Mit bunten Kostümen trotzen sie dem grauen Himmel, auch der Nieselregen nimmt den geschminkten Gesichtern nicht das Lächeln. Die Vorfreude unter den Schaulustigen am Straßenrand ist groß: endlich wieder Fasnet, endlich wieder ein Umzug in Stefansfeld. „Der Narrenverein Salem feiert dieses Jahr seinen 111. Geburtstag – coronabedingt ein Jahr später“, tönt es aus den Lautsprechern am Sprecherwagen.
Peter Frick gibt dort seine Fasnetsweisheiten zum Besten: „Da kannsch aussehen wie en Seckel“, verrät er, „genieß‘ es, denn des ganze reschtliche Jahr musch anständig sein!“

Dekan Peter Nicola versucht sich derweil als Einheizer und übt mit dem Publikum den Narrenruf: „Einmal normal, einmal laut und einmal brutal“, fordert er das Narro der Zuhörer ein. Der Geistliche hat einiges gutzumachen, denn seine Nachtgebete um gutes Wetter hatten offenbar keine Wirkung gezeigt.

Der guten Laune tut das jedoch keinen Abbruch: Jubelnd wird der Narrentross begrüßt. Den Anfang macht der Fanfarenzug Salem, der, wie Frick anmerkt, anlässlich des Besuchs der verstorbenen Queen gegründet wurde.

So manche Gruppe wird auf die Schippe genommen
Gemeinsam mit Horst Schmid kommentiert er launig den Umzug der 22 Zünfte. Dabei nehmen sie so manche Gruppe auf die Schippe: „Warum heißen die Frickinger Dreckspringer?“, fragt Schmid. „Da läuft‘s Dreckwasser von Heiligenberg runter“, gibt er sich selbst die Antwort. Durch die Begrenzung auf die Salemer Vereine und die Patenzünfte aus Frickingen und Heiligenberg ist der Rahmen familiär, man kennt und neckt sich. „Wie geht‘s der Frau und der Freundin?“, grüßt Frick einen Bekannten.

Freifahrten im Hobelkarussell
Die Besucher und Narren genießen den Kontakt. Neben Konfetti- und Strohduschen gibt es Freifahrten im Hobelkarussell der Zimmermänner – und viele Gutsle für die Kleinen.

Die dreijährige Leonie hat deswegen einen klaren Favoriten: „Die Eulen, weil die so viel Süßes geworfen haben.“ Mit ihrer Mutter Michelle Waibel ist sie als Salemer Feuerhexe zu Beginn des Zuges mitgelaufen, bevor sie sich den Zuschauern anschlossen: „Damit wir unsere Tasche wieder auffüllen können“, erklärt Michelle Waibel augenzwinkernd.

Hohes Lob von einem gebürtigen Kölner
Dass der Umzug ein voller Erfolg war, beweist ein Lobeswort eines Kölners: „Es ist superschön“, sagt Holger Lohmann im Kölsch-Kostüm. „Die Fasnet ist anders als der Karneval, macht aber genauso Spaß.“ Den Umzug nach Mimmenhausen habe er nicht bereut.
Die Geschichte des Narrenvereins
Der Narrenverein Salem wurde 1911 gegründet. Seit 1971 sind die Feuerhexen mit ihren rot-weiß-gepunkteten Kopftüchern und Schürzen unterwegs. Die Masken der 1976 ins Leben gerufenen Faßköpfe haben als Vorlage die geschnitzten Menschenköpfe, die die Weinfässer im Salemer Weinkeller zur Zeit der Mönche schmückten. Der Gesichtsausdruck gab Auskunft darüber, ob sich im Fass ein lieblicher oder säuerlicher Wein befand. Die Hauptaufgabe der Zimmermannsgilde, die seit 1982 besteht, ist das Stellen und Fällen des Narrenbaums.