Mit einem glatten Schnitt wurde er gefällt: Wo sonst ein Biber sein Unwesen treibt, hat nun ein unbekannter Baumfrevler sein Werk verübt. An der Promenade zwischen Liebesinsel und Kellerwerft sägte er oder sie einen Baum um und ließ ihn liegen. Die Stadtverwaltung vermutet, dass die Tat am Wochenende vom 21./22. Januar verübt wurde. Ans Rathaus gemeldet wurde die Sache am Montag, 23. Januar.

Im Bereich der Liebesinsel fiel dieser Baum einem Biber zum Opfer.
Im Bereich der Liebesinsel fiel dieser Baum einem Biber zum Opfer. | Bild: Hilser, Stefan

Neue Qualität an Zerstörungswut

Entlang der Ostpromenade sei es in den vergangenen Jahre bereits mehrfach zu ähnlichen Fällen gekommen. Die Verwaltung spricht von „unberechtigtem Zurückschneiden von Gehölzen auf öffentlichem Grund“. Bei den Gehölzen handle es sich meist um eher strauchförmig wachsende Weiden im Bereich des Ufersaums. Jetzt sei aber eine neue Qualität zu verzeichnen: „Das Umsägen eines frisch gepflanzten Baumes, der mit Dreibock und Anbindung gesichert, sowie mit Wässerungssack versehen war, ist bisher nicht vorgekommen und stellt eine klare Verschärfung der Sachbeschädigungen dar.“

Aus einer anderen Perspektive betrachtet: Zwischen der Wohnanlage Fünf Mühlen und Kellerwerft an der Uferpromenade von Überlingen wurde ...
Aus einer anderen Perspektive betrachtet: Zwischen der Wohnanlage Fünf Mühlen und Kellerwerft an der Uferpromenade von Überlingen wurde diese Erle einfach umgesägt. | Bild: Hilser, Stefan

Finanzieller Schaden 1500 Euro

Bei dem zerstörten Baum mit seiner auffallend roten Färbung und seiner hellen Rinde handelt es sich um eine Purpurerle. Ihre genaue Bezeichnung lautet Purpurerle Alnus x spaethii. Laut der Mitteilung aus dem Rathaus sei der Jungbaum ein Jahr lang entlang der Bahnhofstraße in der Grenzenlosallee der Landesgartenschau gestanden, er sei dort gepflegt und gewässert worden. „Allein die Kosten zur Neubeschaffung eines Baumes in dieser Qualität betragen nach derzeitigem Wert rund 760 Euro“, teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Den Gesamtschaden einschließlich Pflanzung, Pflege und Befestigung beziffert das Rathaus auf etwa 1500 Euro.

Stadt stellt Strafanzeige

Wie die städtische Pressestelle auf Nachfrage mitteilte, werde sie Strafanzeige erstatten. Auf die Frage, ob es Hinweise gibt, dass sich hier jemand dauerhaft seine Seesicht erhalten wollte, antwortete die Stadt, dass die Gehölze im Ufersaum zum natürlichen Uferbild am Bodensee gehörten. „Auch wenn der eine oder andere Baum sicherlich den ungehinderten Blick auf den Bodensee zeitweise verdeckt, so sind unsere Bäume gerade im Uferbereich sehr wertvoll und unverzichtbar, da sie die Bodenerosion durch Wellenschlag in den Bodensee mit ihrer Durchwurzelung des Ufers unterbinden, Lebensraum einer Vielzahl an Organismen darstellen und nicht zuletzt in der Hitze des Sommers den wichtigen Schatten entlang der Promenade bieten.“

„Blinder und sinnloser Vandalismus“

Der aktuelle Fall erinnert an einen Fall im Stadtgarten. Im Juli 2022 wurden sechs rund vier Meter hohe Bananenstauden umgesägt. Sie seien aufgrund ihrer imposanten Erscheinung eine große Attraktion für viele Besucher. „Leider sind sie auch ein reizvolles Objekt für blinden und sinnlosen Vandalismus“, heißt es von der städtischen Pressestelle. Auf die Strafanzeige von damals habe die Stadt bislang keine Rückmeldung der Polizei erhalten.

Gehegt und gepflegt. Der Baum steckte noch in seinem Pflanzsack.
Gehegt und gepflegt. Der Baum steckte noch in seinem Pflanzsack. | Bild: Hilser, Stefan

Unverständnis bei den Stadtgärtnern

Sachbeschädigungen an besonders wertvollen Pflanzen, wie etwa auch den Bananenstauden, sowie den Bepflanzungen der Beete im ganzen Stadtgebiet, gebe es immer wieder. Teils sei Unachtsamkeit die Ursache, teils Alkoholeinwirkung. Die gezielte Schädigung von Einzelbäumen im Stadtgebiet, sowohl frisch gepflanzte Bäume als auch Bestandsbäume, habe in den vergangenen zehn Jahre deutlich zugenommen. „Das sorgt nicht nur bei den Mitarbeitern der Abteilung Grünflächen, Umwelt und Forst für Unverständnis, sondern auch für Unmut bei den Mitarbeitern des Betriebshofs, die teilweise sehr viel Mühe in die Pflanzungen und Pflege der Gehölze investieren.“