Die BÜB macht weiter. Nach ihrem Kampf für den Erhalt der Platanenallee wurden die verantwortlichen Mitglieder der Bürgerinitiative von Anhängern gefragt, ob sie sich weiterhin kommunalpolitisch engagieren. Diese Frage beantworteten Dirk Diestel, Kristin Müller-Hausser und Rolf Briddigkeit gestern in einer Pressekonferenz mit einem klaren Ja. Nach der Fällung der Platanen, die dem Uferpark für die Landesgartenschau 2020 Platz machen, hätten sie das vergangene Jahr benötigt, um durchzuschnaufen.

Nun aber haben sie sich dazu entschlossen, bei den Kommunalwahlen 2019 anzutreten. Ein Name für die im Herbst zu gründende Liste steht bereits fest: BÜB+. Ihr Name stehe nicht mehr wie bisher für "Bürgergemeinschaft für Überlinger Bäume", sondern heißt "Bürger für Überlingen". Das Plus-Zeichen signalisiere, dass es ihnen um mehr als um den Erhalt von Bäumen geht. Ziel sei es, mehr Transparenz in die Kommunalpolitik zu bringen, Öffentlichkeit herzustellen, wo bisher unnötigerweise hinter verschlossenen Türen verhandelt werde. In Überlingen würden die Bürger vielfach vor vollendete Tatsachen gestellt, ihnen gehe es darum, den Begriff Bürgerbeteiligung mit Leben zu füllen.

Roland Biniossek, der für die Partei Die Linke im Gemeinderat sitzt, schließt sich der BÜB+ an, die derzeit über einen neunköpfigen Sprecherrat verfügt. Einem Parteibeschluss vorausgreifend, sagte er, dass die Linke nicht mehr mit einer eigenen Liste kandidieren werde. "In einer parteiübergreifenden Formation anzutreten, das bringt eine völlig andere Kraft und Qualität in die politische Landschaft. Bei BÜB+ machen hervorragende Leute mit, mit Fachkompetenz, Geradlinigkeit, Ehrlichkeit. Das bringt eine politische Stimmungsänderung in diese Stadt hinein, die die Linke nicht alleine zuwege gebracht hätte."

Dirk Diestel, BÜB-Sprecher und bekanntester Kopf in den Diskussionen um die Platanenallee, hätte sich seinerseits eine Kandidatur für die Linke nicht vorstellen können. Er stehe der CDU nahe, deren Mitglied er mehr als 30 Jahre gewesen sei, außerdem fühlte er sich über viele Jahre den Freien Wählern zugetan, für die er mehrfach bei Gemeinderatswahlen kandidierte. Im Kampf für die Platanen habe er "viel gelernt und erfahren müssen". Diestel: "Zum Beispiel, dass Rat und Verwaltung sich konsequent weigerten, mit uns von der BÜB zu sprechen, obwohl 3400 Menschen unser Anliegen unterstütz haben."

Robert Stärk ist Bankfachwirt und Finanzierungsmakler. Zu seinen Beweggründen, sich BÜB+ anzuschließen, nennt er das Beispiel Wasserkraftwerk. "Als Alt-Überlinger hat es mich erschreckt, dass wir Bürger nicht darüber informiert wurden, dass das Kraftwerk schließt. Das mag fachlich richtig sein, aber man hätte die Öffentlichkeit vorher informieren müssen, um der Stimmung vorzubeugen, die da oben würden machen, was sie wollen." Es sei wichtig, im Rat vertreten zu sein, "um Klarheit zu erhalten, damit solche Ad-hoc-Entscheidungen wie zuletzt (Fällung der Kastanien, Ersatzpflanzungen, die den Busverkehr behindern) vermieden werden". In einem Positionspapier schreibt BÜB+: "Die verkrusteten Strukturen im Gemeinderat, die seltene Bereitschaft, an die Verwaltung auch unbequeme Fragen zu stellen, das häufige Unvermögen, in wichtigen Themen eine klare Linie zu zeigen: Da muss endlich mal frischer Wind wehen."

Am 15. Mai stellt sich BÜB+ einer öffentlichen Diskussion, 19 Uhr im Bräustüble des Hotel Ochsen. Informationen ab Samstag im Internet: www.büb.plus

Sprecherrat von BÜB+

Roland Biniossek, Diplom-Volkswirt und Stadtrat; Kristin Müller-Hausser, Innenarchitektin; Dirk Diestel, Fotografenmeister und Kaufmann; Rolf Briddigkeit, Ingenieur und Pädagoge; Holger Schappeler, Diplom-Wirtschaftsjurist; Robert Stärk, Bankfachwirt und Finanzierungsmakler. Bei der Vorstellung gestern nicht anwesend: Annemarie Marocco-König, Übersetzerin; Professor Peter Schmid, Diplom-Ingenieur; Peter Burkhardt , Architekt.