Sibylle Becker hat eine Mission. Die Theaterpädagogin will junge Mädchen stark und immun gegen Mobbing machen. Dabei sollen Rollenspiele und die Bühne helfen. Seit etwa 20 Jahren arbeitet die Mutter von fünf Kindern auf dem Gebiet und war an verschiedenen Schulen tätig. Auch in Überlingen und Meersburg hat sie bereits Projekte auf die Beine gestellt. Derzeit ist sie an der Klosterschule Wald beschäftigt und bietet dort eine Arbeitsgemeinschaft und das Wahlpflichtfach Theater an.

Das könnte Sie auch interessieren

Dinge mit anderen Augen sehen

Die Bühne ist für Sibylle Becker ein idealer Ort, um mit Verhaltensweisen zu experimentieren, sich selbst zu finden und seine Persönlichkeit zu stärken. Dazu könne auch ein High-Heels-Kurs gehören, wie sie erzählt. Denn welches Mädchen wolle nicht einmal stolz auf hohen Absätzen auftreten? Wer dann zu sehr wackelt, habe wenig Freude. Ohne sicheres und souveränes Auftreten seien die elegantesten Schuhe kein Gewinn. Um die Schuhe geht es aber nur am Rande: "Mit den Mitteln des Theaterspiels kann man Probleme und Situationen des täglichen Lebens spielerisch nachstellen", sagt die Theaterpädagogin: "Dieses Training ist eine wertvolle Hilfe, um den Blick auf Einstellungen und Beziehungen, auf Verhaltensweisen und Emotionen zu schärfen", betont sie. "Letztendlich lernen wir damit, Dinge mit anderen Augen zu sehen."

Mobbing nimmt zu

Dass sie sich auf diesem Gebiet schon lange engagiert, ist weit über die Region hinaus bekannt. Vor Kurzem ist sie vom World Leaders' Forum Dubai zum "Earth ambassador for girls and women empowerment" ernannt worden, zur "Weltbotschafterin für die Stärkung von Mädchen und Frauen". Becker war von der Auszeichnung selbst überrascht, erzählt sie. Und sie würde gerne noch mehr tun, um Mädchen und junge Frauen stark zu machen. Denn nach Beobachtungen an verschiedenen Schulen sei sie zu der Feststellung gekommen: "Immer mehr junge Mädchen leiden unter Mobbing."

Unrealistische Vorbilder

Ursache ist aus Sicht der Theaterpädagogin der Medienkonsum und die Orientierung an Idolen. An Rollen, denen die Mädchen nicht gerecht werden könnten. Abwertende und despektierliche Kommentare von Mitschülerinnen verstärkten das Minderwertigkeitsgefühl. "Es ist unglaublich, was man da bisweilen an verletzenden Aussagen zu hören bekommt", erzählt Sibylle Becker. Die eigene Rolle zu finden, dabei will Becker helfen. Schulsozialarbeit sei wichtig, sagt sie. Allerdings reiche das nicht aus, um persönliche Probleme von Schülerinnen gezielt anzugehen. "Menschen dürfen die Probleme nicht wegschieben und nur an andere delegieren, sondern müssen diese ernst nehmen", mahnt sie. In andere Rollen zu schlüpfen gefalle ihr auch sonst. Deshalb bietet Becker zum Beispiel die Trainingskurse für High Heels an. "Ich selber trage das manchmal auch gerne. Das bin aber nicht ich", sagt sie. Wohler fühle sie sich in "Gartenklamotten", mit denen sie auch mal einkaufen gehe.