Bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr waren die spitälischen Alten- und Pflegeheime St. Ulrich und St. Franziskus für Besucher zwei Monate lang komplett geschlossen. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn kein Bewohner und auch kein Pfleger war zu dieser Zeit mit dem Coronavirus infiziert.

Dennoch: Die in der Regel betagten Menschen machten eine harte Zeit durch, da sie keinen persönlichen Kontakt mit ihren Familienangehörigen pflegen durften. Das wiederholt sich nun im St. Franziskus. Grund: Dort sind vier Bewohner und vier Betreuer positiv auf Covid-19 getestet worden, wie die Stadt mitteilt. Im St. Ulrich hat sich ein Pfleger das Virus eingefangen, in der Einrichtung gelten jetzt eingeschränkte Öffnungszeiten.

Aus drei Epochen stammen die Bauteile des Alten- und Pflegeheims St. Ulrich, das bis 2010 noch teilsaniert worden war. Hier hat sich ein ...
Aus drei Epochen stammen die Bauteile des Alten- und Pflegeheims St. Ulrich, das bis 2010 noch teilsaniert worden war. Hier hat sich ein Pfleger mit dem Coronavirus angesteckt. | Bild: Hanspeter Walter Journalist-Texte-Bilder

Die infizierten Bewohner sind mithilfe von PCR-Schnelltests festgestellt worden. Sie befinden sich jetzt in der sogenannten Kohortenisolierung. Das ist eine seuchenhygienische Maßnahme, bei der nachweislich erkrankte Patienten gemeinsam untergebracht werden, um das weitere Verbreiten eines Erregers zu unterbinden, so das Robert-Koch-Institut.

Die Pfleger, die sich exklusiv um diese Patienten im St. Franziskus kümmern, sind nicht nur so wie alle ihre Kollegen seit dem 16. November mit FFP-2-Masken ausgestattet, sondern tragen obendrein eine persönliche Schutzausrüstung (PSA), bestehend aus Schutzkittel, Einweghandschuhen und Schutzbrille. Die übrigen Bewohner, also die große Masse, steht unter freiwilliger Quarantäne, die voraussichtlich am 1. Dezember endet. Bis dahin werden Pfleger und die nachweislich Infizierten regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Ab dem 3. Dezember, so teilt das Rathaus als Träger der Einrichtung mit, könnten die Bewohner „vorläufig wieder besucht werden“.

Barbara Jungwirth, Leiterin der spitälischen Alten- und Pflegeheime: „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Infektionsgeschehen in ...
Barbara Jungwirth, Leiterin der spitälischen Alten- und Pflegeheime: „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Infektionsgeschehen in unseren Einrichtungen mit den ergriffenen Maßnahmen brechen können.“ | Bild: privat

Im St. Ulrich hat sich ein Pfleger mit dem Coronavirus angesteckt. Da der Mann zu diesem Zeitpunkt aber schon mit einer hochwertigen FFP-2- Maske ausgestattet gewesen sei, könne ausgeschlossen werden, dass er das Virus an Heimbewohner weitergegeben habe, sagt eine Rathaussprecherin auf Nachfrage. Natürlich habe man auch in dieser Sache Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten und in der Einrichtung gelten jetzt verkürzte Besuchszeiten.

Die Leiterin der Alten- und Pflegeheime St. Ulrich und St. Franziskus, Barbara Jungwirth, blickt trotz der vielen neuen Herausforderungen für sich, ihr Team und die Heimbewohner positiv in die Zukunft: „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Infektionsgeschehen in unseren Einrichtungen mit den ergriffenen Maßnahmen brechen können.“ Alle Bewohner hätten großes Verständnis für die Einschränkungen, das Pflegepersonal arbeite wie immer sehr sorgfältig und streng nach den Schutz- und Hygieneanordnungen.

Sie betont, dass sich die beiden spitälischen Alten- und Pflegeheime an die nochmals verschärften Hygiene- und Reinigungsstandards hielten und sie in einem permanten Austausch mit den zuständigen Aufsichtsbehörden stünde, da es für das Management von Ausbrüchen in Altenheimen und medizinischen Einrichtungen erweiterte Empfehlungen gebe.

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Und wie sieht es bei den privaten Senioreneinrichtungen in Überlingen aus? Im Haus Rengold, das von einem Verein getragen und auf Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes betrieben wird, sind laut Auskunft einer Sprecherin keine Corona-Fälle zu verzeichnen, weder bei den rund 135 Bewohnern noch beim Pflege- und Betreuungspersonal.

Gute Nachrichten kommen auch aus dem Augustinum. Die Seniorenresidenz ist coronavirusfreie Zone, wie Sprecher Matthias Steiner auf Nachfrage klar macht. Von den Mitarbeitern sei eine Kollegin infiziert. Sie habe sich offenbar über einen Kontakt außerhalb des Hauses angesteckt. Die Kollegin sei derzeit nicht im Dienst und kehre erst nach ärztlicher Freigabe zurück.

Der Eingangsbereich zum Augustinum Überlingen. In der Einrichtung ist bei einer Betreuungskraft das Coronavirus diagnostiziert worden, ...
Der Eingangsbereich zum Augustinum Überlingen. In der Einrichtung ist bei einer Betreuungskraft das Coronavirus diagnostiziert worden, sie ist in häuslicher Quarantäne. Alle rund 200 Bewohner sind symptomfrei. | Bild: Hilser, Stefan

Sollte ein Infektionsfall im Augustinum auftreten, so habe die Einrichtung den Vorteil, dass die Bewohner jeweils ihre eigene abgeschlossene Wohnung im Haus haben. Eine Selbstisolierung sei daher ohne Aufwand herstellbar. In Betreuung und Versorgung sei das Augustinum auf einen solchen Fall vorbereitet, unter anderem durch detaillierte Hygieneregelungen und entsprechende Schutzausrüstung, die je nach Situation und in Abstimmung mit Gesundheitsbehörden und mit den ärztlichen Beratern angewendet werden. Andere Bewohner könnten daher in einem solchen Fall im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten weiterhin Besuch empfangen.