Wenn ein Mensch einen genialen Gedanken hat, heißt es oft auch, er habe eine zündende Idee. Auf Robert Bosch trifft das gleich in doppelter Hinsicht zu, schließlich ist mit seinem Namen unlösbar die Erfindung der Zündkerze verbunden, für die er 1902 ein Patent erhielt. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein zündender Einfall, der Ende der zur Jahrhundertwende eines der größten technischen Probleme der noch jungen Automobiltechnik löste und die Grundlage für das heutige Weltunternehmen Bosch legte.

Schlaue Marketingleute sorgten später dafür, dass die Zündkerze zum Signet des Unternehmens Bosch wurde. Noch heute tragen Werbemittel des Unternehmens dieses Zeichen der einstmals revolutionären technischen Entwicklung. Die Zündkerze wurde zu einem Synonym der Marke Bosch und in den 70er Jahren prangten auf vielen Dächern der Niederlassungen und Franchisenehmer eine Leuchtreklame in Form einer Zündkerze. So auch in Überlingen. Dort hatten die Eltern von Claus Bolter, des heutigen Inhabers der Werkstatt, 1972 ihre Bosch-Niederlassung eröffnet. Für rund 4000 Mark ließen sie damals das trendige Signet aufs Dach setzen. Fortan wies es abends an der B31 weithin leuchtend auf die Werkstatt hin.

Die leuchtende Zündkerze auf dem Dach von Bolters in Überlingen.
Die leuchtende Zündkerze auf dem Dach von Bolters in Überlingen. | Bild: Julian Bolter

Doch die Zeiten änderten sich. "In den 80er Jahren wollte bei Bosch keiner mehr etwas von der leuchtenden Zündkerze auf dem Dach wissen", sagt Claus Bolter, der 2001 den Betrieb von seinem Vater übernahm. Im neuen Erscheinungsbild von Bosch habe das Leuchtsymbol keinen Patz mehr gefunden. "Meine Eltern wurden aufgefordert, die Leuchtreklame vom Dach zu entfernen, aber sie haben sich geweigert", sagt Claus Bolter, schließlich hatten sie die gut funktionierende Reklame für viel Geld aufs Dach bringen lassen. "Das gab Punkteabzug bei der Bewertung von Bosch und eine Abmahnung", erinnert er sich. Aber meine Eltern blieben standhaft. "Sie haben die Leuchtreklame aber nicht mehr eingeschaltet, die zog ja viel Strom", erinnert sich Eva Bolter, die mit ihrem Mann Claus zusammen die Werkstatt führt.

Als Claus Bolter 2002 zur Hauptversammlung des Unternehmens fuhr, nahm ihn dort sein Gebietsleiter zur Seite. Er erkundigte sich nach der Zündkerze auf dem Dach seiner Werkstatt und wollten Genaues über den Zustand der Leuchtreklame wissen. "Die brennt seit vielen Jahren nicht mehr, aber auf dem Dach ist sie noch", gab Claus Bolter Auskunft. Bosch übernähme die Hälfte der Reparaturkosten, verkündete sein Gebietsleiter einen erneuten Sinneswandel bei Bosch. Es wäre großartig, wenn die Zündkerze zum 100. Geburtstag im Jahr 2002 wieder in neuem Glanz und Licht erstrahlen würde. Das war ein lukratives Angebot für den jungen Werkstatt-Chef, der schon damals sein Herz an Oldtimer verloren hatte und bis heute viel Zeit und Können in die Restauration alter Autos steckt. In Singen fanden die Bolters einen Handwerker, der die zehn Neonröhren der Leuchtreklame wieder mit Gas füllte. "Dazu musste er das Glas abschneiden, neue Elektroden einsetzen und sie dann mit verschiedenen Gasen wegen der unterschiedlichen Farben befüllen."

Seither strahlt die Zündkerze wieder auf dem Dach der Werkstatt und ist nach Angaben der Bolters die einzige ihnen bekannte leuchtenden Bosch-Zündkerze auf dem Dach einer Werkstatt landesweit. Allerdings passt sie nicht mehr in das Corporate Design der Firma Bosch: "Unsere Kerze hat den Zündfunken links unten und weist nach rechts oben. In den heutigen Zündkerzen-Signets von Bosch auf Werbeartikeln haben sie die Zündkerze umgedreht", sagt Claus Bolter.