Imposant ragt das rote Gebäude in der Ortsmitte von Weildorf in die Höhe, doch zunehmend ist es vom Verfall bedroht. „Es gab den Wunsch aus Weildorf, den Eiskeller einer anderen Nutzung zuzuführen“, berichtete Bürgermeister Manfred Härle in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Daher sei der Plan zweier Jungunternehmer, das historische Bauwerk für ihren Online-Hofladen Fritzi Frisch zu kaufen und zu sanieren, auf breite Zustimmung gestoßen. Das Vorhaben scheiterte jedoch kurzfristig an den finanziellen Forderungen des Eigentümers.
Wegen der komplizierten Erschließung des Geländes habe man das Architekturbüro KVB ins Boot geholt, um einen Bebauungsplan für das gesamte Areal zu erstellen, erklärte der Bürgermeister. „Die Erschließung, die wir momentan haben, ist halblebig“, befand er. „Da sind wir in den vorangegangenen Jahren nicht weitergekommen.“
Variante sieht zwei zusätzliche Gebäude im Gebiet vor
Bauamtsleiter Marc Dürrhammer fügte hinzu, dass das Planungsbüro zwei Varianten entwickelt habe: „Die eine Variante beinhaltet im Wesentlichen die Darstellung des Bestandes. Die weitere Variante beinhaltet eine weitergehende Bebauung, welche aus Sicht der Verwaltung auch die maximal vorstellbare Bebauung darstellt“, bezog er sich auf zwei zusätzliche Gebäude, die dann laut Plan möglich wären.

Stadtplaner Udo Kienzle schilderte die besonderen Gegebenheiten des Gebiets: Um die historische Kegelbahn und den Eiskeller herum habe man bedeutende öffentliche Flächen und durch den Hangenbach einen wertvollen ökologischen Bestand. Die Wegebeziehungen zwischen den hauptsächlich landwirtschaftlichen Gebäuden und über den Bach wolle man erhalten. „Die Erschließung des Eiskellers ist aber nicht über den öffentlichen Platz, sondern von Süden aus vorgesehen“, beschrieb der Architekt eine wichtige Änderung.
Grünbereiche sollen erhalten werden
Da ein Großteil des Plangebiets im Überflutungsbereich eines möglichen Jahrhunderthochwassers liegt, befürchtete Henriette Fiedler (FWV) eine Muldenlandschaft wegen der nötigen Schutzmaßnahmen. Kienzle entgegnete, dass hochwasserangepasstes Bauen zu keiner Teichlandschaft führe: „Unser Ansinnen ist, die Grünbereiche so zu erhalten, wie sie sind.“ Oberflächenwasser versickere auf den Grundstücken und werde über Schächte in kiesiges Gelände oder direkt in den Hangenbach geleitet. Was das Hochwassermanagement angehe, sei ein Ausgleich nur nötig, wenn sich die Überschwemmungsfläche ändere.

Eigentümer fordern Möglichkeit für Veränderungen
Arnim Eglauer (SPD) bat um Auskunft, was die Gespräche mit den Eigentümern ergeben hätten. Wie Dürrhammer zuvor erklärt hatte, sei in einer anwaltlichen Stellungnahme der Ausschluss baulicher Entwicklungsmöglichkeiten bemängelt worden. Eglauer wollte wissen: „Muss ich mir da Sorgen machen?“ Der Bürgermeister fasste zusammen, dass sich zwei Eigentümer für die zweite Variante mit zwei zusätzlichen Gebäuden ausgesprochen hätten. Die erwähnte dritte Rückmeldung komme von der Eigentümerin des Eiskellers: „Da gibt es ganz andere Wünsche und Vorstellungen“, bezog er sich auf die Freifläche vor dem Gebäude.
Klare Spielregeln im Fall baulicher Veränderungen

Auf die Frage von Klaus Bäuerle, inwieweit sich die Varianten in Bezug auf die Zahl der Wohneinheiten unterscheiden, konnte der Bürgermeister keine Angaben machen. „Wir wissen nicht, wann ein Abbruch, ein Neubau oder eine Modernisierung ansteht“, verwies er auf den Unterschied zur Entwicklung eines Neubaugebiets. „Unser Anliegen ist es, einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen, um den Bestand zu schützen und klare Spielregeln zu haben.“ Die geordnete Erschließung des Eiskellers habe das Ziel, einen Investor zu finden, der das Gebäude wieder nutze.

Mögliche Zufahrt führt derzeit über Privatgrundstück
Der Stadtplaner erklärte, die angedachte Zufahrt verlaufe momentan jedoch noch über ein privates Grundstück. Härle sagte, alternative Wege seien allerdings weder angedacht noch möglich, und riet deshalb dem Gremium: „Entscheiden Sie sich für Variante 2, damit wir den Grundstückseigentümern auch etwas anbieten können.“ Bis auf eine Enthaltung folgte der Gemeinderat einstimmig der Empfehlung des Bürgermeisters. „Wir hatten immer den Eiskeller im Blick“, meinte dieser, „aber natürlich gehört die Umgebungsbebauung dazu.“ Ein gelungenes Beispiel für den Erhalt der charakteristischen Häuser sei der ehemalige Gasthof Adler: „Es wäre schön, wenn man das auf andere Gebäude übertragen könnte“, schloss Härle.