Das Kind muss im Mittelpunkt stehen. Nicht wenige Bildungspolitiker und Experten ganz unterschiedlicher Orientierung tragen diese Formel wie ein Mantra vor sich her, um ihre eigenen Thesen zu stützen.Was dieser Satz in der Praxis bedeutet und wie er umgesetzt werden kann, zeigt die Franz-Sales-Wocheler-Schule mit ihrem Pädagogenteam um Leiterin Anja Neumaier Tag für Tag. Schüler mit einer diagnostizierten Lernschwäche und fehlendem Selbstbewusstsein auf eine tragfähige Spur zu bringen, ist eine ganz besondere Herausforderung, die viel Engagement und Einfühlungsvermögen verlangt. Wie gut die Schule diese Aufgabe bewältigt, bestätigte jetzt eine Fremdevaluation durch das Landesinstitut für Schulentwicklung. Die Resultate trug Neumaier jetzt dem Ausschuss für Bildung und Kultur des Gemeinderats vor. In acht von 22 Merkmalen erreichte die Schule mit der Exzellenzstufe die Bestnote, in weiteren zwölf Bereichen die Zielstufe als zweitbeste Bewertung. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Schule hier in unserer Stadt haben“, erklärte Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger anerkennend.

Wie sich die Perspektive in diesem oft kaum beachteten Bildungsbereich gewandelt hat, spiegelt die Änderung des Namens von – einstmals – Sonderschule über – noch – Förderschule bis zum heutigen offiziellen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) wider. „Kein besonders geschmeidiger Begriff“, befand Rektorin Anja Neumaier vor dem Ausschuss. Doch er umschreibt auch die vielfältigen Aufgaben der Schule und ihres Pädagogenteams. Dazu gehört auch die Arbeit mit den Eltern, die großes Vertrauen in die Erfahrung der Lehrer und deren Empfehlungen haben.

Die Schule betreut ihre eigenen Schäflein, wo dies geboten scheint, ganz intensiv mit der gebotenen Zuwendung und Klarheit, sie unterstützt aus voller Überzeugung, wo dies als gangbarer Weg erscheint, auch Schüler in der Inklusion an der Burgbergschule. „Uns ist das sehr wichtig“, sagt Anja Neumaier und nimmt dafür mit ihrer Schule einige Nachteile in Kauf. „Die Inklusionsschüler sind nicht unsere Schüler, wir geben aber Lehrerstunden unserer Deputate dafür ab“, sagt die Leiterin. „Wir wollen ganz bewusst beides machen.“ Allerdings hätte sie gerne einen Ausgleich für die eigenen Klassen.

Auch die Rückschulung in eine andere Schule verlieren die Pädagogen nie ganz aus den Augen, gehen aber sehr behutsam damit um „Es gibt Kinder, die halten manche Frustrationen aus und können sich behaupten. Manche würden ganz abhängen, wenn sie überfordert sind“, beschreibt Anja Neumaier das Spektrum: „Doch wir möchten diese Schüler nicht scheitern sehen.“ Eine andere Möglichkeit ist es, zu bleiben und die Hauptschulprüfung als Schulfremdenprüfung zu absolvieren. „Diese Herausforderung nehmen dieses Jahr acht Schüler an“, freut sie sich.

Genauso kooperativ und zielgerichtet agiert die Schule mit Blick auf die Zukunft ihrer Schützlinge. Eine Verzahnung mit der Jörg-Zürn-Gewerbeschule schafft bestmögliche Voraussetzungen für einen sanften und erfolgreichen Übergang in eine berufliche Ausbildung. Pädagogen der Berufsschule kommen schon vor dem anstehenden Wechsel in die Klassen der Wocheler-Schule, deren Lehrer halten nach dem Wechsel in ein Berufsvorbereitungsjahr die Kontinuität dort aufrecht.


Die Fremdevaluation

Die Fremdevaluation umfasst die fünf Bereiche Unterricht, Professionalität der Lehrkräfte, Schulführung und Schulmanagement, Schul- und Klassenklima sowie Qualitätssicherung und -entwicklung.

Dabei wurden 22 einzelne Merkmale nach vier Stufen bewertet. In acht Bewertungen wurde die bestmögliche Exzellenzstufe attestiert, in zwölf Merkmalen erreichte die Schule mit der Zielstufe die zweitbeste Note, nur zwei Merkmale wurden als Basisstufe eingeschätzt. Die unterste Entwicklungsstufe erkannten die Experten nirgends.

Besonders hoch eingeschätzt wurden die Förderung von sozialen und personalen Kompetenzen, das lernförderliche Unterrichtsklima, die schulorganisatorischen Maßnahmen zur Gestaltung der Lehr- und Lernprozesse, die kollegiale Zusammenarbeit, die Entwicklung von Unterricht und Schule, der Umgang mit Konflikten und Problemen sowie die Personalentwicklung und die Schule als Gemeinschaft.

Das Evaluationsteam empfiehlt, die Praxis der individuellen Lern- und Entwicklungsbegleitung um Vereinbarungen bezüglich der kontinuierlichen Dokumentation individueller Bildungsplanungen zu erweitern, die in Zielgesprächen mit den Beteiligten besprochen werden, das „hervorragende zielorientierte und planvolle Handeln auf hohem Kompetenz- und Reflexionsniveau fortzuführen und zu sichern“ und weiterhin pädagogische Ziele sowie Unterrichts- oder Schulentwicklungs-Projekte mit einer konsequenten Reflexions- und Feedbackpraxis zu verknüpfen.