Eva-Maria Bast

Die Geschichte beginnt mit einem zerstreuten Professor, der vergessen hatte, die Hausarbeit des in Überlingen geborenen Jonas Schubach zu korrigieren. Damals studierte er in Mainz und wollte eigentlich Fernsehjournalist werden. Wegen eben jener nicht korrigierten Hausarbeit konnte er sich dann aber nicht auf einen Master-Studiengang bewerben. „Das erzählte ich meinen Dozenten an der University of Memphis, wo ich ein Auslandssemester absolviert hatte, der mir daraufhin einen Studienplatz in Memphis anbot, im Masterstudiengang Film and Video Production“, erzählt der 28-Jährige.

Es geht darum, bestimmte Emotionen zu wecken

Und da gingen dem Überlinger sozusagen die Augen auf: Er habe bald erkannt, dass Cinematography – also die szenische Auflösung durch Bildgestaltung, Beleuchtung und Kamerabewegung – ihn besonders fasziniert. Genauso wie die Aufgabe, die richtige Emotion in den Film zu bringen. „Als Director of Photography muss man bestimmte Gefühle beim Zuschauer wecken, um die Geschichte durch das Visuelle emotional zu unterstützen.“

„Licht und Farben am Bodensee sind völlig anders“

Heute lebt er in Los Angeles, dreht Filme und ist Director of Photography. Zwei Mal im Jahr, zu Weihnachten und im Sommer, kommt er an den Bodensee zurück. Seine visuelle Wahrnehmung auf die Heimat hat sich nun verändert, erzählt er. Das liege zum einen am professionellen Blick, zum anderen aber auch an den Bildern, die ihn in Amerika Tag für Tag umgeben.

„Ich habe im Zuge verschiedener Dreharbeiten festgestellt, dass Licht und Farben am Bodensee völlig anders sind als beispielsweise in Los Angeles, und dort wiederum völlig anders als in Florida. Die Farben am See sind viel satter als in Los Angeles. Dort dominiert eine blasse Bräune in der Natur, dank Wüstenklima, und irgendwie sehe ich diese Blässe auch in der Architektur. Am Bodensee hingegen ist es grün und satt und auch die Altstadthäuser haben hier kräftigere Farben.“

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Föhn am Bodensee erzeugt optische Nähe, Nebel am Pazifik ein Gefühl von Weite

In Los Angeles falle ihm immer die beinahe schon künstlich anmutende Abendröte auf, die oftmals erstaunlich lila sei. Ein anderes Beispiel sei die Weite: „Wenn gerade Föhn ist, kommt es einem am See so vor, als wären die Berge unheimlich nah.“ Dagegen vermittle einem der Nebel vom Pazifik in Los Angeles eher das Gefühl von Weite. „Ich würde sagen, dass ich die schönen Seiten am Bodensee durch mein Leben in den USA viel mehr zu schätzen weiß als früher“, bilanziert Schubach. An einen Schlüsselmoment, der ihn zum Film brachte, könne er sich nicht erinnern, „aber ich habe schon als Kind und Jugendlicher immer wieder kleine Filme gedreht“.

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Warum der Bolzplatz in Daisendorf zu Schubachs Lieblingsorten zählt

Die ersten neun Jahre seiner Kindheit hat er in Salem verbracht. Dann zog die Familie nach Daisendorf. Am Bildungszentrum Markdorf ist er bis 2010 zur Schule gegangen. Und wie steht es mit Lieblingsorten? Schubach nennt die vielen versteckten Buchten am See zwischen der Haltnau und Hagnau. In Überlingen erinnere er sich gerne an zahlreiche Besuche im Fischrestaurant oder ans Eisessen am Landungsplatz. Aber am wichtigsten sei wohl der Bolzplatz in Daisendorf. „Es scheint hier selbstverständlich, aber in L.A. kann man nicht mal eben mit Freunden Fußballspielen gehen, wenn einem danach ist. So etwas wie öffentliche Fußballplätze gibt es dort einfach nicht.“

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Er sei kein Stadtmensch, sagt Schubach. „Schon etwas ironisch, dass ich jetzt in einer Zehn-Millionen-Metropole lebe.“ Und will er wieder heimkehren, irgendwann? „Am liebsten würde ich in 20 bis 30 Jahren in den USA, China und Europa Filme drehen, und die Zeit zwischen den Projekten am Bodensee leben.“