Überlingen, ein Ort der Heilung. In der Stadtbücherei sollte die historische Kurstadt Überlingen zum Thema eines eineinhalbstündigen Rezitationsabends werden. „Dies ist unser Beitrag zum Stadtjubiläum“, verkündete Bibliotheksleiterin Bärbel Frei bei der Begrüßung. Allerlei Wissenswertes und Erheiterndes rund um Bäder, Kuren und Gesundheit hatte die gebürtige Überlingerin und heute in Stuttgart lebende Schauspielerin Barbara Stoll zusammengetragen.

Badhaus bereits im 16. Jahrhundert

Mit ihrer markanten Stimme entführte sie in die lebhafte Vergangenheit der Kurgeschichte. „Bereits im 16. Jahrhundert gab es ein Badhaus, dort, wo heute das Badhotel steht.“ In selbstverfassten Texten, Liedern und Aphorismen (“Ein bisschen Sünde schadet nicht“) näherte sie sich mal schalkhaft, mal zynisch dem gesundheitsfördernden, bisweilen auch frivolen Treiben vergangener Zeiten, während sie der Steißlinger Musiklehrer Josef Weimert auf dem Akkordeon schwungvoll begleitete.

Mineralquellen im Jahr 1474 erstmals urkundlich erwähnt

Stoll berichtete, dass die Mineralquelle, die man im Gallertgraben fand und im Jahr 1474 erstmals urkundlich erwähnt wurde, bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts in keinem deutschen Badbüchlein fehlte. Doch vermutlich wurde die Heilquelle durch den Bau des Eisenbahntunnels im Jahr 1894 verschüttet.

Das könnte Sie auch interessieren

Seit 1955 Prädikat als staatlich anerkanntes Kneipp-Heilbad

„Als im Jahr 1967 das neue Kurmittelhaus gebaut wurde, stieß man auf eine stark verschüttete Quelle und glaubte, die alte Mineralquelle gefunden zu haben, aber dem war nicht so.“ Nach ersten Untersuchungen stellte sich heraus, dass ihr Mineralgehalt nicht ausreichte, um als Heilquelle gelten zu können. Zwölf Jahre vor dem Bau des Kurmittelhauses erhielt Überlingen das Prädikat eines staatlich anerkannten Kneipp-Heilbades und seit 2003 gibt es zum Vergnügen von Touristen und Einheimischen die Therme.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechseln die Pächter von Badeanstalten häufig

„Zu Beginn des 19. Jahrhunderts muss das Interesse des Rates am Badwesen allerdings gering gewesen sein“, urteilt Stoll. „Die Pächter von Badeanstalten wechselten häufig.“ Dem Konstanzer Medizinalrat Johann Nepomuk Sauter, der sich jahrelang in umfangreichen Streitschriften für die Überlinger Heilquelle einsetzte, sei es zu verdanken, dass das Mineralheilbad Überlingen im 19. Jahrhundert nochmals einen Aufschwung erlebte. „In den Jahren 1824 bis 1828 wurde das Badhotel erbaut“, erzählt Stoll.

Das könnte Sie auch interessieren

Ab 1825 wurde die Stadt dreimal wöchentlich mit dem Dampfschiff angefahren

„Dank der 1825 eingerichteten Dampfschifffahrt wurde die Stadt dreimal wöchentlich auf dem Wasserweg angesteuert.“ Die Besucherzahlen stiegen, Überlingen entwickelte sich zu einem mondänen Kurort. Eine Reise nach Bad Überlingen gehörte bei den gehobenen Gesellschaftsschichten zum guten Ton. „Auch die schwäbischen Dichter Johann Ludwig Uhland und Gustav Schwab zählten zu den Überlinger Badegästen“, weiß Stoll. Gedichte von Rilke, Gernhard und Tucholsky flocht Stoll ebenso ins Programm wie die frechen Lieder der Berliner Volkssängerin Claire Waldoff. So mancher Zuhörer hätte gerne noch länger den beiden Protagonisten gelauscht.