Matthias Feige und Felix Moll-Kleis fallen auf zwischen den bunten Sonnenschirmen, aufgeblasenen Badeutensilien in Neonfarben und den Menschen in Badekleidung. Sie tragen schwarz und schauen ernst. Die beiden sind das von Bürgermeister Oliver Gortat bestellte Sicherheitspersonal und an diesem schönen sonnigen Samstag im Einsatz.
„Manche mussten wir schon drauf hinweisen. Genauso waren drüben im Schwimmbad mehrere mit Hund, die mussten wir dann auch hier rüber schicken“, schildert Matthias Feige, Inhaber der Sicherheitsfirma Xtreme Events.

Normalerweise ist die Firma für Objektschutz oder Veranstaltungsschutz zuständig. „Die Veranstaltungen entfallen ja. Jetzt haben wir halt andere Aufgaben.“ Das kurze Gespräch wird von einer Frau im Bikini unterbrochen: „Können Sie mir sagen, wo die nächste Toilette ist?“
Auch das sind die beiden ab und an an diesem Tag: eine mobile Auskunft für die Badenden. Bisher jedenfalls sei der Tag gut verlaufen. „Sie sehen es ja“, deutet er auf die Badegäste in Sichtweite, deren Badetücher viel Abstand zum nächsten haben.

Natürlich gebe es auch andere. Einige Personen hätten sie schon auf den Mindestabstand hinweisen müssen, weil sie zu nah aneinander gelagert hätten. „Nach der aktuellen Corona-Verordnung dürfen ja 20 Personen zusammen sein, also auch drei oder vier Familien“, erläutert Feige.
So fragten sie zumeist erst lediglich, ob denn diejenigen, die da nah beieinander lägen, auch zusammen zum Baden gekommen seien. Werde diese Frage bejaht, müssten sie auch nicht auseinanderrutschen.
„Bis auf einige Ermahnungen alles im grünen Bereich“
Generell kann er bisher ein positives Zwischenfazit ziehen: „Bis auf einige Ermahnungen war alles im grünen Bereich.“ Sie selbst dürfen bei uneinsichtigen Badegästen einen Platzverweis erteilen. Sollte auch dieser nicht wirken, werde die Polizei dazu gerufen. Die patrouilliert während des Gesprächs etwas oberhalb mit dem Auto.

Samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr sind die beiden nun unterwegs entlang des Sipplinger Ufers. Ihr Einsatz sei wetterabhängig und werde vermutlich die ganzen Sommerferien lang an den Wochenenden stattfinden: „Die Präsenz macht natürlich etwas aus. Es wird auch viel geguckt und wir bekommen viel Feedback, positiv vor allem. Die Leute finden es schon wichtig, dass die Regeln eingehalten werden“, schildert Feige.

Eine von denen, denen die Einhaltung der Regeln sehr wichtig ist und die gar nicht verstehen kann, wieso das Parkverbot für Tagesgäste zur Begrenzung der Besucherzahl im Strandbereich nicht fortgeführt werden durfte, ist Nicki Puttrich. Sie lebt keine 500 Meter vom See entfernt und sagt: „Wir sehen täglich das Elend: Teilweise liegen die Touristen so nah beisammen, dass sie sich ein Handtuch teilen könnten.“

Eine Tuttlingerin, die seit morgens um 10 Uhr am Strand sitzt, ist zum ersten Mal seit Längerem hier am See: „Wir haben uns spontan gedacht, wir würden gern an den See fahren. Wir haben uns natürlich dann informiert, ob irgendwelche Beschränkungen gelten.“ Die Einhaltung des Mindestabstands halte sie für selbstverständlich, habe aber auch den Eindruck, dass das hier gut funktioniere.

Auch Peter Rommel und Anita Dirmeier beurteilen die Einhaltung des Infektionsschutzes positiv. Sie sind mit dem Fahrrad auf einer Tour um den Bodensee und waren zwischendurch im Hinterland unterwegs. „Ein bisschen gesunder Menschenverstand ist wichtig“, betont sie.
So seien sie beide nie da unterwegs, wo es besonders voll sei: „Oder wir gehen wieder, wenn es sich um uns herum zu sehr füllt.“ Mit dem Fahrrad sei man da sowieso flexibel. Am Sipplinger Ufer – sie haben sich auf der Mauerkante hinter dem Kiosk am Bahnhof niedergelassen – haben sie keinerlei Bedenken an diesem Samstagnachmittag.

„Es wird Abstand gehalten und wo man eine Maske tragen muss, wird diese auch aufgesetzt“, schildert Dirmeier. Sie macht auf die kleine Warteschlange am Kiosk aufmerksam, in der die Abstände ebenso vorbildlich eingehalten werden.
Rommel ergänzt: „Ich arbeite auf dem Bau. Da haben wir die ganze Coronazeit durchgeschafft, waren immer zusammen, aber eben auch immer an der frischen Luft. Von uns ist niemand krank geworden.“ So denke er auch, dass an einem Strand das Ansteckungsrisiko sehr niedrig sei: „Nur in geschlossenen Räumen, da ist das schon gefährlicher.“

Der kleine Lebensmittelmarkt gegenüber scheint andere Erfahrungen gemacht zu haben; zumindest bei der Maskenpflicht. Wo vor zwei Wochen noch lediglich ein Piktogramm die Hereinkommenden begrüßt hat, weißt nun ein zweiter Zettel darauf hin, dass hochgezogene T-Shirts nicht als Mund-Nasen-Bedeckung erwünscht seien.
