Den KZ-Häftlingen Adam Puntschart und Wassili Sklarenko gelang am 22. März 1945 eine ebenso abenteuerliche wie gefährliche Flucht aus dem Goldbacher Stollen und in die Schweiz. Im Stollen, wo sie als Arbeitssklaven schuften mussten, legten sie sich in eine Lore und ließen sich, geschützt durch eine Bretterabdeckung, von Kameraden mit Schutt zudecken. Zusammen mit dem Abraum wurden Puntschart und Sklarenko in den Bodensee gekippt und schafften es vier Tage später über die rettende Grenze.
Lore erinnert am Seeufer an die Flucht der zwei Häftlinge
Eine solche Lore, wie sie einst beim Bau des Stollens im Einsatz war, erinnert nun am Bodenseeufer an die Flucht der Männer sowie die Geschichte des Goldbacher Stollens, den rund 800 Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau ab Juni 1944 bauen mussten. Die Kipplore steht auf der Aufschüttung, die aus dem Abraum des Stollens entstand und auf der ab 23. April die Landesgartenschau (LGS) stattfinden wird. Von hier aus sieht man den Eingang des Stollens.

Lesezeichen im Boden weist auf den Eingang des Stollens hin
Auf diesen Eingang wird auch ein in den Boden eingelassenes Lesezeichen hinweisen. Landschaftsarchitektin Marianne Mommsen integrierte es bewusst als „irritierenden Fremdkörper“ in die Parkgestaltung. Ursprünglich hatte der Stollen-Verein daran gedacht, zusätzlich zu diesem Lesezeichen mit einer Installation an die einstige Zwangsarbeit zu erinnern. Dafür hatte man schon erste Ideen eingeholt. Doch Norbert Zeller hatte bei der Jahresversammlung 2019 vorgeschlagen, stattdessen eine Lore aufzustellen.
Verein wollte Stollen bei LGS für individuellen Besuch öffnen
Damals hatte man anvisiert, den Stollen während der LGS zusätzlich zu den Führungen auch für individuelle Besucher zugänglich zu machen. Doch das von Thomas Hirthe vorgestellte Konzept, das eine hohe sechsstellige Summe gekostet hätte und mit großem ehrenamtlichem Personaleinsatz verbunden gewesen wäre, stieß auf Ablehnung.
Bundesvermögensamt lehnt erweiterte Nutzung des Stollens ab
Außerdem meldete sich laut Burger das Bundesvermögensamt, dem der Stollen untersteht, und machte klar, dass es außer Führungen keiner weiteren Nutzung zustimmen werde.
Während er Gartenschau jeden Freitag um 17 Uhr eine Führung
Der Verein wird nun während der LGS jeden Freitag um 17 Uhr eine Führung anbieten. Außerdem ergänzt er die acht Schautafeln im Stollen um vier neue. Eine enthält den Plan der Anlage, zwei weitere zeigen je zwei Motive des Tarockspiels, das der ehemalige KZ-Häftling Boris Kobe 1945 vom Lagerleben anfertigte. Sieben Karten davon thematisieren den Stollenbau.
Neue Schautafeln zeigen auch Exhumierung von KZ-Opfern
Die vierte neue Tafel gibt ein Foto vom April 1946 wieder, das die Bergung der Leichen von KZ-Opfern festhält: im Wald Degenhardt, im heutigen Gewerbegebiet, wo man sie verscharrt hatte. Man sieht Särge und Überlinger, die auf Befehl der französischen Besatzer der Exhumierung beiwohnen mussten.
Gedenktafel und Gedenkkreuz kommen an neuen Standort beim Wohnmobilhafen
Ferner wird der Verein zur Erinnerung an das KZ unmittelbar bei dessen einstigem Standort auf dem Parkplatz beim Wohnmobilhafen eine Gedenktafel anbringen. Sie wird die alte Tafel hinter dem Krankenhaus ersetzt. Das Gedenkkreuz dort soll ebenfalls an den neuen Standort versetzt werden.