Die Reben für die Menzinger Gärten hat Thomas Kress gerade mit seinem Team gepflanzt. Die Absprachen dazu gehen auf das Jahr 2013 zurück, als der Bürgerentscheid gerade ein positives Votum gebracht hatte und der Winzer aus Hagnau neuer Pächter der Überlinger Spitalflächen wurde.
Teil der Landesgartenschau
Als Teil der dezentralen Ausstellungsflächen der Landesgartenschau (LGS) werden die Menzinger Gärten für die Besucher der LGS zugänglich und gerade mit neuen Wegen ausgestattet.
Der Wein muss jetzt in den Boden
Damit im kommenden Jahr alles grün und fruchtbar ist, wurden bereits die Hecken im unteren Bereich gepflanzt und auch der Wein muss in den Boden. „Wir setzen hier vier verschiedene Rebsorten, die nacheinander reifen“, sagt Thomas Kress. Er hat Setzlinge von zwei weißen und zwei roten Sorten ausgesucht, was auch für eine abwechslungsreiche Färbung im Herbst sorge.

Bei den 100 Pflanzen handelt es sich um Tafeltrauben, die gegessen und nicht zu Wein verarbeitet werden sollen. Die roten, aromatischen Beeren des Muscat bleu sind wahrscheinlich als erste reif. Bei der Kesha-Traube handelt es sich um eine Rarität mit einer großen, kräftig gelben Frucht. Sie stammt aus Russland und soll besonders frostresistent sein. Venus nennt sich ein Rotwein, dessen pilzwiderständige, dunkelblaue Trauben kernlos sind. Zuletzt wird der Souvignier gris reif. Die relativ neue Züchtung hat große rosafarbene Trauben.

Die Setzlinge stammen aus der Rebschule und wurden schon veredelt geliefert. Die letzten Tage haben die jungen Pflanzen im Wasser gestanden und damit Feuchtigkeit gespeichert. Den recht steilen Abschnitt in den Menzinger Gärten, in denen der Wein wachsen soll, haben die Winzer schon vorbereitet.
Holzstäbe wurden als Rankhilfe gesetzt und daneben graben sie für jeden Setzling ein ungefähr 25 Zentimeter tiefes Loch. Nach dem Einsetzen wird der Trieb angebunden. Jetzt ist nur noch ein kleiner, mit grünem Wachs ummantelter Teil zu sehen. Damit wird die Pfropfstelle geschützt. Bei einigen sind schon kleine Blättchen zu sehen, die anzeigen, dass die Pflanze bereits aktiv ist.

Thomas Kress sieht sich als Hüter der Tradition, denn Reben hat es auch früher in den Menzinger Gärten gegeben. „Überlingen war der größte Weinbauproduzent im Spätmittelalter am Bodensee“, berichtet der Winzer.
Weinbau im Spätmittelalter
„Hier wurden vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ungefähr 270 Hektar Rebflächen mit einem Ertrag von fünf Millionen Litern Wein bewirtschaftet.“ Damit hätte der Handel mit Wein und Getreide eine wichtige wirtschaftliche Rolle gespielt, so Kress weiter. Die Anbauflächen wären damals über das Stadtgebiet verteilt gewesen und hätten sich auch aus Kleinparzellen wir hier zusammengesetzt.

Thomas Kress und seine Leute werden den Sommer über regelmäßig nach den jungen Pflanzen sehen, die 2020 zum ersten Mal Früchte tragen. Dann können die Besucher nicht nur probieren. Auf den Infotafeln bekommen sie zusätzlich Informationen zu den Sorten und so Anregungen, welche sich für den eigenen Garten, als Pergola oder Schattenspender über dem Carport eignen.
Überlinger, die im nächsten Jahr keine Trauben abbekommen, müssen einfach Geduld haben. Die Menzinger Gärten bleiben nach der LGS für die Öffentlichkeit zugänglich und die nächste Ernte kommt bestimmt.
Park und Nutzgärten
Die Menzinger Gärten haben eine Gesamtgröße von rund 3700 Quadratmetern. Der obere Bereich, wo auch die Weinreben stehen, bleibt als parkähnliche Anlage mit schöner Aussicht auf die Stadt und den See für die Öffentlichkeit zugänglich. Der untere Bereich, in dem bereits niedrige Hecken angepflanzt wurden, kann nach 2020 wieder kleingärtnerisch genutzt werden. Das hat eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter gab es hier Nutzgärten.