Ein kurzer Klick und der Urlaub ist gebucht. Für Touristen sind Online-Plattformen zur Zimmervermietung wie "Airbnb" mittlerweile genauso eine Option wie klassische Hotel- oder Pensionsbuchungen. Immer mehr private Zimmer und Ferienwohnungen werden über große Internetportale angemietet – auch in der Bodenseeregion. Allein in Überlingen und Umgebung werden derzeit mehr als 300 Unterkünfte über "Airbnb" angeboten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Häufig sind die Wohnung oder Zimmer über "Airbnb" günstiger als klassische Hotelzimmer oder Ferienwohnungen. Auch für die Gastgeber ist das "Airbnb"-Konzept lukrativ. Wohnungen für einen kurzen Zeitraum an Touristen zu vermieten lohnt sich oft mehr, als die Räume dauerhaft zu vermieten.
Unwissenheit als Ursache?
Doch scheinen Vermieter, die ihre Privat- oder Ferienwohnungen über "Airbnb" anbieten, häufig zu vergessen, dass für sie die gleichen Spielregeln gelten, wie für andere Gastgeber. "Verstärkt ist festzustellen, dass einige Wohnungen, Ferienwohnungen oder Zimmer vermietet werden, ohne die Gäste bei der Gästemeldestelle anzumelden", schrieb die Stadt Überlingen kürzlich im Amtsblatt "Hallo Ü". Gerichtet sei der Appell vor allem an diejenigen Vermieter, die über Internet-Buchungsportale wie "Airbnb" vermieten, betont die städtische Pressestelle auf Nachfrage. Den betreffenden Anbietern von privaten Ferienunterkünften werde aber "keinesfalls ein Vorsatz unterstellt". Die städtischen Mitarbeiter gehen eher von "Unklarheit oder auch Unwissenheit" aus. Dem soll mit Aufklärung entgegengewirkt werden.
In den meisten Tourismusgemeinden müssen Gäste eine Kurtaxe bezahlen. Die so generierten Einnahmen fließen wiederum in die touristische Infrastruktur und kommen den Gästen zu Gute – sofern sie ordnungsgemäß gemeldet sind. Spätestens am Tag nach der Anreise wird die Tourismusabgabe fällig. Gleichzeitig hat der Gast Anspruch auf eine Gästekarte. Eine Zuwiderhandlung stellt laut Kurtaxensatzung der Stadt eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro nach sich ziehen kann.
Kontrolle gestaltet sich schwierig
Auch in anderen Gemeinden kennt man das Problem mit der mangelnden Meldemoral. "Jede Kommune hat mit den großen Internetanbietern zu kämpfen", sagt etwa Iris Müller, Leiterin von Meersburg Tourismus. "Wir machen klar, es handelt sich um eine steuerliche Abgabe, die per Meldegesetz geregelt ist", erklärt die Müller die Vorgehensweise in ihrer Gemeinde. Die Tourismusfachfrau spricht von einer "rechtlichen Grauzone" und davon, wie schwierig es bei Internetportalen sei, die Vermieter-Identität herauszufinden.
Kontrollinstanzen bei Nichtmeldern gibt es aber dennoch. Meist sind es die Gäste selbst, die die Spur legen. Sarah Kunle, die die Tourist-Information in Hagnau leitet, berichtet beispielsweise davon, dass Urlauber bei ihr nach der Gästekarte fragen, die es nur bei ordnungsgemäßer Anmeldung gibt. Sei das nicht erfolgt, könne sie dann direkt in Kontakt mit dem Gastgeber treten und nachhaken.
Sabine Stark, Stabstellenleiterin des Salemer Bürgermeisters, gibt an, zur Kontrolle die Nummern der eingegangenen Meldescheine zu kontrollieren. Auch in Salem sind es ihrer Angabe nach oft die Urlaubsgäste selbst, die nachfragen, warum sie keinen Meldeschein ausfüllen müssten. Auch über Werbung im Internet stoße sie gelegentlich auf Meldesünder. Dies sei aber eher die Ausnahme – auch weil in den kleineren Landgemeinden die Zahl der "Airbnb"-Angebote noch recht gering ist. In den Gemeinden mit überschaubarer Bettenzahl gäbe es "nur einige wenige" Unterkunftsbetreiber, die diese Online-Portale nutzten, sagt etwa Frickingens Kulturamtsleiterin Birgit Bergmüller.
Ansonsten stimmt die Meldemoral
Abgesehen von den Problemen mit Vermietungen über diverse Online-Portale sind die Tourismusfachleute der Region weitgehend zufrieden der Meldemoral der Vermieter – auch, wenn ab und zu nachgehakt werden muss. "Bei der Mehrzahl läuft es richtig gut auch im Ferienwohnungsbereich", weiß beispielsweise Iris Müller aus Meersburg zu berichten. Wichtig sei eine "sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit", unterstreicht sie. "In Frickingen sind Übernachtungszahlen und Kurtaxe stimmig", meint auch Frickingens Bürgermeister Jürgen Stukle.
Allen Befragten aus der Touristikbranche sind auch die Vorteile wichtig, die aus der Touristensteuer resultieren. Freie oder verbilligte Eintritte in Museen und Freibäder, Busfahrangebote, aufwendige Broschüren oder gepflegte Straßen und Blumenbeete nennen sie als Besonderheiten für die Reisenden.
Wie viele Betten gibt es pro Gemeinde und wie hoch ist die Kurtaxe?
- In Überlingen waren im Jahr 2017 genau 477 Betriebe mit insgesamt 4693 Betten registriert. Auf Hotellerie und Ferienwohnungen entfallen dabei je 38 Prozent. 577 Betten halten die sechs örtlichen Kurkliniken vor (12 Prozent). Die Jugendherberge verfügt über 240 Betten (5 Prozent), gefolgt von 13 Bauernhöfen mit insgesamt 114 Übernachtungsbetten sowie zwei Campingbetrieben (98 Betten). Privatbetten waren insgesat 82 gemeldet, im Reisemobilhafen sind es 42 Schlafplätze. Kurtaxe wird ganzjährig aber saisonal unterschiedlich und nach Kurbezirken gestaffelt erhoben. So zahlen die Feriengäste in der Hauptsaison im Kurbezirk I 2 Euro und im Kurbezirk II 1,30 Euro pro Nacht.
- In der Burgenstadt Meersburg stehen insgesamt 3500 Betten zur Verfügung. In der Saison von April bis einschließlich Oktober müssen Gäste 2 Euro Kurtaxe pro Übernachtung bezahlen.
- Die Gemeinde Hagnau hält aktuell 1635 Betten vor. Ferienwohnungen halten dabei den größten Anteil von 38 Prozent (622 Betten), dicht gefolgt von den Hotels mit 33 Prozent (553 Betten) und den Pensionen mit 22 Prozent (351 Betten). Prvate Übernachtungsplätze sind es 45 plus 22 Schlafplätze in Winzerhöfen. Hagnau erhebt eine Tourismusabgabe von 1,60 Euro von April bis Oktober, in der übrigen Zeit liegt sie bei 0,30 Euro.
- In der Gemeinde Salem bieten 120 Vermieter rund 1150 Schlafmöglichkeiten an. Die Kurabgabe beläuft sich hier während der Hauptsaison auf 1 Euro je Nacht für Erwachsene. Kinder sind bis 18 Jahre frei.
- In Frickingen stehen 180 Betten zur Verfügung, die von 27 Vermietern zur Verfügung gestellt werden. Während der Sommermonate wird derzeit eine Kurabgabe von 0,50 Euro fällig. Mit Einführung der Echt-Bodensee-Card (EBC) ab April wird die Abgabe auf 1,50 Euro erhöht.