Tatsächlich war es ein sprechender, trialogischer Austausch, dem das Publikum da lauschen konnte. Sechs Tänzerinnen übersetzten auf der Bühne der Musical Pop Dance Academy in der Hägerstraße eine halbstündige moderne Choreographie in ausdrucksstarke, erzählerische Bilder. Die Tanzgruppe illustrierte dabei Wortpassagen aus Rainer Maria Rilkes „Sonetten an Orpheus“, die ihnen Co-Regisseur Markus Zmolnig aus dem akustischen Off zuraunte. Als Dritter gesellte sich zum Sprechverbund der Pianist Helge Breitsprecher, indem er dem dynamischen Geschehen des Tanzes und den lyrischen Textassoziationen eine Klangschicht aus Harmonien, Linien und Rhythmen unterlegte.
Der tragische Orpheus-Mythos – der klagende Sänger verliert seine geliebte Eurydike letztendlich an das Totenreich – erfuhr so eine sehr einleuchtende, perspektivenreiche Interpretation. Dieses vielgliedrige, spannungsvolle, beinahe multimediale Szenario konnte bei aller improvisatorischen Impulsivität nur auf Basis einer ausgeklügelten Choreographie entstehen, für die hauptsächlich Scarlett Mattka verantwortlich zeichnete. Als Leiterin der Musical Pop Dance Academy hat sie Koevo – italienisch für „zeitgenössisch“ – im Jahr 2022 gemeinsam mit Markus Zmolnig gegründet und seither weiterentwickelt, sodass die Truppe mit ihren inzwischen sechs Tänzerinnen zu einem stabilen Ensemble zusammengewachsen ist.
Der Tanz sprach auch zu den Zuschauern, unter ihnen OB Jan Zeitler. Er zeigte sich geradezu überrascht vom Niveau des Dargebotenen und schien dem Anspruch der Kompanie, mehr als bisher die regionalen und überregionalen Bühnen und auch attraktivere Spielstätten zu erobern, folgen zu können. Jedenfalls stellte er sogleich Überlegungen an, wie man dem Koevo-Projekt in Zukunft prominentere Orte und Gelegenheiten für Auftritte gewinnen könnte. Eine „Überlingen Dance Academy“ stünde seiner Stadt sicher gut zu Gesicht – die Mattka-Leute vernahmen es mit Wohlgefallen.