Josef Fuchs ist eigentlich ein ruhiger Mann, doch bei diesem Thema wird er wütend. „So geht das einfach nicht weiter“, sagt der Inhaber der Überlinger Stadt-Apotheke. „Die Arbeitsumstände werden für uns immer schlechter. Wie soll man da noch kostendeckend arbeiten?“

Mit „diesen Umständen“ meint er: gestiegene Betriebskosten, immer mehr Bürokratie, höhere Tariflöhne, Inflation – und vor allem sinkende Einnahmen. Apotheken müssen seit Februar mehr Geld an die Gesetzlichen Krankenkassen abgeben. Pro rezeptpflichtiges Mittel müssen sie nun zwei Euro an die Krankenkassen abtreten, zuvor lag der Wert bei 1,77 Euro. „Das sind wenige Cent mit großer Auswirkung“, sagt Fuchs

Medikamenten-Vorrat schmilzt wie „Schnee in der Märzsonne“

Da wären auch die anhaltenden Lieferengpässe. Oft sind Medikamente wie beispielsweise Antibiotika für Kinder im Großhandel nicht oder schwierig lieferbar. Manchmal könnten er oder seine Kolleginnen nur mit erheblichem Aufwand notwendige Mittel direkt von Herstellern bestellen. Und wenn sie vorlägen, seien sie schnell weg. „An Notdienst-Tagen schmilzt der Vorrat dahin wie Schnee in der Märzsonne“, sagt der Überlinger.

Josef Fuchs, Inhaber der Überlinger Stadt-Apotheke.
Josef Fuchs, Inhaber der Überlinger Stadt-Apotheke. | Bild: Cian Hartung

Am 14. Juni will Josef Fuchs daher protestieren. Der Landesapothekerverband (LAV) und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat Apotheker dazu aufgerufen, an diesem Tag die Türen geschlossen zu halten. Die Notdienstversorgung soll aber sichergestellt bleiben, so die Verbände. Die Verbände fordern von der Bundesregierung um Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine Anpassung der rund 20 Jahre alten Honorar-Regelung für verschreibungspflichtige Medikamente sowie eine Lösung für Lieferengpässe. Laut LAV befürworten 80 Prozent der 2.200 Mitgliedsapotheken den Protest. „Momentan laufen bei vielen die Absprachen, wie das regional über die Bühne gehen soll“, sagt Pressesprecher Frank Eickmann.

Schaufenster-Protest statt Schließung

Und Fuchs? Was hat er an dem Tag genau vor? „Ich befürworte die Aktion“, sagt er. „Es würde aber nicht helfen, wenn ich schließe und das auf die Kunden abgewälzt wird.“ Daher wolle er auch an dem Tag weiter offenbleiben, im Schaufenster aber die Kunden auf die Situation aufmerksam machen.

„Wollen in der Stadt ein hartes Zeichen setzen“

Protestieren wollen auch Apotheken in Markdorf. „Wir wollen in der Stadt gemeinsam ein hartes Zeichen setzen“, sagt Matthias Maunz, Inhaber der Panda-Apotheke. „Seit mindestens zehn Jahren haben wir unsere Forderungen immer wieder vorgetragen, werden aber ignoriert.“ Wie der Protest genau aussehe, sei noch nicht beschlossen. „Die Idee ist aber, dass wir schließen und eine Apotheke Notdienstversorgung macht.“ Das müssten die Apotheker aber noch genau untereinander klären.

Matthias Maunz, Inhaber der Panda-Apotheke in Markdorf.
Matthias Maunz, Inhaber der Panda-Apotheke in Markdorf. | Bild: Jörg Büsche

Maunz erklärt, dass unter der aktuellen Preisverordnung seine Apotheke kaum rentabel sei. Was den Medikamentenmangel angeht, fordert er, dass die Bundesregierung zuverlässige Depots in Deutschland oder Europa einrichte. Den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Lauterbach, die Medikamenten-Produktion aus dem kostengünstigen Ausland zurück nach Deutschland zu holen, halte er für unrealistisch. „Man kann die nicht so einfach eine Fabrik auf die grüne Wiese stellen“, sagt er.

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Sind viele Apotheken jetzt gefährdet?

Bei den Bären-Apotheken in Friedrichshafen und Tettnang ist dagegen noch unklar, wie der Betrieb an den Tag aussehen wird. „Wir sind uns noch unsicher, wie das rechtlich ist und inwiefern wir da unserer Aufgabe zur Notversorgung nachkommen können“, sagt Inhaber Hermann Bär. Klar sei für ihn aber, dass die Kosten und die Einnahmen unter den aktuellen Umständen für keine Apotheke mehr tragbar seien – auch für ihn nicht. „Da fordere ich einfach eine Veränderung.“

Hermann Bär, Inhaber der Bären Apotheken in Tettnang und Friedrichshafen.
Hermann Bär, Inhaber der Bären Apotheken in Tettnang und Friedrichshafen. | Bild: Benjamin Schmidt

Aufgrund des Medikamentenmangels habe Bär mittlerweile eine Angestelle, die sich nur darum kümmert, dass fehlende Medikamente geliefert werden. Eine Lösung für Lieferengpässe hat er nicht. „Fest steht aber, dass die Apotheken das nicht leisten können.“ Auch die Zukunft seines Berufsstands sieht er gefährdet. „Unter diesen Umständen werden viele Apotheken bald zumachen.“