Thomas Roßa ist in seinem Element. Als er loslegt, die Pflanzen im „Garten der Vielfalt“ zu erläutern, bleiben immer mehr Besucher der Menzinger Gärten stehen und hören interessiert zu. Roßa beginnt beim Lauchbeet, wo Chili aus Mexiko, Perilla – eine Art Basilikum – aus China, Koriander aus Syrien und Schnittlauch nebeneinander gedeihen.
Als Seemann internationale Küche kennengelernt
Die internationale Küche hat er als Seemann kennengelernt. Heute arbeitet der passionierte Hobbygärtner mit dem sächsischen Akzent als Hausmeister beim Sachgebiet Integration der Stadt. Roßa kümmert sich um alle praktischen Fragen in Zusammenhang mit den Anschlussunterkünften für Flüchtlinge, die die Stadt zur Verfügung stellt. Dabei kommt er mit Menschen vieler Nationen ins Gespräch und manchmal geht es auch um Pflanzen- und Gemüsesorten.

Zwar habe er auch Setzlinge und Samen von Migranten bekommen, aber das sei die Ausnahme. „Das meiste Saatgut stammt aus Asialäden oder normalen Supermärkten“, antwortet er auf die Frage eines Besuchers. Dort kaufe er die Früchte, wie beispielsweise die japanische Wollmispel, und zieht aus den Kernen in seinem privaten Garten neue Pflanzen. Mittlerweile verfügt Thomas Roßa über einen großen Fundus an Saatgut und vor allem gärtnerische Erfahrung.

Witterung machte es manchen Pflanzen schwer
Als die Idee aufkam, im Rahmen der Landesgartenschau in den Menzinger Gärten einen „Garten der Vielfalt“ anzulegen, war Thomas Roßa sofort Feuer und Flamme. Er machte ein Konzept, half beim Anlegen der Rankgitter und Beete und brachte die Pflanzen in den Boden. Einige hätten sich nicht zuletzt wegen der Witterung anfangs schwergetan, sagt der Experte, aber nun wächst und blüht es üppig in der Parzelle.
In hiesigen Gärten gedeihen viele Exoten
Mittlerweile ist er beim Feuchtbeet angekommen. Den meisten Besuchern sind die japanische Wasserminze, der Wassersellerie oder der Wasserspinat aus Vietnam unbekannt. Aus Südostasien stammt auch das aromatische Vap Cha, das dort als Gewürz und Gemüse verwandt wird. Die Zuhörer staunen, wie viele Exoten in hiesigen Gärten gedeihen. Roßa wird gefragt, welche Pflanzen winterhart sind und was in den kalten Monaten aus dem Wasserbeet wird. Der Experte hat auf jede Frage eine Antwort, berichtet, dass er die Pflanzen zum Überwintern in Töpfe setzt und welche Gewächse zwar den Winter nicht überdauern, dafür aber ihre Samen im Boden.
Nun ist er bei Rankpflanzen, wie Physalis und Bohnen, angekommen. „Die meisten sagen, die kennen wir, das sind Buschbohnen“, berichtet Roßa. Dabei seien dies rote Kidneybohnen und eine italienische Sorte mit bunter Schale. Nicht bei allen Pflanzen sind die Früchte das Nahrungsmittel. In einem Hochbeet wachsen zwei Sorten Süßkartoffeln aus Südamerika, und auch von Topinambur isst man die Wurzeln. „Und macht Schnaps draus!“, ergänzt ein Besucher. Es wird gefachsimpelt und gestaunt. Die in voller Blüte stehenden Dahlien sind ein schöner Hingucker und hätten dazu essbare Knollen, weiß Roßa. Von den Tagetes, die nebenbei Schädlinge fernhalten, kommen die Blüten auf den Teller.
Der Gartenexperte berichtet von bitteren, aber genießbaren Pflanzen, wie dem „Kraut der Unsterblichkeit“. Der daraus gebraute Tee soll bei regelmäßigem Genuss ein langes Leben garantieren – und tägliche Überwindung. Auch dem Verzehr der Bittermelone kann Roßa wenig abgewinnen. Er hegt und pflegt sie trotzdem. Die empfindliche Pflanze steht unter einem Schirm, der zu viel Regen abhält und die Wärme speichert.

Internationale Besucher erkennen Pflanzen wieder
Zum Schluss kommt er zu den Zucchini, die von den meisten Besuchern irrtümlich wegen ihrer Form und Farbe für Kürbisse gehalten werden. „Besucher aus Italien und Spanien erkennen das sofort“, sagt Roßa. Er freut sich immer, wenn internationale Besucher vertraute Pflanzen entdecken. So habe eine Dame aus Nepal direkt den Wasserspinat identifiziert und bei der rotstieligen Minze seien sich die Asiaten einig: „Die kommt in die Suppe.“

Den grünen Daumen hat Thomas Roßa von seiner Mutter, einer Floristin, geerbt, die ihm auch das Gärtnern beigebracht hat. „Mit dem Projekt Garten der Vielfalt ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt er. Leider habe seine Mutter die Realisierung nicht mehr erlebt, aber er ist sicher, dass sie zufrieden mit dem Ergebnis und stolz auf ihn gewesen wäre.
