Nach einer langen Diskussion hat der Verkehrsausschuss für die Errichtungen eines Motorradparkplatzes in der Seestraße oberhalb des Minigolfplatzes gestimmt – und damit gegen die Empfehlung der Verwaltung für Stellplätze auf dem Chantilly-Platz. Auch die Eisbahn scheint nun doch nicht auf die Grünfläche am mantelhafen zu kommen.

Wochenlang wurde darüber diskutiert, wie es mit dem Chantilly-Platz weitergeht. Kommt die Eisbahn im Winter? Wird Grünfläche für Motorradstellplätze geopfert? Nun scheint beides vom Tisch zu sein. Über den Standort von "ÜB on Ice" wird der Gemeinderat in der kommenden Woche diskutieren (siehe unten). Laut Sitzungsvorlage haben die Stadtverwaltung und Veranstalter Reinhard Weigelt nach der Berichterstattung im SÜDKURIER und der Kritik vieler Bürger ihre Planung, die Eisbahn auf der Grünfläche des Chantilly-Platz aufzubauen, nun korrigiert. Wie einer Grafik im Ratsinformationssystem zu entnehmen ist, sieht der jetzige Plan vor, die Eisfläche auf der Uferpromenade vor den Seeschulen zu errichten. Eine endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus.

Bei der Suche nach einer Alternativfläche für die am Mantalhafen weggefallenen Motorradstellplätze ist jetzt eine Entscheidung gefallen: Am Montag stimmte der Verkehrsausschuss mit einer knappen Mehrheit für die Errichtung eines Motorradparkplatzes in der Seestraße – und gegen die von der Verwaltung favorisierte Lösung am Chantilly-Platz. Tiefbaumatsleiter Helmut Köberlein hatte den Räten drei Varianten zur Auswahl gestellt: vor dem Hotel Ochsen (Variante 1), bei den Kurzzeitplätzen gegenüber der Einfahrt ins Parkhaus Post (Variante 2) und im unteren Bereich der Seestraße (Variante 3):

Bild 1: Doch nicht am Chantilly-Platz: Motorräder kommen in die Seestraße, Eisbahn soll auf Promenade
  • Variante 1
    Die Ausschussmitglieder waren sich einig, dass man Motorradstellplätze vor dem Außenbereich des Hotels Ochsen weder dem Wirt noch den Gästen zumuten könne. Udo Pursche gab zudem zu Bedenken, dass man die Stellplätze vor dem Hotel gegebenenfalls noch als "Verhandlungsfläche" für die Gespräche mit dem Ochsenwirt über die von der Stadt angestrebte Öffnung des Ochsengrabens brauche.
  • Variante 2
    Die von der Verwaltung favorisierte Lösung sah zwei Stellplatzreihen im rückwärtigen Bereich der Kurzzeitparkplätze gegenüber des Parkhauses vor. Hierfür hätten rund 200 Quadratmeter Wiese eingeebnet und gepflastert werden müssen. Den Vorteil sahen Helmut Köberlein und Baubürgermeister Matthias Längin vor allem in der Anfahrt über den Kreisel. Der Großteil der Räte bemängelte hingegen die zu erwartenden Kosten und den Wegfall einer Grünfläche: "Das ist ein Edelparkplatz oberer Luxusklasse, für den man eine Grünfläche opfert. Das verstehe ich nicht", sagte etwa Reinhard Weigelt (FDP). Auch Landschaftsarchitektin Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne) stimmte gegen diesen Einschnitt in den Platz: "Für mich stehen immer noch die Fußgänger im Vordergrund." Auch Ulrich Krezdorn (CDU) war dagegen: "Wenn man aus der steinernen Stadt kommt, ist der Chantilly-Platz das erste Grün, dem man begegnet."Sein Parteikollege Günter Hornstein, zugleich kommissarischer Leiter des Polizeireviers, argumentierte hingegen vor allem damit, dass die Lösung auf dem Chantilly-Platz verkehrstechnisch am geeignetsten sei. Außerdem: "Wir greifen ja nicht mitten in den Platz ein, sondern nehmen nur am Rand etwas weg." Auch Robert Dreher stimmte für diese Version. Wenn die Hafenstraße als Fahrradstraße für den Verkehr gesperrt werde, brauche man ein Angebot für die Motorradfahrer, die von Osten her kommen – und zwar relativ stadtnah. "Vom Ostbahnhof läuft keiner", sagte Dreher. So argumentierte auch Helmut Köberlein vom Tiefbauamt: "Wenn der Parkplatz attraktiv ist, wird er auch angefahren." Dennoch stimmten nur drei Räte bei sechs Gegenstimmen für die Variante.
  • Variante 3
    Auch ein Parkplatz oberhalb des Minigolfplatzes stieß zunächst auf wenig Gegenliebe – insbesondere wegen der Befürchtung, dass die Bewohner des angrenzenden Wohngebiets durch den Verkehrslärm belästigt werden. So sei zu befürchten, dass die Motorradfahrer bei der Weiterfahrt den Weg direkt am See entlang wählen. "Es wird immer den ein oder anderen geben, der eine Sonderschleife dreht", sagte Bürgermeister Längin und argumentierte, dass dabei auch kein Schild "Anlieger frei" helfe. Dennoch erklärte er sich bereit, eine mögliche Änderung der Verkehrsführung zu prüfen, um die Anwohner nicht allzu sehr mit Lärm zu belasten. Unter dieser Prämisse stimmten fünf Räte bei vier Gegenstimmen für die Variante, die nun umgesetzt werden soll. Und zwar sehr schnell, wenn es nach Ulrich Krezdorn geht: "Wir brauchen eine Lösung bis Ostern – und ich meine Ostern 2018".

Gegen alle drei Vorschläge stimmte Ralf Mittelmeyer (FW/ÜfA), der sich generell gegen Motorräder in der Innenstadt aussprach. Zudem bezweifelte er, dass 14 bis 16 Parkplätze ausreichen werden. "Wir haben die Autoparkplätze geschlossen, weil wir den Parksuchverkehr abschaffen wollten. Jetzt bekommen wir Parksuchverkehr durch Motorradfahrer." Und zur jetzt beschlossenen Lösung: "Es ist hundertprozentig vorprogrammiert, dass es Probleme mit den Anwohner geben wird."

 

Kommt die Eisbahn vor die Seeschulen?

Nachdem Oberbürgermeister Jan Zeitler im Januar im Gemeinderat verkündet hatte, dass die Eisbahn "ÜB on Ice" wegen Umbauarbeiten am Landungsplatz im kommenden Winter auf dem Chantilly-Platz stattfinden wird, gab es in der Öffentlichkeit eine große Diskussion um den Schutz der alten Kastanien am Mantelhafen – auch weil die Verwaltung zum genauen Standort schwieg. Nun scheinen Stadt und Veranstalter Reinhard Weigelt einzulenken. Wie der Sitzungsvorlage für die Gemeinderatssitzung am kommenden Montag, 19. März, 17 Uhr, zu entnehmen ist, soll die Eisbahn nun auf der Uferpromenade vor den Seeschulen aufgebaut werden – laut Vorlage auf Vorschlag von Weigelt. Die Bewirtung sei in der direkten Umgebung und auf der Bareselinsel denkbar. Von Seiten möglicher Bedenkenträger gebe es keine Einwände, teilt die Verwaltung mit. Da es sich um eine einmalige Veranstaltung an dieser Stelle handle, habe auch das Denkmalamt keine Bedenken. (mde)