Wie kann ein Gebäude in so einer Filetlage nur so lange leer stehen? Eine Frage, die sich viele Bürger stellen, die in der Münsterstraße am stadtbildprägenden Haus Feyel vorbeilaufen. Im Juli 2017 schloss das Schreibwarengeschäft Aug. Feyel – weil es sich angesichts der in der Innenstadt zu erwarteten Gewerbemieten nicht lohne, das Geschäft weiterzuführen, wie Inhaberin Margot Feyel damals sagte. Damit endete eine 141 Jahre lange Unternehmensgeschichte, die 1876 mit der Gründung der Buchdruckerei Aug. Feyel begonnen hatte.
Inhaber Reinhard Feyel starb 2011
Die Erbengemeinschaft des 2011 verstorbenen Inhabers Reinhard Feyel verkaufte das Gebäude an einen Investor. Der neue Inhaber, Timo Doser von der Konstanzer Baugesellschaft Doser und Partner, wollte das Haus sanieren. Er rechnete mit einer etwa einjährigen Bauzeit. Doch vor Ort ließen sich nie Handwerker blicken. Auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärte Timo Doser, in Konstanz drei Neubauten betreuen zu müssen und dass es sehr schwierig sei, geeignete Betriebe zu bekommen.

Die Firma Real Invest 24 aus Ahausen erwarb 2018 die Immobilie von Timo Doser. „Wir haben das wunderschöne Haus gekauft, um es zu sanieren, aufzuteilen und dann einzelne Wohnungen zu verkaufen“, teilt das Immobilienunternehmen mit, das laut eigener Angabe 2020 ein Gesamtumsatzvolumen von über 300 Millionen Euro erzielte. Doch auch unter dem neuen Eigentümer tat sich zunächst nichts an der Münsterstraße 30. Real Invest 24 begründet das mit seinen vielen Projekten in und um Berlin und dem Umzug von Friedrichshafen nach Ahausen Ende 2020.
Höhere Denkmalstufe
Im Juni 2021 sei das Immobilienunternehmen dann von Bürgermeister Matthias Längin angeschrieben worden, doch bitte bei dem Objekt an der Münsterstraße 30 tätig zu werden. „Wir hatten dann mit der Stadt Überlingen einen regen Austausch geführt und haben den Architekten Herrn Wolfgang Braungart aus Überlingen mit der Zielfindungsphase und auch mit der Planung beauftragt“, schreibt Real Invest 24. Ein Ortstermin mit den Vertretern des Baurechtsamtes habe im Oktober 2021 stattgefunden. Im November 2021 dann ein Termin mit der Denkmalpflege. Haus Feyel ist nämlich ins Denkmalbuch als „Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert“ eingetragen und zwar in der „höheren Denkmalstufe“.
Im Januar 2022 wurde das Haus entrümpelt und die Bausubstanz untersucht. Aktuell ist Real Invest 24 dabei, weitere Gespräche mit verschiedenen Fachplanern zu führen, um einen Bauantrag einreichen zu können. Die Planungs- und Genehmigungsphase werde sicherlich das ganze Jahr 2022 in Anspruch nehmen, die Fertigstellung von Haus Feyel sei für Sommer 2023 vorgesehen, so die Immobilienfirma. Wie sieht das Nutzungskonzept aus? Die ersten Entwürfe sehen laut Real Invest 24 einen Gastro-Betrieb im Erdgeschoss vor. Darüber sollen vier Wohnungen entstehen mit einer Größe zwischen 73 und 222 Quadratmetern. Es sei noch vieles möglich.