Noch im November 2019 feierte Orgelbauer Josef Raffin mit seiner Frau Theresia das seltene Fest der eisernen Hochzeit im Kreis seiner großen Familie. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren gestorben. Mit acht Töchtern, 20 Enkeln und elf Urenkeln hatte Josef Raffin, Seniorchef der nach ihm benannten Überlinger Drehorgelfirma, im Sommer 2017 zu seinem 85. Geburtstages ein viel beachtetes öffentliches Konzert in der Franziskanerkirche gegeben.
Klang der Münsterorgel wurde zum Schlüsselerlebnis
Josef Raffin wurde 1932 in Überlingen als Sohn eines städtischen Angestellten geboren. Nach der Volksschule arbeitete er zunächst als Hirte und Knecht auf einem Bauernhof in Deisendorf, bevor er bei der Orgelbaufirma Schwarz in die Lehre ging. „Es ist eine Faszination, die ich nie mehr vergessen habe“, erinnerte sich Raffin in einem zurückliegenden SÜDKURIER-Gespräch an sein Schlüsselerlebnis im Überlinger Münster. Es sollte sein weiteres berufliches Leben nachhaltig bestimmen. Damals war er zum Stimmen der alten Orgel, die bis zum Ende der 60-er-Jahre im Nikolausmünster stand, in das Instrument gestiegen. Raffins damaliger Lehrmeister spielte die Orgel an. Die Töne der langen Pfeifen erfassten den jungen Mann und ließen ihn nie wieder los.
Am 1. Januar 1960 gründete Josef Raffin seine Firma mit wenig Geld und ohne Absicherung. „Wir haben uns hochgerappelt mit Aufträgen für den Bootsbau aus der Schweiz“, erinnerte er sich später in einem SÜDKURIER-Gespräch. 1972 erwarb Josef Raffin dann von der Stadt das jetzige Firmengelände in der Abigstraße, wo er auf 2000 Quadratmetern die Infrastruktur für die Produktion von hochwertigen Drehorgeln aufbaute. Heute stehen Tochter Friedlinde Engeser und ihr Ehemann Rafael an der Spitze des Betriebes. Rafael Engeser ist seit 1997 Geschäftsführer. Seit 2015 leitet er gemeinsam mit seiner Frau die Firma. 25 Drehorgeln werden pro Jahr angefertigt und in die ganze Welt verschickt. Raffin-Drehorgeln gibt es inzwischen in 30 Ländern der Welt. In Spitzenjahren baute Josef Raffin mit seinen Mitarbeitern 140 Drehorgeln. Theresia Raffin, die eine kaufmännische Ausbildung hat, war für die Finanzen zuständig und arbeitete trotz der großen Familie von 1960 bis 1991 halbtags im Büro.

Wie sehr dem Verstorbenen die Orgelmusik ans Herz gewachsen war, demonstrierte er noch vor drei Jahren bei dem Konzert in der Franziskanerkirche. Im SÜDKURIER hieß es: „Es war der ausdrückliche Herzenswunsch des Seniorchefs, die Familie um sich zu versammeln, um mit ihr gemeinsam anlässlich seines 85. Geburtstags ein öffentliches Konzert zu geben.“
Die Trauerfeier ist am Samstag, 21. März um 13 Uhr in der Neuapostolischen Kirche in Überlingen, Hildegardring 68.