Lorna Komm

Wie können Schüler die Arbeitswelt erleben, wenn Berufspraktika coronabedingt in diesem Schuljahr nicht möglich sind? Diese Frage stellte sich Yasmin Schiessel-Jenß, Lehrerin für Gemeinschaftskunde und Geschichte und Koordinatorin für Berufspraktika an der Schule Schloss Salem.

Eine Möglichkeit sah sie im Erlebnis- und Lerntruck „expedition d – digitale Technologien, Anwendungen, Berufe“, der sich an Schüler ab der 7. Klasse richtet. Der Lerntruck gehört zum Gesamtprogramm „Coaching4future“ und wird getragen von der Baden-Württemberg-Stiftung, von Südwestmetall und der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Baden-Württemberg.

Die Zehntklässler im Erdgeschoss des Trucks, dem Raum der Technologien: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Felicitas Mundel (rechts) ...
Die Zehntklässler im Erdgeschoss des Trucks, dem Raum der Technologien: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Felicitas Mundel (rechts) gibt eine erste Einführung. | Bild: Lorna Komm

Moderne Technologie im 40 Tonnen schweren Lastwagen

Der knapp 40 Tonnen schwere Lastwagen ist vollgepackt mit modernen Technologien und soll nicht nur für ausgewiesene digitale Berufe werben, wie Projektbegleiter Markus Döring erklärt: „Die Digitalisierung am Arbeitsplatz hat nicht nur in den akademischen, sondern in allen Berufen Einzug gehalten.“ Als Beispiele nennt er die Arzthelferin, den Bäcker oder den KFZ-Mechatroniker. Manche Berufe verschwänden gänzlich, dafür entstünden neue. „Die Menschen werden in Zukunft in Berufen arbeiten, die es heute noch gar nicht gibt“, meinte er im Einführungsgespräch zu den Schülern der 10. Klasse.

Angebot will Interesse an MINT-Fächern fördern

Mit moderner Computertechnik, wie 3D-Drucker, Virtual-Reality-Brille und kleinen Roboterarmen, welche die Schüler selbst programmieren können, soll das Interesse der Jugendlichen an den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gefördert werden.

Autonom fahrendes Auto, Assistenzsystem für Blinde – die Aufgaben sind vielfältig

Spielerisch wurden die Salemer Schüler herangeführt, Aufgaben an den Technologiestationen zu lösen. Aufgeteilt in Zweier- oder Dreiergruppen, erhielten sie Tablets und konnten einen Auftrag auswählen: ein Fitnessstudio virtuell einrichten, ein Assistenzsystem für Blinde erstellen oder ein autonom fahrendes Auto entwickeln. Im Erdgeschoss des Trucks, dem Raum der Technologien, konnten sie dann an die Lösung der Aufgabe gehen, unter anderem an der etwa fünf Meter langen Multimedia-Wand, an der mehrere Gruppen gleichzeitig arbeiten können.

Im Obergeschoss, dem Raum der Ideen, erarbeiten die Schüler die Aufträge in Kleingruppen.
Im Obergeschoss, dem Raum der Ideen, erarbeiten die Schüler die Aufträge in Kleingruppen. | Bild: Lorna Komm

An der Wand konnten die Schüler Kommunikationsprotokolle erstellen, um mit Ziffern einen Turm zu bauen, Abfragen an eine SQL-Datenbank stellen, um einen Dieb zu fangen oder mit Quantengattern knobeln. „Der Quantencomputer ist oberstes Level“, erklärte Döring. Insgesamt gebe es drei verschiedene Stufen der Aufgaben, um allen Altersklassen gerecht zu werden.

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Am Computer Tischtennis mit den Augen spielen

Weniger abstrakt war das Ausprobieren an den Technologiestationen: Hier konnten die Schüler durch Steuerung von Sensoren ein virtuelles Auto einparken oder mithilfe von Augensignalen Tischtennis am Computer spielen. Spaß hatten die 15- bis 16-Jährigen auch, sich mit einer Virtual-Reality-Brille im virtuellen Raum zu bewegen, wo man Dinge auch mal wegschmeißen kann, ohne dass sie zerbrechen. Hilfestellung beim Experimentieren gaben zwei Jungakademiker, Leichtbau-Ingenieur Sulejman Zahirovic und Geo-Wissenschaftlerin Felicitas Mundel.

Schlüsselanhänger aus dem 3D-Drucker

An den einzelnen Stationen wurden die Schüler informiert, in welchen Berufen die Technologien eingesetzt werden. In einem kleinen Quiz wurde das erworbene Wissen abgefragt. Dafür gab es Punkte und die Gruppe mit der höchsten Punktzahl wurde mit einem Schlüsselanhänger aus dem 3D-Drucker belohnt.

Entdecken und experimentieren auf zwei Stockwerken: der Truck „expedition d“ in der Schule Schloss Salem.
Entdecken und experimentieren auf zwei Stockwerken: der Truck „expedition d“ in der Schule Schloss Salem. | Bild: Lorna Komm

Im Obergeschoss des Trucks, dem Raum der Ideen, erstellten die Schüler ein „Digiposter“ mit den Ergebnissen ihres Arbeitsauftrags. Freiwillige konnten ihre Ideen präsentieren und so stellte die Gruppe mit den meisten Punkten ihr Projekt vor: eine Weiterentwicklung der Gesichtserkennung für Autofahrer, sodass nur autorisierte Fahrer das Fahrzeug nutzen können, und eine Verbesserung der Datenverschlüsselung, damit Hacker das Fahrzeug nicht gegen die Wand fahren können. „Ich bin voll beeindruckt, welch vielfältige Module und wie viele verschiedene Aufgaben hier präsentiert werden“, zog Lehrerin Yasmin Schiessel-Jenß ein Fazit.

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