Sie machen Freizeitangebote, helfen bei der Umsetzung von Projekten und haben immer ein offenes Ohr – die Aufgaben der Mitarbeiter des Jugendreferats und der mobilen Jugendarbeit sind vielfältig. Juan Diabuno und Nadine Behr haben ihr Büro über dem Jugendcafé am Gondelhafen, ihrer Hauptwirkungsstätte. Carlos Goeschel, der als Streetworker im Einsatz ist, pendelt zwischen der Rampe in Nußdorf und der Innenstadt beziehungsweise den Treffpunkten der Jugend.

Das könnte Sie auch interessieren

Gemäß dem Stellenplan und bereits genehmigter Fördermittel könnten Goeschel zwei Kollegen unterstützen, aber die Stellen sind unbesetzt. „Fachkräftemangel“, sagt der Streetworker schulterzuckend. Die Suche nach Sozialarbeitern, die sich bei der mobilen Jugendarbeit sowie dem Schwerpunkt junge, männliche Geflüchtete einbringen, ist ein Dauerthema.

Zwei junge Frauen gaben Streetworkerjob bald wieder auf

In den vergangenen beiden Jahren haben zwei junge Frauen den Job nach wenigen Monaten wieder aufgegeben. Zurzeit sucht die Linzgau Kinder- und Jugendhilfe, die die Aufgaben im Auftrag der Stadt Überlingen wahrnimmt, zwei Mitarbeiter für die freien Stellen.

Nadine Behr, die jüngste im Team, stammt aus Singen und hat Kindheits- und Sozialpädagogik studiert. Ihren Master legte sie an der PH ...
Nadine Behr, die jüngste im Team, stammt aus Singen und hat Kindheits- und Sozialpädagogik studiert. Ihren Master legte sie an der PH Schwäbisch Gmünd ab. Die Berufseinsteigerin absolvierte vor dem Studium ein Jahr beim Bundesfreiwilligendienst in Radolfzell und entschied sich danach für den Beruf. | Bild: Sabine Busse

Aber es gibt auch einen motivierten, jungen Neuzugang: Nadine Behr, Kindheits- sowie Sozialpädagogin, verstärkt seit Anfang des Jahres das Team des Jugendreferats. Nadine Behr absolvierte vor dem Studium ein Jahr im Rahmen des Bundesfreiwilligen Dienstes in Radolfzell, wo sie mit Jugendlichen arbeitete. „Danach habe ich mich für den Beruf entschieden“, sagt sie. Die Stelle in Überlingen habe sie gerne angenommen. „Es ist immer schön am See zu arbeiten“, schmunzelt sie mit Blick zum Fenster. Die Nähe zum See ist ein großes Plus des Jugendcafés.

Nadine Behr betreut den Jugendgemeinderat

Zu den Aufgaben von Nadine Behr gehört unter anderem die Betreuung des Jugendgemeinderats. Zusammen mit einer Mitarbeiterin aus der Verwaltung, die bei administrativen Fragen weiterhilft, unterstützt sie die frisch gewählten Räte im Alter von 13 bis 21 Jahre. Sie hilft ihnen sich zu organisieren, gibt Tipps zum Projektmanagement oder probt mit ihnen das Reden vor Publikum.

Sie haben immer viel zu besprechen und nur ausnahmsweise zwischen Tür und Angel: Juan Diabuno, Nadine Behr vom Jugendreferat und ...
Sie haben immer viel zu besprechen und nur ausnahmsweise zwischen Tür und Angel: Juan Diabuno, Nadine Behr vom Jugendreferat und Streetworker Carlos Goeschel (von links). | Bild: Sabine Busse

Auch Ausflüge zum Europapark werden organisiert

Nadine Behr und Juan Diabuno, der seit 2009 als Stadtjugendpfleger in Überlingen im Einsatz ist, kümmern sich um das Programm des Jugendcafés, wo Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahre an drei Nachmittagen in der Woche ihre Freizeit verbringen können. Dazu organisieren sie Ausflüge, wie beispielsweise in den Pfingstferien zum Europapark. „Wir kümmern uns um den Transport und begleiten die Gruppe“, erläutert Juan Diabuno. So könnten die Jugendlichen für einen überschaubaren Preis zu dieser beliebten Attraktion mitfahren.

Juan Diabuno ist gebürtiger Chilene und kam 2002 nach Deutschland. Er lernte die Sprache und absolvierte eine Ausbildung zum Jugend- und ...
Juan Diabuno ist gebürtiger Chilene und kam 2002 nach Deutschland. Er lernte die Sprache und absolvierte eine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher. Nach mehreren Stationen im Rahmen der Ausbildung und ersten beruflichen Schritten zog er 2009 von Ulm an den See und übernahm die Stelle des Stadtjugendpflegers. | Bild: Sabine Busse

„Das Jugendcafé ist ein niederschwelliges Angebot der Jugendarbeit, aber nicht die einzige Aufgabe“, fügt Juan Diabuno hinzu. Seine Kollegin und er sind auch Ansprechpartner, wenn die Jungen und Mädchen etwas auf dem Herzen haben. „Bei Problemen sind wir da!“.

Der Stadtjugendpfleger begleitet auch Gruppen, die sich für die Stadt einsetzen und Projekte für ihre Generation vorantreiben wollen. Juan Diabuno berichtet von Ideen, die beim Jugendforum entwickelt und dann hier mit seiner Unterstützung in die Umsetzung gebracht wurden. „Der Grillplatz hinter dem Haus ist so entstanden“, so der Stadtjugendpfleger.

Drogenkonsum ist Hauptproblem der Mobilen Jugendarbeit

Carlos Goeschels Vorgehensweise bei der Mobilen Jugendarbeit verläuft anders. „Das Hauptproblem ist der Drogenkonsum“, fasst er zusammen. Er nennt zwei Gruppen von Jugendlichen, um die er sich kümmert. Da sind junge Geflüchtete, die zum Teil unbegleitet als Minderjährige kamen und Probleme haben, hier klarzukommen. Er sucht sie beispielsweise in der Obdachlosenunterkunft auf, wo einige gelandet sind.

Carlos Goeschel, der Überlinger Streetworker, begann seinen beruflichen Werdegang als Schauspieler, arbeitete später als Theaterpädagoge ...
Carlos Goeschel, der Überlinger Streetworker, begann seinen beruflichen Werdegang als Schauspieler, arbeitete später als Theaterpädagoge und schloss die Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher an. Seit 2007 ist bei der Kinder- und Jugendhilfe Linzgau beschäftigt, wo er unter anderem eine Wohngruppe mit unbegleiteten, minderjährigen Geflüchteten leitete. Vor viereinhalb Jahren übernahm Carlos Goeschel die Aufgaben der mobilen Jugendarbeit. | Bild: Sabine Busse

Die andere Gruppe besteht aus Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahre, die sich oft am Bahnhof aufhalten. Carlos Goeschel betont, wie wichtig es sei, sich den Jugendlichen mit Respekt zu nähern und Vertrauen aufzubauen, so dass sie ihn bei Problemen ansprechen.

Das könnte Sie auch interessieren

Mitmachprojekte sind auch Präventionsarbeit, sagt der Streetworker

Carlos Goeschel macht dazu Angebote zur Prävention und initiiert Beteiligungsprojekte wie aktuell Überlingen Meine Hood, bei dem es um die Mitsprache bei Gestaltung beliebter Treffpunkte geht. Mit einer Kanutour im Sommer auf dem Rhein will er Spaß, gemeinsame Erlebnisse und positive Selbsterfahrung bieten, als Gegenentwurf zu Mutlosigkeit und Drogenkonsum. „Das ist auch Präventionsarbeit“, sagt Goeschel.

Auch das gehört zum Job dazu. Carlos Goeschel (links) und Omar Idbelkhir 2019 beim Kochen im Jugendcafé. Die beiden Jugendbetreuer sind ...
Auch das gehört zum Job dazu. Carlos Goeschel (links) und Omar Idbelkhir 2019 beim Kochen im Jugendcafé. Die beiden Jugendbetreuer sind in diesem Fall nur Küchengehilfen, denn fürs Kochen sind ihre Schützlinge verantwortlich. | Bild: Stefan Hilser

Carlos Goeschel würde gerne Verein ins Boot holen

„Eines unserer Ziele ist es, dass wir von der Mobilen Jugendarbeit in Angebote des Jugendreferats vermitteln“, so der Streetworker. Beim Aktionstag zu Überlingen Meine Hood beispielsweise sei auch das Jugendreferat beteiligt. Er könne sich aber noch mehr gemeinsame Aktionen vorstellen, wie ein erweitertes Angebot des Mitternachtssports, der im Winter einmal im Monat in der Wiestorhalle für 14 bis 17-Jährige stattfindet. Goeschel würde gerne Ältere einbeziehen und die Vereine mit ins Boot holen. Aufgaben und Ideen gibt es genug, jetzt wird es Zeit, dass er Verstärkung bekommt.