Dem Sipplinger Klaus Stieglitz liegt das Menschenrecht am Herzen. Als er 1997 nach Abschluss seines Politologie- und Jurastudiums die Stellenanzeige des heute in Konstanz ansässigen Vereins Hoffnungszeichen las, bewarb er sich spontan. Das Profil sprach den damals 27-Jährigen an: Der Verein bettet seine Menschenrechtsarbeit in die Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe ein. Klaus Stieglitz wurde Menschenrechtsbeauftragter des Vereins, zog mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Sipplingen und kümmert sich mittlerweile seit 25 Jahren im Verein um diesen Bereich.
In der Freizeit im Garten und beim Laufen
Doch Stieglitz wollte nicht nur im fernen Ostafrika für Menschen aktiv sein. Deshalb wurde er Anfang des Jahrtausends Mitglied des katholischen Pfarrgemeinderats in Sipplingen. Für dieses Ehrenamt ließ ihm jedoch seine hauptberufliche Arbeit bald keine Zeit mehr. Denn 2006 übernahm der Sipplinger die Leitung der Menschenrechtsabteilung von Hoffnungszeichen und wurden 2008 stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Heute bleibt ihm in der Freizeit die Arbeit im Garten und das Laufen. „Ich bin oft zwischen Sipplingen und Ludwigshafen unterwegs, wenn mir die Arbeit dafür Zeit lässt“, sagt Stieglitz, der Mitglied des Radolfzeller Lauftreffs ist.
Not lindern, Hilfe leisten, Verfolgten beistehen
Hoffnungszeichen mit seinen 85 Mitarbeitern, von denen 42 in Konstanz beschäftigt sind, ist weltweit aktiv, der Schwerpunkt liegt in Ostafrika. Ziel ist es, Not zu lindern, Hilfe zu leisten und Verfolgten beizustehen, nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs auch ukrainischen Flüchtlingen. Die Arbeit ist christlich motiviert, doch die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft spielt keine Rolle. „Wir sind parteipolitisch nicht verbunden, wir stehen für die Menschen ein, deren Würde angetastet ist“, sagt Klaus Stieglitz. „Für uns besteht die Würde des Menschen in der Fähigkeit, aufrecht stehen und den Blick nach vorn richten zu können.“
Beratung für Gefängnispersonal im Sudan
Einmal besuchte der Sipplinger im Sudan ein Gefängnis und fand dort einen Menschen vor, der in einer Einzelzelle angekettet und völlig abgemagert in seinen Fäkalien lag. Der Mann sei manisch depressiv gewesen und, weil es im Land keinen Psychiater gab, der Polizei übergeben worden. „Die war hilflos, hat ihn abgesondert und in eine Zelle gesperrt“, erzählt Stieglitz. „Ich habe dem Mann nicht mehr helfen können, er ist gestorben“, sagt er. „Aber wir haben eine Psychiaterin aus Kenia in den Sudan geholt, die das Gefängnispersonal geschult hat. Bei meinem nächsten Besuch waren die Einzelzellen leer.“
Handeln hat für ihn auch politische Dimensionen
Der 52-Jährige hat auch die politische Dimension seines Handelns im Blick: „Wenn Menschen im globalen Süden durch das Wirtschaften im globalen Norden ausgebeutet werden, dann leitet sich daraus eine Verantwortung ab.“ So habe 2007 ein Pfarrer auf die Trinkwasser-Verschmutzungen in einigen Regionen des südlichen Sudan hingewiesen. Stieglitz entnahm Trinkwasserproben vor Ort und ließ sie in Europa analysieren. Das Ergebnis bestätigte die Vermutung, „dass die Verschmutzung des Trinkwassers mit der Ölförderung des malayischen Konzerns Petronas in Verbindung steht, die die Lebensgrundlage von 600.000 betroffenen Menschen bedroht“, sagt Klaus Stieglitz.
„Der Bedarf an fossilen Energien im Sudan und deren Fördermethoden forderten ein politisches und humanitäres Engagement des Vereins.“ Hoffnungszeichen gab damals eine Studie in Auftrag, die den Zusammenhang von Ölförderung und Wasserverschmutzung wissenschaftlich bestätigte, und sorgte für die Verbreitung der Analysen in den Medien.

Glaube an Gott und an das Gute im Menschen
Stieglitz hat bei seinen zahlreichen Afrikareisen vor allem eines gelernt: „zu vertrauen und zu glauben.“ Als noch unerfahrener Reisender sei er einmal morgens von Mückenstichen übersät aufgewacht. „Ich habe gedacht, jetzt bekomme ich Malaria, jetzt ist der Ofen aus.“ Das habe dort ein junger Katechist mitbekommen und ihn aufgefordert: „Beruhige dich. Dich hat Gott geschickt und deshalb wird er dich auch beschützen.“ Dieser Glaube an Gott und an das Gute im Menschen sei ihm Beispiel gewesen. Hoffnungszeichen verstehe sich in diesem Sinne auch als „Brücke der Liebe zwischen den Menschen“. Hier bezieht Stieglitz die zahlreichen privaten Förderer des Vereins mit ein, die neben Bundesministerien in Berlin die Arbeit unterstützen.
Sipplinger sieht sich als Friedensstifter
Was ist das Ziel seiner Arbeit? Klaus Stieglitz sagt: „Ich will Frieden stiften. Die Friedens- und Konfliktforschung ist für mich ein großes Thema. Die Vorstellung, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die das Blatt auch einmal zum Guten wenden kann, besteht nach wie vor.“ Und was hat ihn sein 25-jähriges Engagement im Verein gelehrt? „Es ist nicht so einfach, als Menschen von außen einen großen Impuls für den Frieden zu setzen. Man muss mit den Menschen vor Ort arbeiten und das ist ein langer Prozess. Ich habe mir das einfacher vorgestellt.“