An einem Novembersonntag 2016 hat ein heute 45-jähriger Pizzabäcker aus Palermo erfahren, dass seine 36-jährige Lebensgefährtin ein Verhältnis mit seinem besten Freund begonnen hatte. Erst kurz zuvor war das Paar mit seinen drei Kindern aus Sizilien nach Überlingen gezogen, um nach einer Beziehungskrise ein neues Leben anzufangen. Am Abend jenes Tages betrank sich der Mann bis zur Bewusstlosigkeit. Bevor er zusammenbrach, hatte er die Frau laut ihren Aussagen beschimpft, sie am Hals gepackt und ihr ins Gesicht geschlagen.
Rettungsdienst verständigt Polizei wegen Verdacht auf häusliche Gewalt
Die verängstigte Frau rief einen Krankenwagen, dessen Besatzung wegen des Verdachts auf häusliche Gewalt die Polizei verständigte. Der 45-Jährige wurde zunächst aus dem Verkehr gezogen, am nächsten Tag packte er wütend und lautstark seine Koffer und kehrte allein wieder in die Heimat zurück.
Mann konnte erst nach zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft genommen werden
Dies ist jedoch nur ein Teil der Geschichte. Denn was bereits am Morgen jenes Sonntags geschehen war, kam erst ans Licht, als die Frau den 45-Jährigen einige Wochen später wegen Vergewaltigung anzeigte. Der Mann konnte aber erst zweieinhalb Jahre später in deutsche Untersuchungshaft genommen werden.
Gericht hält Angeklagten für schuldig
Jetzt hat das Amtsgericht Konstanz ihn nach mehrstündiger Verhandlung für schuldig befunden, die Frau vergewaltigt zu haben, und zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dem Gericht lagen neben der Aussage der 36-Jährigen mehrere Sprachnachrichten und ein Video vor, das der 45-Jährige selbst einige Wochen nach der Tat ins Internet gestellt hatte.
Mann verunglimpft Ex-Partnerin und neuen Freund im Internet übel
Darin hatte er sich in Vulgärsprache mit der harten Vergewaltigung der untreuen Frau gebrüstet und sie und ihren neuen Lebensgefährten übel verunglimpft. Nachdem eine Freundin ihr dieses Video zugespielt hatte, entschloss sich die Frau, die Vergewaltigung zur Anzeige zu bringen.
Angeklagter passte Frau auf dem Weg zur Arbeit ab
Vor Gericht berichtete sie, wie der Angeklagte sie an jenem Morgen auf der Straße abgepasst hatte, als sie gerade von einem Treffen mit ihrem neuen Freund gekommen und auf dem Weg zur Arbeit gewesen sei. Sie war damals als Reinigungskraft in einem Geschäft in der Innenstadt tätig. Noch auf der Straße habe er sie geohrfeigt, sie dann in den Geschäftsräumen in die Toilette gestoßen und zu ihr gesagt: „Jetzt machst du mit mir, was du mit ihm gemacht hast.“ Dann habe er sie vergewaltigt.
Angeklagter: „Stimmt alles nicht!“
Der Angeklagte bestritt in der Gerichtsverhandlung die Tat: „Das stimmt alles nicht!“ Zwar habe es ihn sehr verletzt, dass er von der Mutter seiner Kinder und seinem besten Freund derart hintergangen worden sei. Deshalb habe er sich am Abend jenes Tages so volllaufen lassen. Eine Vergewaltigung habe es aber nie gegeben.
Wut, weil Ex-Partnerin mit gemeinsamen Kindern bei neuem Partner lebte
Das Video habe er nur aus Wut ins Netz gestellt, nachdem er ein Foto gesehen habe, auf dem „seine“ Familie zusammen mit dem neuen Mann abgebildet gewesen sei. Mit diesem Mann ist die 36-Jährige mittlerweile verheiratet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.