Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer hat dieses Sprichwort nicht während der Schulzeit im Deutschunterricht als Thema für eine Erörterung bekommen. Inwieweit lässt sich das Glück schmieden? Welche Bedingungen braucht es dazu? Welche Fähigkeiten sind erforderlich? Fragen, die während der Corona-Pandemie viele Menschen beschäftigt haben. Beim Schmieden des Glücks will die Überlingerin Sonja Gröner helfen: Sie arbeitet als Coach und hat jetzt eine Ausbildung zur Happiness-Trainerin absolviert.
Auch in der Corona-Zeit lässt sich der Blick neu justieren
„Raus aus der Komfortzone – hinein in die Fülle des Lebens und ins Wachsen und Glücklichsein“, so lautet ihr Leitsatz. Die Fülle des Lebens war durch die Corona-Pandemie deutlich eingeschränkt. Doch auch in diesen Zeiten lasse sich der Blick neu justieren. Die Sozialpädagogin und diplomierte Sozialarbeiterin selbst tat dies mit dem Fernstudium. Ein erstes Seminar bot sie im Frühjahr bereits an – und stellte dabei zugleich den großen Bedarf fest. „Ich hatte das im Internet ausgeschrieben“, sagt Gröner: „Innerhalb eines Tages waren alle zwölf Plätze belegt.“ Gerichtet war es an „Frauen, die ihr Gluck nicht dem Zufall uberlassen wollen“.

In Skandinavien sind Menschen traditionell glücklicher als in Deutschland
„Pursuit of happiness“, das Streben nach Glück, ist in den Verfassungsgrundsätzen der USA verankert. Nach seinem Glück zu streben, glücklich zu sein – wofür es ja inzwischen Ranglisten gibt – das erscheint in diesen pandemischen Zeiten leichter gesagt als getan. Die Skandinavier schneiden hier traditionell gut ab. 2017 lagen die Norweger an der Spitze, im Vorjahr waren es die Finnen vor den Dänen und den Schweizern. Deutschland landete zwischen Irland und den USA auf dem 17. Platz. Auf den letzten Platz zurück gefallen – wen wundert‘s – ist inzwischen das leidgeprüfte Afghanistan.
Der vielgerühmte abgelegene Himalaya-Staat Bhutan nutzt zwar als einziges Land der Welt das sogenannte Bruttonationalglück anstelle des Bruttoinlandsproduktes als hauptsächlichen Entwicklungsindikator. In der jüngsten Hitliste liegt Bhutan allerdings auch nur auf Platz 97.

Doch neben den äußeren Bedingungen und Umständen gibt es auch innere Faktoren, die zum Glücklichsein beitragen können. Die „Anleitung zum Unglücklichsein“ hat der amerikanische Psychiater Paul Watzlawick verfasst. Er nennt eindrückliche Beispielen, wie man sich das Leben allein durch eigene Gedankengebäude ganz leicht schwerer machen kann als unbedingt erforderlich. Doch es geht auch anders.
Auch schwere Zeiten haben positive Momente
Kann man das Glücklichsein trainieren? „Ja, das geht“, sagt Sonja Gröner: „Denn es kommt immer darauf an, wohin man seine Scheinwerfer ausrichtet.“ Auch in schweren Zeiten ließen sich positive Momente im Alltag entdecken. „Man muss nur seine Antennen entsprechend fokussieren.“ In problematischen Situationen falle dies zunächst vielleicht nicht ganz leicht. „Doch man kann und muss es gezielt üben“, sagt die Happiness-Trainerin. Aufmerksamkeit und Achtsamkeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie bewusst auf Dinge zu lenken, die gut sind, ist für Sonja Gröner eine wichtige Strategie: „Das lässt sich auch automatisieren.“
So führt der Weg raus aus Passivität und Opferrolle
Gröner nennt Leitfragen, die bei der Neuorientierung helfen können. „Was macht das Leben für mich lebenswert? Welche Werte sind mir wirklich wichtig? Handle ich auch danach?“ Gegebenenfalls könne man einiges nachjustieren. Vor allem aber gelte es, aus der Passivität und einer gefühlten Opferrolle herauszukommen und aktiv werden. „Die Devise muss sein: Ich mache mich auf den Weg.“ Positive Emotionen, flexibles Denken und kreatives Problemlösen sind für die Happiness-Trainerin wichtige Bausteine dazu. Vor allem aber: Glück dürfe man nicht als fernes Ziel für die Zukunft anstreben. „In dieser Zeit läuft das Glück an mir vorbei.“ Stattdessen gelte es zu üben, die positiven Momente der Gegenwart wahrzunehmen und zu genießen.
Beziehung zu Menschen ein entscheidender Faktor
„Eine ganz wichtige Rolle spielen die Beziehungen zu Menschen“, erklärt Gröner. „Sie können einem Energie geben.“ Dies könnten positive Beziehungen zu Nachbarn sein oder zu Mitgliedern in einem Verein. „Auch kann hier geben manchmal glücklicher machen als nehmen“, sagt die Happiness-Trainerin und nennt die so genanntem „Random Acts of Kindness“‘. Kleine ungeplante Freundlichkeiten oder gute Taten, die man unbekannten Menschen zukommen lässt. „Zum Beispiel, dass man eine Tasse Kaffee extra bezahlt für jemanden, der sie sich vielleicht nicht leisten kann,“ sagt Sonja Gröner: „So kleine Dinge können glücklich machen.“