Grischa hat es geschafft. Er kann heute sein Seepferdchenabzeichen mit nach Hause nehmen. Der Zehnjährige stammt aus der Ukraine und lebt mit seiner Mutter seit einigen Monaten in der Nähe von Überlingen.

Mindestens ebenso wie der Junge freut sich Roland Hipper über den Erfolg. Er hat in diesem Herbst zwei Schwimmkurse in der Therme für Flüchtlingskinder aus der Ukraine organisiert. Der erste ist bereits abgeschlossen, der zweite läuft noch bis Dezember. Der ehrenamtliche Helfer kann dabei auf einige Erfahrung zurückgreifen – schon vor der Pandemie hat er dafür gesorgt, dass Kinder aus Flüchtlingsfamilien schwimmen lernen.

Die Kinder fangen mit der kurzen Strecke bis zur Leiter und unterstützt von Schwimmhilfen an.
Die Kinder fangen mit der kurzen Strecke bis zur Leiter und unterstützt von Schwimmhilfen an. | Bild: Sabine Busse

Bis die Kinder im Grundschulalter in der Überlinger Therme zum ersten Mal ins Wasser können, ist einiges zu tun: Es müssen Spendengelder akquiriert, die Trainer organisiert und Flüchtlingsfamilien informiert werden. Wenn dann die Verwaltung der Therme einverstanden ist und wie in diesem Jahr jeweils zwei Begleitern freien Eintritt gewährt, kann die Gruppe von sechs Kindern aus der Ukraine jeden Montag mit Andrea Bühler das Schwimmen üben.

Die Inhaberin einer Schwimmschule wird heute von Conny Geppart unterstützt. Eine halbe Stunde lang üben sie Schritt für Schritt mit den Kindern die Bewegungen und bauen Ängste ab. „Das ist sehr individuell“, sagt Andrea Bühler. Manche Kinder würden sich am liebsten einfach ins Wasser stürzen, andere trauten sich nicht in die Nähe. Dass die Kinder, die gerade eine Flucht aus dem Heimatland hinter sich haben, besonders vorsichtig sind, hat sie nicht beobachtet. „Diese Gruppe ist eher besonders lebhaft“, sagt sie. Da müssten sie und ihre Kollegin manchmal bremsen. Aufgefallen ist ihr aber, dass Kinder aus Überlingen mehr Erfahrung mit Wasser hätten.

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„Gerade hier am See sollten die Kinder schwimmen können“, betont Roland Hipper und erinnert daran, wie schnell es hier zu tragischen Unfällen kommen kann. Daher freut er sich besonders, dass die Initiative „Überlingen hilft“ und eine großzügige Spenderin die Mittel zur Verfügung gestellt haben, um die Kursgebühren sowie den Eintritt zu finanzieren.

Von solchen Themen unbelastet trainieren die Kinder im Becken gerade eifrig die Beinbewegungen. Das absolviert Grischa zum Aufwärmen schon souverän, der fünfjährige Thion macht es ihm nach. „Die Kinder in der Gruppe kennen sich schon gut, da eifern die Kleinen den Großen nach“, berichtet Andrea Bühler. Auch die Verständigung klappt reibungslos, obwohl die Übersetzerin heute nicht kommen konnte.