte Schulspektrum Überlingens abdecken, wird oft der Wunsch nach Miteinander geäußert. Fast alle nennen Partys, Veranstaltungen – wie Poetry Slams oder Open Air Kino Abende – und vor allem Möglichkeiten sich zu treffen, gemeinsam Zeit zu verbringen. Einige wünschen sich explizit ein Jugendzentrum.

Nur wenige Zuschauer waren zur Präsentation der Kandidaten in die Aula des Gymnasiums gekommen.
Nur wenige Zuschauer waren zur Präsentation der Kandidaten in die Aula des Gymnasiums gekommen. | Bild: Sabine Busse

Vanessa Schnell bringt Erfahrung ein

Eine besondere Rolle nimmt Vanessa Schnell in der Reihe der Kandidaten ein. Sie ist die einzige bereits amtierende Jugendgemeinderätin. Schnell nennt die Fertigstellung noch offener Projekte des Gremiums als ein wichtiges Ziel. Dazu möchte sie im kommenden Jahr eine Podiumsdiskussion im Vorfeld der Kommunalwahlen veranstalten und damit an die Anfänge des jüngsten politischen Gremiums der Stadt anknüpfen. Bei bei der Wahl 2024 können Jugendliche ab 16 Jahre ihre Stimme abgeben.

Mobilität ist ein großes Thema in der Runde

Maren Straub und Maximilian Matern nennen den Ausbau der Radwege als wichtigen Aspekt in Sachen Mobilität von Jugendlichen. Die Wege sollten bis in die Teilorte reichen, um sie unabhängig vom Fahrdienst der Eltern zu machen, so Straub. Maximilian Matern ist vor allem die Sicherheit im Umfeld der Schulen wichtig, wo es gefährliche Kreuzungen gebe. Dazu plädiert er eindrücklich dafür, Schülern freien Eintritt in die Strandbäder zu gewähren.

Ella Feger liegt vor allem die Nachhaltigkeit beim Thema Mobilität am Herzen. Sie möchte den Einsatz von E-Scootern fördern und eine autofreie Innenstadt.

Auch Sportangebote stehen auf der Wunschliste

Julian Waibel und Hamza Omairat setzen sich für Fußball-Spieler ein. Waibel möchte neben E-Sport-Turnieren auch Fußball-Matches. Omairat wünscht sich ein Netz und mehr Beleuchtung auf dem Bolzplatz Zahnstraße. Estella Tischler möchte sich neben Beach-Volleyball-Turnieren auch für kreative Angebote und Debatten einsetzen.

Mehrfach kommt die Forderung nach Rabatten

Chirara Schäfer will bessere Wege für Menschen mit Behinderungen. Ceyda Renner möchte preiswerte Alternativen zum Schulmittagessen. Das wurde mehrfach gewünscht, unter anderem war von Rabatten für Eis und Döner für Schüler die Rede.

Lukeria Kaykova möchte sich dafür einsetzen, dass auf den Schultoiletten kostenlose Produkte für Damenhygiene zur Verfügung gestellt werden. Für Sarah Bundschuh rangieren Partys und ein Jugendzentrum ganz oben auf der Liste.

Berührungspunkte mit der Politik

In der anschließenden Fragerunde helfen neben Jan Zeitler auch Victor Kliewer, ehemaliger Jugendgemeinderat, mehr von den Kandidaten zu erfahren. So fragt er beispielsweise nach den jeweiligen Berührungspunkten mit Politik. Mehrere geben an, dass bei ihnen zu Hause oft über Politik geredet werde. Lukeria Kaykova berichtet, sie habe schon im Kindergarten Bundeskanzlerin als Berufsziel gehabt und belege nun das Fach Politik in der Schule. Julian Waibel hat der Besuch der letzten Sitzung des Jugendgemeinderats überzeugt, bei Maximilian Matern war es die Klassenfahrt zum Straßburger Parlament.

Schnell: Termin für Vorstellung kaum bekannt

Auf die Frage aus dem Publikum, was sie tun möchten, damit in zwei Jahren mehr Publikum zur Vorstellung der Kandidaten kommen, räumt Vanessa Schnell die geringe Sichtbarkeit des JGR in letzter Zeit ein. Andere fügen an, dass der Termin kaum bekannt gewesen sei bei den Mitschülern. Das rief Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger auf den Plan, der betont, die Schulen seien alle von der Verwaltung informiert worden.

Jugend-App nach langer Verzögerung am Start

Außerdem könne man den Termin in der Jugend-App nachlesen. So erfuhren die Anwesenden ganz nebenbei, dass das Projekt des ersten JGR nach Jahren der Verzögerungen endlich am Start ist.