„Das kommt zum energiepolitisch richtigen Zeitpunkt“, sagte OB Jan Zeitler und meinte nicht den strahlenden Sonnenschein. Vielmehr bezog er sich beim Baustart der Freiflächen-Solaranlage oberhalb des Schättlisbergs auf die Energiewende sowie die aktuelle geopolitische Lage. „Wir wollen die Autarkie bei der Energieversorgung“, sagte Zeitler weiter.
Eingeladen zum Pressetermin hatte die Stadtwerk am See GmbH, die Bauherr der 4300 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlage neben der Hackschnitzel-Heizung ist. 864 Kollektoren werden auf dem von Straßen umschlossenen Gelände künftig für die Wärmeversorgung der angrenzenden Wohnbereiche mit regenerativer Energie sorgen.

„Für uns ist das ein Prestigeprojekt von bedeutender Größenordnung“, sagte Alexander-Florian Bürkle. In Zeiten großer Abhängigkeit von Rohstoffen sei dies zukunftsorientiert, so der Geschäftsführer des Stadtwerk am See. Rund drei Millionen Euro investiert der größte Energieversorger im Bodenseekreis in das Projekt.
Drittgrößte Anlage in ganz Baden-Württemberg
„Das wird die drittgrößte Solarthermie-Anlage in Baden-Württemberg“, so Bürkle weiter. Auch das Holz für die Hackschnitzel-Heizung stamme aus der Region und sei über langfristige Lieferverträge abgesichert. Schließlich sei die Stadt Überlingen zusammen mit dem Spital- und Spendenfonds Inhaberin großer Waldflächen, fügte Jan Zeitler an.
Zusammen mit dem gerade erneuerten Kessel der Hackschnitzel-Heizung sowie einem mobilen Gas-Modul für besonders kalte Tage wird die Anlage ein gesamtes Stadtquartier mit Heizwärme und Warmwasser versorgen. Dazu zählen 850 Haushalte am Schättlisberg inklusive Neubauten der Baugenossenschaft Überlingen am Hildegardring, das Krankenhaus, das Salem Kolleg sowie das geplante Neubaugebiet Südlich Härlen samt Pflegezentrum.

Co2-Einsparung von rund 1800 Tonnen pro Jahr
„Durch die Nutzung der Sonnenenergie sparen wir rund 1800 Tonnen CO2 pro Jahr ein“, betonte Andreas Bachmaier, Leiter Energiesysteme beim Stadtwerk am See. Er erklärte das Prinzip: Die Solarthermie-Anlage verfügt über einen geschlossenen Wasserkreislauf. Das in den Paneelen von der Sonne erhitzte Wasser gibt die Energie über Wärmetauscher ab. Ein neuartiges Drei-Leiter-Wärmenetz sorge zudem für eine noch effizientere Nutzung, so Bachmaier. In der Regel würde das auf 60 Grad abgekühlte Wasser zurück zum Kraftwerk geleitet. Hier will man es weiter für die Betreibung von Fußbodenheizungen einsetzen und damit länger nutzen.
Da regenerative Energie nicht immer und rund um die Uhr gewonnenen werden kann, braucht die Anlage Speicherkapazitäten. Das werden drei große Tanks im rückwärtigen Bereich des Kraftwerks übernehmen. Bachmaier beschrieb die sogenannten Pufferspeicher als „große Thermoskannen“, in denen das warme Wasser konserviert wird und damit Flexibilität gewährleiste.
Speicherelemente vier Meter niedriger als geplant
Die ursprüngliche Planung sah Tanks mit einer Höhe von 17 Metern vor. Das hatte im Gemeinderat, der die Änderung des Bebauungsplans beschließen musste, für Diskussionen gesorgt. Dies habe man zum Anlass genommen noch einmal nachzubessern, erläuterte Alexander-Florian Bürkle. Die drei Speicher-Elemente werden jetzt nur 13 Meter hoch sein und dafür einen größeren Umfang haben. Dazu wurde bereits eine Vertiefung ausgehoben, um sie zumindest teilweise in den Boden und damit aus dem Sichtfeld der Bewohner Aufkirchs zu setzen. Damit würden die Pufferspeicher optisch hinter den bereits vorhandenen Bäumen verschwinden, so Bürkle.
Der Geschäftsführer rechnet mit der kompletten Fertigstellung der Solarthermie-Anlage bis Ende des Jahres. „Wenn alles gut läuft, gehen wir im Herbst in Betrieb“, hofft Bürkle. Um keine Zeit zu verlieren, war der Baustart im kleinen Kreis angesetzt. „Aber das Richtfest kommt ja auch noch“, ergänzte Jan Zeitler.