Jenna Santini und Stefan Hilser

Um kurz nach 19 Uhr gab es am neuen Rathaus in Mimmenhausen den ersten Applaus. Wenige Minuten später spielte die Musik auf. Manfred Härle bleibt mit 50,3 Prozent der abgegebenen Stimmen der Bürgermeister der Gemeinde Salem mit ihren elf Teilorten. Insgesamt waren es für den Amtsinhaber 2673 Stimmen. Birgit Baur erzielte 39,1 Prozent (2079 Stimmen). Für Roland Martin stimmten 8,3 Prozent (444 Stimmen).

Ab 18 Uhr wurden die Wahlzettel unter anderem hier im neuen Rathaus ausgezählt.
Ab 18 Uhr wurden die Wahlzettel unter anderem hier im neuen Rathaus ausgezählt. | Bild: Mardiros Tavit

9213 Bürger waren insgesamt wahlberechtigt. 5368 gingen zur Wahl. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 58,3 Prozent. 122 Stimmen entfielen auf sonstige Personen. Soweit das vorläufige Ergebnis der Bürgermeisterwahl 2020. Die Salemer Bürger, die am Sonntag ab 18 Uhr an einem Bildschirm vor dem neuen Rathaus und im Internet die allmähliche Auszählung der 14 Wahlbezirke der Bürgermeisterwahl verfolgten, erlebten jedoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen von Manfred Härle und Birgit Baur. Und auch Roland Martin konnte viele Stimmen auf seine Person verbuchen, wurde bei der Bekanntgabe des Ergebnisses vor dem neuen Rathaus allerdings nicht gesichtet.

Manfred Härle: Knappes Ergebnis „hätte nicht sein müssen“

Manfred Härle war die Anspannung während der Auszählung deutlich anzusehen. Nach der Auszählung strahlte er und nahm seine Frau in den Arm. Die Besucher auf dem Rathausvorplatz applaudierten rhythmisch. „Langsam habe ich wieder Farbe im Gesicht“, waren Härles erste Worte am Mikrophon. Das sei „Anspannung pur“ gewesen. Das knappe Ergebnis kommentierte er ironisch mit den Worten: „Ein gutes Pferd nimmt die Hürde knapp“, wobei ein so knappes Ergebnis „nicht hätte sein müssen“. Er führt die Gegenstimmen darauf zurück, dass der „aneckt, der viel auf den Weg bringt“.

Das könnte Sie auch interessieren

In den letzten 16 Jahren habe Salem viele Herausforderungen und große Weichenstellungen gemeistert, und dabei habe er selbst „immer einen klaren Kurs gefahren“. Mit Blick auf seine Mitbewerber würdigte er, dass es eine Auswahl unterschiedlicher Positionen gab. Birgit Baur habe „ganz andere Ansätze“ verfolgt und im Wahlkampf vorgebracht, und damit habe sie viele Bürger „angesprochen“, lobte er. „Das ist bei den Leuten angekommen, und ich werde das für mich mitnehmen“. Nun gelt es, zum Tagesgeschäft überzugehen. „Wir sind gut dafür gerüstet.“

Birgit Baur wünscht Gemeinderat Kraft für „kluge Entscheidungen“

Birgit Baur hatte nach Bekanntgabe Tränen in den Augen. „Ich bin enttäuscht“, sagte sie. Sie hoffe darauf, dass sie Impulse für die weitere kommunale Verwaltungsarbeit setzen konnte, und dass Manfred Härle gewissen Themen „eine höhere Priorität“ einräumen möge. Sie zählte hier die Themen „Führungsstil, demokratisches Denken, Nachhaltigkeit und das Soziale“ auf. Sie wünsche dem Gemeinderat „viel Kraft für kluge und vorausschauende Entscheidungen“.

Das könnte Sie auch interessieren

In großen Teilorten enges Rennen zwischen Härle und Baur

Während Härle in der Gesamtübersicht schnell bei über 50 Prozent der abgegebenen Stimmen lag, zeigten die Ergebnisse in den einzelnen Teilorten, dass unter den Wahlberechtigten aber auch der Wille nach einem Wechsel oder zumindest neuem Kurs an der Rathausspitze besteht. So war die Diplom-Betriebswirtin Birgit Baur dem Amtsinhaber im Bezirk Neufrach I mit 41,6 Prozent auf den Fersen. Härle erzielte hier 45,3 Prozent der Wählerstimmen. Dies galt ebenso für den Bezirk Mimmenhausen I: Härle 45,9 Prozent, Baur 43,4 Prozent, Mimmenhausen II: Härle 51,5 Prozent, Baur 41,6 Prozent.

Bürgermeisterwahlen 2004 und 2012

Doch nicht nur in den großen Teilorten Neufrach und Mimmenhausen, mit den kontroversen Themen Ortsdurchfahrt, Gewerbe, Landwirtschaft und Neue Mitte, ergab sich dieses Bild. Im Bezirk Oberstenweiler überholte Birgit Baur (46,6 Prozent) Manfred Härle (35 Prozent). In Mittelstenweiler erzielte Härle 45,1 Prozent, Baur 43 Prozent und Martin 11,9 Prozent. In Buggensegel ein ähnliches Ergebnis: Amtsinhaber 49,2 Prozent und Herausforderin 46,1 Prozent.

Gerade in den großen Teilorten war Birgit Baur Manfred Härle auf den Fersen. Corona-bedingt fand die Gratulation mit Mund-Nasen-Maske ...
Gerade in den großen Teilorten war Birgit Baur Manfred Härle auf den Fersen. Corona-bedingt fand die Gratulation mit Mund-Nasen-Maske statt, wobei die Regeln vor dem Rathaus nicht durchgängig eingehalten wurden. | Bild: Mardiros Tavit

Härle konnte allerdings genügend Wahlbezirke für sich entscheiden: darunter Grasbeuren, Beuren, Weildorf und Tüfingen, jedes Mal mit über 55 Prozent. In Tüfingen mit 61,9 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren