Miriam Altmann

Mit bunten Kostümen trotzen sie dem grauen Himmel, auch der Nieselregen nimmt den geschminkten Gesichtern nicht das Lächeln. Die Vorfreude unter den Schaulustigen am Straßenrand ist groß: endlich wieder Fasnet, endlich wieder ein Umzug in Stefansfeld. „Der Narrenverein Salem feiert dieses Jahr seinen 111. Geburtstag – coronabedingt ein Jahr später“, tönt es aus den Lautsprechern am Sprecherwagen.

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Peter Frick gibt dort seine Fasnetsweisheiten zum Besten: „Da kannsch aussehen wie en Seckel“, verrät er, „genieß‘ es, denn des ganze reschtliche Jahr musch anständig sein!“

Die Prominenz im Sprecherwagen (von links): Ehrenmitglied Werner Kohlenberger, Zimmermann Dennis Schreiber als „Bodyguard“, ...
Die Prominenz im Sprecherwagen (von links): Ehrenmitglied Werner Kohlenberger, Zimmermann Dennis Schreiber als „Bodyguard“, Jürgen Hansler (Oberzunftmeister der Region Allgäu), Horst Schmid (Chef der Salemer Vereine), Markus Kast (Oberzunftmeister Bodensee), Peter Frick vom Narrenverein Salem und Dekan Peter Nicola. | Bild: Miriam Altmann

Dekan Peter Nicola versucht sich derweil als Einheizer und übt mit dem Publikum den Narrenruf: „Einmal normal, einmal laut und einmal brutal“, fordert er das Narro der Zuhörer ein. Der Geistliche hat einiges gutzumachen, denn seine Nachtgebete um gutes Wetter hatten offenbar keine Wirkung gezeigt.

Der Fanfarenzug Salem eröffnet den Umzug.
Der Fanfarenzug Salem eröffnet den Umzug. | Bild: Miriam Altmann

Der guten Laune tut das jedoch keinen Abbruch: Jubelnd wird der Narrentross begrüßt. Den Anfang macht der Fanfarenzug Salem, der, wie Frick anmerkt, anlässlich des Besuchs der verstorbenen Queen gegründet wurde.

Der Frickinger Dreckspringer sieht doch ganz freundlich aus, da kann man bei den Gutsle ruhig zugreifen.
Der Frickinger Dreckspringer sieht doch ganz freundlich aus, da kann man bei den Gutsle ruhig zugreifen. | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

So manche Gruppe wird auf die Schippe genommen

Gemeinsam mit Horst Schmid kommentiert er launig den Umzug der 22 Zünfte. Dabei nehmen sie so manche Gruppe auf die Schippe: „Warum heißen die Frickinger Dreckspringer?“, fragt Schmid. „Da läuft‘s Dreckwasser von Heiligenberg runter“, gibt er sich selbst die Antwort. Durch die Begrenzung auf die Salemer Vereine und die Patenzünfte aus Frickingen und Heiligenberg ist der Rahmen familiär, man kennt und neckt sich. „Wie geht‘s der Frau und der Freundin?“, grüßt Frick einen Bekannten.

Hobelkarussell der Weildorfer Zimmermannsgilde
Hobelkarussell der Weildorfer Zimmermannsgilde | Bild: Altmann, Miriam (Extern)

Freifahrten im Hobelkarussell

Die Besucher und Narren genießen den Kontakt. Neben Konfetti- und Strohduschen gibt es Freifahrten im Hobelkarussell der Zimmermänner – und viele Gutsle für die Kleinen.

Michelle Waibel und die dreijährige Leonie sind Mitglieder bei den Feuerhexen.
Michelle Waibel und die dreijährige Leonie sind Mitglieder bei den Feuerhexen. | Bild: Miriam Altmann

Die dreijährige Leonie hat deswegen einen klaren Favoriten: „Die Eulen, weil die so viel Süßes geworfen haben.“ Mit ihrer Mutter Michelle Waibel ist sie als Salemer Feuerhexe zu Beginn des Zuges mitgelaufen, bevor sie sich den Zuschauern anschlossen: „Damit wir unsere Tasche wieder auffüllen können“, erklärt Michelle Waibel augenzwinkernd.

Holger Lohmann im Kölsch-Kostüm mag sowohl den Karneval seiner Kölner Heimat als auch die Salemer Fasnet.
Holger Lohmann im Kölsch-Kostüm mag sowohl den Karneval seiner Kölner Heimat als auch die Salemer Fasnet. | Bild: Miriam Altmann

Hohes Lob von einem gebürtigen Kölner

Dass der Umzug ein voller Erfolg war, beweist ein Lobeswort eines Kölners: „Es ist superschön“, sagt Holger Lohmann im Kölsch-Kostüm. „Die Fasnet ist anders als der Karneval, macht aber genauso Spaß.“ Den Umzug nach Mimmenhausen habe er nicht bereut.

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Die Geschichte des Narrenvereins

Der Narrenverein Salem wurde 1911 gegründet. Seit 1971 sind die Feuerhexen mit ihren rot-weiß-gepunkteten Kopftüchern und Schürzen unterwegs. Die Masken der 1976 ins Leben gerufenen Faßköpfe haben als Vorlage die geschnitzten Menschenköpfe, die die Weinfässer im Salemer Weinkeller zur Zeit der Mönche schmückten. Der Gesichtsausdruck gab Auskunft darüber, ob sich im Fass ein lieblicher oder säuerlicher Wein befand. Die Hauptaufgabe der Zimmermannsgilde, die seit 1982 besteht, ist das Stellen und Fällen des Narrenbaums.