Nur die Flächen standen fest, auf denen bis 2020 neues Grün entstehen soll – als erlebbare Inseln zwischen Gartenschaugelände und Altstadt. Bislang jedoch, so Oberbürgermeister Jan Zeitler, habe man "nur eine sehr vage Vorstellung" von dem Projekt gehabt, das sich "Grünvernetzung" nennt. "Wir hatten die Flächen definiert, wussten aber noch nicht genau, was wir darauf anfangen möchten."
Nun sehen die Verantwortlichen in der Landesgartenschau GmbH klarer. Der Aufsichtsrat der GmbH unter Vorsitz Zeitlers wählte aus fünf Entwürfen das für ihn überzeugendste Konzept, und der OB kommentierte: "Die jetzt gewonnene Klarheit begeistert mich." Die nun auf dem Tisch liegenden Vorentwürfe für vier Teilprojekte stammen vom Überlinger Büro "365 Grad Freiraum und Umwelt", das damit den entsprechenden Planungsauftrag erhält, die folgenden Bereiche neu zu überplanen und so teilweise erstmals überhaupt zugänglich zu machen: Die Menzinger Gärten, die bislang an Privatgärtner vermietet waren; der Sankt-Johann-Graben, der bisher mit undurchdringlichem Grün zugewuchert war; die Rosenobelgärten, die bisher an Privat verpachtet waren; und die Villengärten, die mit dem Park des ehemaligen Hauses des Gastes (LGS-Geschäftsstelle) zu einem größeren Park verknüpft werden sollen. Denkbar wäre es gewesen, Teilprojekte an andere teilnehmende Büros zu vergeben, doch habe das Büro 365 Grad von Bernadette Siemensmeyer in allen Teilprojekten überzeugt.



Die weiteren Teilnehmer an diesem beschränkten Auswahlverfahren, einer so genannten Mehrfachbeauftragung, waren die Überlinger Büros Ramboll Studio Dreiseitl, Planstatt Senner und die Freiraumwerkstadt, außerdem aus Ravensburg das Büro Architektur und Freiraum. Wie LGS-Geschäftsführer Roland Leitner erklärte, seien die fünf Büros gegen ein Honorar von jeweils 5000 Euro beauftragt worden. In anonymisierter Form seien die Arbeiten in der Jurysitzung zur Diskussion gestanden, erst nach der Abstimmung habe sich gezeigt, dass 365 Grad Grad in allen Teilprojekten gewonnen hat. Bernadette Siemensmeyer, zugleich Mitglied im Aufsichtsrat der LGS GmbH und Gemeinderätin für LBU/Die Grünen, habe sich jederzeit für befangen erklärt, wenn das Thema auf die Tagesordnung kam oder möglicherweise gekommen wäre, so Leitner. An der Jury-Sitzung habe sie nicht teilgenommen.


Beim Herbstfest der Landesgartenschau wurden die Entwürfe den Besuchern nicht gezeigt. Erst sollen sie am Mittwoch dem Gemeinderat vorgestellt werden, der im Oktober über den weiteren Fortgang beschließt. Wie Roland Leitner sagte, liegt die Kostenvorgabe für das Korrespondenzprojekt bei maximal 550 000 Euro. Die Arbeiten hätten gezeigt, dass der Kostenrahmen eingehalten werden könne.
- Menzinger Gärten und St. Johann-Graben: Vorgesehen ist nach dem Vorentwurf von 365 Grad eine Wegestruktur, die zu Aussichtsplätzen führt. Die eigentliche Kleingartenanlage ist so angelegt, dass sie später wieder in die Kleingartennutzung überführt werden kann. Der Entwurf sieht im unteren Bereich vor, die kleinteiligen Strukturen der Gärten "und den verwunschenen Charme der Anlage", so LGS-Pressesprecherin Petra Pintscher, zu erhalten.
- Rosenobelgärten: Die besondere Lage der Rosennobelgärten, direkt an der Stadtmauer mit ihrer historischen Wehrfunktion, wird zusätzlich herausgearbeitet. Pintscher zum Entwurf von 365 Grad: "Der noch erkennbare, teilweise verschüttete Wehrgang wird in einem Abschnitt von etwa 20 Metern auf das ursprüngliche Niveau abgesenkt, so dass die Schießscharten und Pechnasen wieder erlebbar werden."
- Villengärten: Dem Neubau des Pflanzenhauses an der Uferpromenade wird ein Vorplatz mit Blickbezug zum See zugeordnet. Der Entwurf des Büros 365 Grad sieht vor, die trennende Hecke zum Haus des Gastes zu roden. Entlang des Ufers werden schwimmende Gärten für die Zeit der Gartenschau festgemacht. Sie haben alle die gleiche Grundform und entsprechen in der Größe etwa einem halben Segmer, der als kleines Lastschiff über Jahrhunderte hinweg auf dem See unterwegs war. Die Gärten werden über Schwimmstege erreicht.
Das Auswahlverfahren
Wie die LGS GmbH mitteilt, wurden die teilnehmenden Landschaftsarchitekturbüros dazu aufgefordert, planerische Aussagen als Vorentwürfe zu machen. Beispielsweise Wegeverläufe, Wegeverbindungen, Proportionen von Aufenthalts- und Sitzflächen, Pflanzflächen und Verortung einer dauerhaften Bühne. Gefordert waren einfache, funktionale und auf Dauer tragende Konzepte. Diese mussten auch mit den Vorgaben für das Ausstellungsjahr vereinbar sein.
In den Rosenobelgärten und den Menzinger Gärten stand laut LGS GmbH die Neuordnung der Kleingartenparzellen im Vordergrund, in den Villengärten sollten die bislang wenig gestalteten Grünflächen an Attraktivität gewinnen und im St. Johann-Graben stand die Öffnung des bisher nicht erschlossenen Abschnitts sowie die gestalterische Aufwertung des Grüns und ein möglicher Standort für eine dauerhafte Veranstaltungsbühne im Mittelpunkt. Vor allem in den Menzinger Gärten sei durch die Entfernung der vom Buchsbaumzünsler zerstörten Hecken eine völlige Neuordnung der Karrees nötig.
In allen Bereichen sollten die Planer eine gastronomische Einrichtung vorsehen, seien es ein kleiner Kiosk, ein Café oder Marktstände. In den Rosenobelgärten und im St. Johann-Graben sind laut LGS GmbH eher Kioske denkbar, in den Villengärten und den Menzinger Gärten Gastro-Betriebe mit bis zu 60 Sitzplätzen im Freien.
Beurteilungskriterien waren unter anderem die landschaftsarchitektonische und städtebauliche Einbindung, die funktionalen Anforderungen, die Wirtschaftlichkeit, die Einbindung in die Ausstellungskonzeption und der Umgang mit denkmalgeschützten Bereichen.