Die Idee kam von Walter Sorms, dem Biobauern auf dem Hofgut Rengoldshausen. „Er hat mich gefragt, ob ich ihm ein Elektofahrzeug hätte, mit dem er über seine Gemüsefelder fahren kann“, erinnert sich Eric Hueber. Der Überlinger Maschinenbauingenieur, der sich seit Jahren mit Elektromobilität befasst, wollte erst mal wissen, was Walter Sorms damit machen wolle. „Substrate versprühen, um damit die Humusbildung anzuregen.“

Das Ergebnis dieser Geschichte rollt seit dem Herbst als skurriles Gefährt über die Felder des Rengo-Hofes. Und so heißt das Agrar-Sprühfahrzeug auch: „Rengo-Panda“.

„Walter Sorms hat mich gefragt, ob ich ihm ein Elektofahrzeug hätte, mit dem er über seine Gemüsefelder fahren kann.“ So ...
„Walter Sorms hat mich gefragt, ob ich ihm ein Elektofahrzeug hätte, mit dem er über seine Gemüsefelder fahren kann.“ So beschreibt Maschinenbauingenieur Eric Hueber den Anfang der Geschichte. Jetzt rollt der „Rengo-Panda“ über die Felder des Rengoldshauser Hofes, den Sorms bewirtschaftet. | Bild: Martin Baur
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Ein Kleinwagen auf Spinnenbeinen

Wären da nicht die spinnenähnlichen Beine des höher gelegten Fahrwerks und der silbern glänzende Rucksack des Rengo, könnte dieser durchaus auch als weißer Kleinwagen durchgehen, von dem aus der Landwirt vor Witterung geschützt gerade seine Pflanzen begutachtet.

Doch spätestens wenn Konstrukteur Eric Hueber das Elektrogebläse des Sprühgerätes einschaltet, das wie die Antriebsmotoren aus den Batterien gespeist wird, und die biologisch-dynamischen Präparate fein und nahezu lautlos zerstäubt, wird das eigentliche Einsatzgebiet des Rengo deutlich – so heißt es in einer Information der Hueber Maschinen- und Fahrzeugbau GmbH.

„Dass ein Bio- oder Demeter-Betrieb wie der Rengoldshauser Hof einen Elektrotraktor einsetzt, gehört heute wohl zum guten Ton“, wird Eric Hueber darin zitiert.

Über die Felder fahren, wenn der Salat schon wächst

Die Konstruktionsaufgabe, der sich Eric Hueber zu stellen hatte, war ein Gefährt, mit dem man über ein Gemüsefeld fahren kann, auf dem schon der Kohlrabi oder Salat wächst, ohne dass dieses Fahrzeug Emissionen hat, die das Gemüse kontaminieren könnten.

„Also kein Dieselantrieb, kein Hydrauliköl“, sagt Hueber, „da ist ja klar, dass das nur elektrisch geht“. Damit man über die Pflanzen fahren kann, brauche man 50 Zentimeter Bodenfreiheit, außerdem muss das hochbeinige Gefährt sich exakt in der „Pflegegasse“ des Traktors bewegen können. Und der habe eben 1,80 Meter Spurbreite. Die Karosserie war nötig, weil der Landwirt ja auch trocken sitzen soll, wenn es regnet.

„Zuerst habe ich überlegt, einen gebrauchten Smart zu kaufen, bin aber dann beim Fiat Panda fündig geworden“, erläutert Hueber. Denn der habe den Vorteil eines großen Motorraums und einer Rücksitzbank, da könne man die Batterien unterbringen. Sie werden in eine Alubox eingebaut.

Hier ist das Gebläse des Rengo aktiv.
Hier ist das Gebläse des Rengo aktiv. | Bild: HMF GmbH/Jerome Herr

Auch andere Kleinwagenkarosserien sind möglich

Um Gewicht zu sparen und damit den Druck des Fahrzeugs auf die Ackerböden möglichst gering zu halten, wollte Hueber keinen reinen E-Traktor bauen oder einen konventionell angetriebenen Schlepper umrüsten.

Viel wichtiger sind ihm der ergonomische und beim Sprühen geschützte Arbeitsplatz des Landwirts, die Umweltfreundlichkeit und trockene Unterbringung der Speicherzellen sowie deren intelligente Steuerung, um im Einsatz möglichst wenig Energie zu verbrauchen.

Aus Gründen der Ressourcenschonung, aber auch, um den Preis niedrig zu halten, hat Hueber sich für die Kleinwagenkarosserie aus der Großserie entschieden, den Panda. Verwendet werden könnte auch jeder andere Kleinwagen, dessen Motor und Getriebe kaputt oder das Fahrwerk beschädigt sind.

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Hueber rechnet sich gute Marktchancen aus

Rein elektrisch fahrende Traktoren oder Sonderfahrzeuge wie der Rengo als Agrar-Sprühfahrzeuge werden für Landwirte auch deshalb immer interessanter, weil auf vielen Bauernhöfen der eigene Strom mit Solarzellen auf dem Scheunendach oder über den Umweg einer Biogasanlage erzeugt.

So rechnet sich Hueber gute Marktchancen aus und will den Rengo-Panda mit seiner Überlinger Firma HMF-Mobility GmbH in Serie produzieren – „und für die E-Revolution auf dem Acker sorgen“, wie es in seiner eigenen Information heißt.

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Solarbahn in Schwäbisch Gmünd fährt mit Hueber-Technik

Erfahrungen gesammelt mit Elektromobilität hat Hueber mit seinem Unternehmen HMF-Mobility unter anderem bereits in Schwäbisch Gmünd. Dort baute er das ehemalige Gartenschau-Bähnchen um. Es wurde vom klassischen E-Antrieb mit Bleibatterien dank eines Lithium-Akkus und Solarzellen zu einer nahezu autark fahrenden Elektro-Stadtbahn.

Die Verbindung war zustande gekommen, nachdem Hueber für die Überlinger Landesgartenschau ein Konzept für eine Einwegebahn ausgearbeitet hatte, die hier aber abgelehnt worden war. „Jetzt fahren die Schwäbisch Gmünder ihre Leute mit Sonnenlicht spazieren“, sagt Hueber.

Ähnliche Technik hat er auch für die Firma Speedwave-Werft in Kressbronn-Gohren als Antrieb eines Sechs-Personen-Bootes eingebaut. Den Strom für die Batterien liefern ebenfalls Sonnenkollektoren, so dass das Boot nur ganz selten an die Ladestation muss.