Eine ergonomisch gestaltete riesige Liege direkt am Waldrand, umgeben von zwölf farbigen Stangen, die an einen prähistorischen Kreis erinnern könnten, aber auch an die Jünger Jesu und die zwölf Stämme Israels. Pastor Daniel Plessing von der Lindenwiese legt sich auf den Rücken und blickt in den blauen Himmel. "Hier kann man spirituelle Erfahrungen machen", sagt der Bambergener. "Besonders wenn ich mir vorstelle, dass sich hier mehrere Menschen nebeneinanderlegen."
Städtischer Zuschuss von 5000 Euro
Die Liege ist die erste Station des Vaterunser-Erlebniswegs, den die Freikirche und das Freizeitheim als LGS-Plus-Projekt für die Landesgartenschau realisieren. Neben anderen Vorhaben hatte Rolf Geiger das Konzept dem Bauausschuss vorgestellt, der ohne Zögern den maximalen städtischen Zuschuss von 5000 Euro bewilligte.
Eigenarbeit und Spenden der Mitglieder
Detailliert ausgearbeitet und unter anderem mit dem Staatlichen Forstamt und dem Stadtwerk am See abgestimmt, belief sich die Kalkulation auf rund 50 000 Euro. "Doch ganz so teuer wird es nicht", glaubt Plessing jetzt schon sagen zu können: "Ich denke, wir kommen mit 40 000 Euro aus." Das ist dem Pastor auch deshalb ein Anliegen, da die Kosten aus dem ganz über Spenden der Mitglieder finanzierten Budget bestritten werden müssen. Dazu kommt noch jede Menge Eigenarbeit. Erst vor Kurzem hatte die Lindenwiese eine Bauwoche ausgerufen, während der rund 40 Helfer 600 Stunden arbeiteten.
Vaterunser-Erlebnisweg schließt Lücke im Wegenetz des Verschönerungsvereins

"Die Idee ist in Gesprächen mit Thomas Vogler vom Verschönerungsverein entstanden", erklärt Daniel Plessing. Denn mit dem Vaterunser-Erlebnisweg soll zugleich eine Lücke im Wanderwegenetz geschlossen und eine Verbindung zwischen Lindenwiese und Bacher-Hof hergestellt werden. Hier steht seit vielen Jahren eine der roten Ruhebänke – abseits der bislang ausgewiesenen Wege. "Die hat schon mein Großvater hier aufgestellt." An sieben Stationen will die Lindenwiese mit diesem neuen Weg die verschiedenen Abschnitte des Vaterunsers mit Sinnen greifbar machen. An der Planung und der Umsetzung hatte Landschaftsgärtner Wilfried Prescha mitgearbeitet.
Lindenwiese kauft Grundstück von Stadtwerk am See
Dazu gehören an der dritten Station, die am schmalen Fahrweg gelegen ist, ein großer massiver Eichentisch mit zwei Sitzbänken. "Unser täglich Brot gib uns heute" steht hier an der noch provisorischen Information für Wanderer und Radler, für die später hier auch ein großer Tonkrug mit Wasser fest installiert werden soll. Apropos Wasser. Vom Stadtwerk am See erwarb die Lindenwiese das Grundstück mit dem Hochbehälter, der früher Bambergen mit Quellwasser aus Hohenbodman versorgte. Seit dem Anschluss an das Stadtwerkenetz beim Lugenösch wird er nicht mehr benötigt.
Pfarrer wünscht sich Hochbehälter als Gebetsraum oder Kapelle

Zum exponierten Hochbehälter führt eine steile Treppe hinauf. Unten liegt ein großer Findling. "Er steht für die Last und die Bitte um Vergebung der Schuld", beschreibt Pastor Plessing die Idee. Ganz oben auf dem Hochbehälter kann man nicht nur einen nahezu freien Rundblick in die Landschaft genießen. Man kann sich auf einer hufeisenförmigen Bank unter einem mächtigen Eichenkreuz auch gegenüber sitzen und sich gegenseitig "Vergebung zusprechen", wie es der Geistliche formuliert. Die Wanderer können den Hochbehälter auch betreten. Doch bislang noch ein Traum ist es für Plessing, in das frühere Wasserreservoir selbst hinunterzusteigen. "Man könnte das als Gebetsraum oder kleine Kapelle nutzen", sagt er. Doch da stehen noch einige bau- und nutzungsrechtliche Fragen im Raum.
Mächtiger Gong als finales Amen
Neugierig zu machen ist ein Ziel, das die Lindenwiese mit dem Vaterunser-Erlebnisweg verfolgt. "Wir wollen, dass die Menschen zu uns kommen", sagt Plessing. "Denn wir sind hier weit ab vom Schuss." Was aus diesem Blickwinkel als Defizit verstanden werden könne, wollen der Pastor und seine Mitstreiter als Stärke von Landschaft, Natur und Naherholung nutzen. "Wir wollen hier auch mal Führungen für die jungen Gäste des Freizeitheims anbieten", sagt Pastor Plessing. Der Weg endet mit einem Labyrinth rund um die "Versuchung" und einem mächtigen Gong als finales Amen.
Garten Eden als Projekt
Ein weiteres LGS-Plus-Projekt soll in Form eines Garten Eden hinter der neu gestalteten Auferstehungskirche entstehen. Die evangelische Kirchengemeinde will hier im Bereich des bisherigen Kirchgartens eine grüne Oase schaffen, die insbesondere für Mitglieder der Gemeinde und die Bewohner der angrenzenden Fischerhäuservorstadt ein Ort der Ruhe, aber auch der Begegnung sein soll. Gestaltet werden soll der Garten mit Baumaterialien aus der umgebauten Kirche, die als Sitzsteine oder Trockenmauer eingesetzt werden. Eine als Treff nutzbare Rasenfläche wird gesäumt von Stauden sowie Blüten- und Fruchtgehölzen. Pflanzen mit biblischen Bezügen spielen eine besondere Rolle, so die Christrose oder der Weinstock, der Apfel und die Feige. Im Gartenschaujahr soll es dazu spezielle Erläuterungen geben. Die grüne Insel soll auch einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Von der Grabenstraße aus kann man den Garten Eden betreten. Die Nachbarn sind schon in die Planungen einbezogen worden. Dazu passt auch der geplante "süße Winkel", den die Bewohner der Fischerhäuservorstadt selbst unter der Regie von Andrea Martin in der Gartenstraße umsetzen wollen. Auch hier soll ein ansprechend gestalteter Aufenthaltsbereich mit Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Beide Projekt werden von der Stadt ebenfalls mit jeweils 5000 Euro bezuschusst.