An der künstlichen Brutwand der Waldrappe unterhalb von Hödingen bei Überlingen herrscht wieder Hochbetrieb. Mit Zoppo, Urmel und Co. sammeln die erwachsenen Rückkehrer der ersten Bodenseegenerationen hier eifrig Nistmaterial und bauen an ihren neuen Nestern. Dagegen ist auch der zweite Anlauf für eine Handaufzucht frisch geschlüpften Nachwuchses aus Österreich beim Flugplatz Binningen im Hegau gescheitert. Die ersten beiden Generationen waren 2017 und 2018 in Hödingen flügge geworden, eine weitere Generation 2019 in Heiligenberg. Dann kam Corona.
Zwei eingeplante Ziehmütter sind an Corona erkrankt
Weitere Jungvögel sollten zur Stärkung der gesamten Population am Bodensee bereits im Vorjahr im Hegau fliegen lernen, um von den erwachsenen Rückkehrern am See nicht verwirrt zu werden. Nun wurde die Fortsetzung der Handaufzucht auch 2022 ein Opfer des Virus, wie das Waldrappteam in seiner aktuellen Information mitteilt. „Schon wieder Covid“, klagen die Verantwortlichen. „Trotz Impfung und über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehenden Schutzmaßnahmen sind zwei Personen infiziert.“
Vögel werden erneut in Österreich für den Flug ins Winterquartier trainiert
Da durch Covid die Anzahl der zur Verfügung stehenden Ziehmütter dezimiert ist, muss das Projektteam die ursprünglich für Anfang Mai geplante Übersiedlung in ein Camp am Flugplatz Binningen bei Hilzingen erneut um ein Jahr verschieben. Wie bereits im Vorjahr werde man stattdessen die Vögel am Wallersee in Österreich trainieren, um sie von hier aus in ihr Winterquartier in der Toskana zu führen. Die Vögel sollten dann in die beiden Brutkolonien Kuchl im Land Salzburg und Burghausen in Bayern integriert werden.
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Team rechnet mit sieben bis acht Brutpaaren
Sehr gut entwickelt sich unterdessen die Brutkolonie in Überlingen, trotz der seit 2020 verhinderten weiteren Auswilderung von Handaufzuchten. Am Wochenende waren bereits elf Waldrappe in Überlingen angekommen. Weitere elf Vögel befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg aus ihrem Winterquartier in der Toskana nach Überlingen. So rechnet das Projektteam in diesem Jahr am Bodensee mit sieben bis acht Brutpaaren.

Zwei bis drei Familien sollen in eine Felsnische umgesiedelt werden
Im Juni ist der Transfer von zwei bis drei Brutpaaren samt Küken aus der künstlichen Brutstruktur bei Überlingen in eine große Felsnische am Katharinenfels entlang des Bodenseeufers geplant. Geeignete Stellen in der Molassewand waren im Vorjahr bereits geprüft und für gut befunden worden. Ein solcher Transfer habe schon in Kuchl sehr gut funktioniert und rasch dazu geführt, dass die gesamte Kolonie nur noch in der Felswand brütet. „Wir sind zuversichtlich, dass dieser wichtige Schritt in der Kolonien-Neugründung auch in Überlingen erfolgreich sein wird“, erklärt Projektleiter Johannes Fritz.