Es war ein wahrlich beeindruckendes Bild. Kaum war es am Montagabend dunkel, leuchtete die Alte Fabrik Mühlhofen in tiefem Rot. Auch der Mantelhafen in Überlingen war in ein tiefes Rot getaucht. Allerdings gab es an den Plätzen weder eine anrüchige Show, noch ein größeres Konzert oder Kabarett. Es sollte ein Appell, ein Hilferuf, ein Mahnmal und ein klares Zeichen der katastrophalen Situation der Veranstaltungsbranche sein. Es war die „Night of Light“.
Diese deutschlandweite Aktion wurde von der Interessen- und Arbeitsgemeinschaft aus der Veranstaltungswirtschaft initiiert. Sie rief dazu auf, ein „Licht-Monument“ zu schaffen. Ziel der Aktion ist es, einen Branchendialog mit der Politik zu initiieren. Ein Dialog, der laut Initiatoren bitter notwendig sei, da die ersten Betriebe bereits insolvent sind und weitere hunderttausende Jobs auf dem Spiel stehen.

90 Prozent der geplanten Aufträge weg
Einer, der ebenfalls von der Corona-Situation stark betroffen ist, ist Stefan Burgenmeister von B. Light Veranstaltungen aus Altheim, der am Montagabend die Alte Fabrik in Mühlhofen in rotes Licht getaucht hat. Der Meister für Veranstaltungstechnik ist auf vielen Messen im Einsatz, betreut Veranstaltungen wie Schloßseefest Salem, Bodensee Weinfest Meersburg und Bodensee Fightnight und ist Haustechniker in der Alte Fabrik. „Am 10. März fielen mir innerhalb von einer Woche nahezu alle Veranstaltungen weg“, erzählt Stefan Burgenmeister. „Das waren damals etwa 90 Prozent der geplanten Jahresaufträge.“ Er hat zwar umgehend die Soforthilfe beantragt und diese auch „reibungslos und unbürokratisch“ erhalten, allerdings waren die 9000 Euro lediglich der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“, wie er es formuliert. „Das reichte etwa einen Monat, um die laufenden Kosten von Lager, Unterhalt, Leasing und Versicherungen zu decken“, erzählt Stefan Burgenmeister.

Derzeitige Engagements deckeln nur die Kosten
Der Veranstaltungstechniker ist aber keiner, der den Kopf in den Sand steckt. „Ich habe mich sofort nach Alternativen umgeschaut“, berichtet er. „Seit dem Lockdown bietet er mehrere Livestreams an und war beim Autokino in Unteruhldingen beteiligt. „Natürlich ist es super, dass wir hier etwas zu tun haben“, so Burgenmeister. „Allerdings dienen diese Aufträge hauptsächlich dafür, die Kosten zu deckeln. Geldverdienen kann man mit diesen Jobs nicht.“ Grund dafür seien die Auflagen, die vom Land gemacht werden. Diese betreffen vor allem die Veranstalter und die Veranstaltungstechniker.

Wichtig sei in dieser Zeit kreativ zu sein und Alternativen zu finden, so der Altheimer. Auch wenn momentan nicht an ein wirtschaftliches Arbeiten zu denken ist, bleibt Stefan Burgenmeister zuversichtlich: „Man muss versuchen, sich neu auszurichten und vor allem möglichst schnell auf die Nachfrage des Marktes zu reagieren.“ Er kennen bereits drei Kollegen, die ihr Gewerbe der Veranstaltungstechnik abgemeldet haben und mittlerweile anderweitig arbeiten. „Für mich ist das keine Alternative“, betont er ausdrücklich.
Kurzfristig keine Besserung in Sicht
Allerdings sieht er kurzfristig keine große Besserung. „Natürlich habe ich die Hoffnung, dass sich vieles möglichst bald wieder normalisiert – vor allem in der Veranstaltungsbranche“, so Stefan Burgenmeister. „Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass es dieses Jahr diesbezüglich ziemlich zäh werden wird.“ Deshalb wird er weiterhin seinen Fokus auf Livestreams von Veranstaltungen wie beispielsweise Gottesdienste legen. Allerdings gibt es bereits noch nicht spruchreife Pläne, die nicht nur für Abwechslung im momentan tristen Alltag des Veranstaltungstechnikers sorgen würden, sondern auch wirtschaftlich wieder etwas attraktiver werden.
Night of Light
Die Aktion „Night of Light“ initiierte die Interessen- und Arbeitsgemeinschaft aus der Veranstaltungswirtschaft. Es rief alle Veranstalter, Event-Agenturen, Messegesellschaften, Messebauer, Caterer, Non-Food-Caterer, Technikdienstleister, Dekofirmen und Einzelunternehmer aus der Veranstaltungswirtschaft auf, Firmensitze oder markante Gebäude rot anzustrahlen. Damit soll auf die wirtschaftlich katastrophale Situation und die Perspektivlosigkeit der Veranstaltungsbranche aufmerksam gemacht werden. Ziel ist es, mit dieser Aktion die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zu wecken und vor allem einen konstruktiven Branchendialog mit der Politik anzustoßen, um Lösungen und Wege aus der dramatischen Lage zu finden und zu entwickeln.
Der Vorwurf lautet, dass die wirtschaftliche Durchführung von Veranstaltungen unter den geltenden Restriktionen und notwendigen Hygieneregelungen zurzeit und bis auf weiteres nicht mehr möglich sei. Die Veranstaltungswirtschaft befinde sich auf der „Roten Liste“ der aussterbenden Branchen. Es sei die erste Branche, die in den Lockdown geschickt wurde und mit Abstand die letzte, bei der wieder gelockert werde. Es seien ein Milliardenmarkt sowie hunderttausende Arbeitsplätze in Gefahr. Die Farbe Rot soll dabei die Leidenschaft unterstreichen, mit welcher die Branche ihren Beruf ausübt und zeigen, wie sehr die Mitarbeiter brennen, um wieder loslegen zu dürfen.
Weitere Informationen im Internet:
http://www.night-of-light.de