„Einmal hat es mich so richtig hingelegt“, erzählt Ganzjahresradler Jens Gohres. Das war im Winter auf einer Eisplatte kurz nach Verlassen seiner Wohnung in Untermaurach. „Damals wurde hier noch nicht geräumt“, sagt der 56-Jährige, der täglich nach Radolfzell pendelt – meist mit Faltrad und Zug ab Überlingen. „Eis ist kritisch“, so Gohres, doch ansonsten sei das Radfahren im Winter kein Problem. Und seine Pendlerwege seien meist auch recht gut geräumt.
Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des Fahrradclubs ADFC, weiß da Anderes zu berichten. Auch er radelt das ganze Jahr über, stößt dabei aber immer wieder beispielsweise „auf Schneehaufen, die von der Straße auf die Radwege gekippt wurden“, oder auf gefährliche Eisflächen, „weil das Wasser aus den Schneehaufen auf den Radweg läuft und dort wieder gefriert“. Er berichtet weiter: „Wenn nach dem Schneefall die Straßen geräumt und gestreut sind, ist dort meist alles gut.“ Doch Rad- und Fußwege müssten dann eigentlich weiter betreut werden, um derlei Gefahrenquellen aus dem Weg zu räumen.
Und was bei den Räumkonzepten der Gemeinden oft vergessen werde, seien die tatsächlichen Hauptverkehrsachsen des Radverkehrs. Geräumt würden die offiziellen Radwege. Doch die tatsächlich genutzten Radstrecken, ob zur Arbeit oder zur Schule, führten oft auch durch Wohnstraßen. „Dann setzen wir uns mit den Gemeinden zusammen und versuchen, das zu verbessern“, sagt Glatthaar.
Doch wer ist überhaupt für die Betreuung der Radwege zuständig? Das hat sich über die Jahre mehrfach geändert. Innerorts ist dies Pflicht der Gemeinden. Überörtlich sei bis 2005 das Land Baden-Württemberg zuständig gewesen, so die Auskunft aus dem Landratsamt Bodenseekreis, seither seien es die Landkreise. Der Bodenseekreis habe allerdings Vereinbarungen mit den Kommunen getroffen, dass diese – bislang mit Ausnahme von Tettnang – die Betreuung übernehmen und dafür vom Kreis bezahlt werden. Der Hintergrund laut Behörde: Der Kreis verfüge nicht über genügend Schmalspurfahrzeuge, um all die Radwege bedienen zu können.
Somit ist in und um Überlingen die Stadt zuständig. Die Radwege würden in die Streckenpläne der Kleinfahrzeuge integriert, heißt es seitens der Stadtverwaltung, und hätten mit ihrer wachsenden Bedeutung in den vergangenen Jahren auch im Winterdienst immer mehr Priorität bekommen. Dabei werden die Radwege nicht mit Salz, sondern mit Split gestreut. Allerdings nur mäßig, da sonst die Gefahr durch Split irgendwann größer werde als die durch Eis und Schnee, wie es von der Stadt heißt. Winterradler wie Gohres und Glatthaar sind sich jedenfalls einig: Radeln macht auch im Winter Spaß, sofern die Wege sicher sowie Kleidung und Licht gut sind.