Das Beweidungsprojekt nördlich des Killenweihers bei Salem hat mehrere Gewinner. Der Markgräflich Badische Gutsbetrieb kann die Flächen sinnvoll nutzen, das Hofgut Rimpertsweiler kann seinen Rindern mehr Freiheit und frisches Gras gönnen und die Natur profitiert ebenfalls. Darum geht es der Heinz-Sielmann-Stiftung als Partner des Projekts. Bereits 2004 hat sie damit begonnen, am Netz des Biotopverbunds Bodensee zu flechten.

Fünf Modellbetriebe in ganz Deutschland
Das Beweidungsprojekt ist Teil eines Modellprojekts, das von der Sielmann-Stiftung und dem Verein Familienbetriebe Land und Forst entwickelt wurde und gemeinsam umgesetzt wird. Der Salemer Gutsbetrieb ist einer von fünf Modellbetrieben in ganz Deutschland, die sich daran beteiligen. Dazu wurde eine acht Hektar große Grünlandfläche für das Beweidungsprojekt eingezäunt. Seit Ende Mai grasen hier die ersten 17 Färsen aus Rimpertsweiler. Färsen sind junge weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben.
Bernhard Prinz von Baden: Biotopverbund-Projekt auch auf bewirtschaftete Fläche ausweiten
„Eine Kooperation von Land- und Forstwirtschaft mit dem Naturschutz bietet die Möglichkeit, ein großartiges Biotopverbund-Projekt auch auf bewirtschafteten Flächen zu verbreiten“, erklärt Bernhard Prinz von Baden. Die Freude über das Projekt ist ihm bei der Vorstellung regelrecht anzumerken. „Ich hoffe, dass dieses Pilotprojekt ein Erfolg wird.“ Beim Markgräflichen Gutsbetrieb für das Projekt verantwortlich ist die promovierte Agrarwissenschaftlerin Nicola Gindele, die seit Anfang des Jahres in Salem tätig ist.

„Eine Beweidung erhöht im Gegensatz zu Mahd die Strukturvielfalt auf der Fläche“, erläutert Julia Brantner von der Heinz-Sielmann-Stiftung. Durch unterschiedlich schnelles Abfressen und die Vorliebe der Tiere für bestimmte Gräser und Pflanzen entstehen unterschiedlich dichte und hohe Vegetationsbereiche sowie Trittstellen. Brantner sagt: „So entsteht ein kontinuierlicher Lebensraum für Insekten und Vögel.“
Durch die Kuhfladen steigt der Reichtum an Insekten
Selbst die Kuhfladen spielen hier eine wichtige Rolle. Mit dem Dung der Rinder nehme der Insektenreichtum zu, betont Brantner. Dadurch werden wiederum anspruchsvollere Vogelarten angelockt, deren Nahrungsgrundlage die Insekten sind. Die Weide um den Killenweiher soll nach den Vorstellungen der Stiftung auf diese Weise zu einer artenreichen Grünlandfläche entwickelt und die biologische Vielfalt erhöht werden.

„Die für unsere Jungrinder zur Verfügung gestellte Fläche ist geradezu ideal“, freut sich Landwirt Simon Giebler vom Rimpertsweiler Hof: „Das Projekt bietet uns eine wunderbare Gelegenheit, Hofwirtschaft und Biodiversität miteinander zu verbinden.“
Biologe kartierte zum Start Bestand an Flora und Fauna
Die Fläche wird zunächst saisonal von Mitte Mai bis Mitte Oktober beweidet, um die Auswirkungen auf Vegetation und Artenzusammensetzung beobachten zu können. Im Vorfeld hatte der Biologe Wilfried Löderbusch eine detaillierte Bestandsaufnahme erstellt und neben den Vogel- und Pflanzenarten insbesondere die Insektenfauna kartiert. So kann anschließend ein Vergleich gezogen und der Erfolg der Maßnahmen beurteilt werden. Ein bis zwei Jahre nach Start der Beweidung soll die Erhebung als Prüfkartierung wiederholt werden.