Am Ende zählte die Polizei 600 Kundgebungsteilnehmer, die sich am Samstag vor dem Bildungszentrum in Salem versammelten. Ihre Sorge galt der Wahrung unserer Grundrechte. Angemeldet waren 1500. „Das haben wir auf Wunsch der Polizei gemacht“, sagte Mitorganisator Konstantin Wolff gegenüber dem SÜDKURIER. Denn in der Vorwoche wurde auf der Überlinger Hofstatt demonstriert, statt der angemeldeten 40 Teilnehmer kamen 400.

Die Polizei war gewappnet, ihre Präsenz während der Demonstration auf dem großen Parkplatz gegenüber dem Bildungszentrum Salem an der Schlossseeallee nicht zu übersehen. Doch hielten sich die Beamten im Hintergrund. Die Veranstaltung verlief friedlich.
Die „Demonstration zur Wahrung unserer Grundrechte“ wurde, wie die Überlinger Demonstration, von einer Gruppe namens „Demokratischer Widerstand Überlingen„ in Vertretung durch den ehemaligen Waldorfschulleiter Udo Daecke angemeldet und organisiert.
Vermutungen der Demonstranten „aus der Luft gegriffen“: Nachgefragt bei Thorsten Hesselbarth, Professor für Öffentliches Recht an der Hochschule Kehl.

Veranstalter Udo Daecke bekundete zu Beginn den Teilnehmer die Verhaltensregeln, die auf der Demonstration galten. „Abstand halten“ war die erste Prämisse. Tatsächlich gingen Polizisten mit Mund-Nase-Schutz durch die Reihen und wiesen einige Grüppchen auf die Abstandspflicht hin. Zuvor hatten sich schon die Ordner, gut kenntlich durch ihre orangenen Westen, auf dem Gelände mit Zollstöcken aufgestellt. Eine Regel, die von allen akzeptiert wurde. Obwohl viele bei ihrer Ankunft demonstrativ Bekannte und Freunde mit Umarmungen begrüßten.

Was von den Teilnehmern jedoch nicht akzeptiert wurde, und der Grund für viele war, als Demonstranten auf das Salemer Gelände zu kommen, waren die Corona-Maßnahmen der Bundesländer. Zehn Redner und drei Musik- und Gesangseinlagen boten die Organisatoren auf, um dass zu unterstreichen, wogegen sie sich wenden.

Die zehn Redebeiträge beschäftigten sich mit verschiedensten Aspekten der Sicherheitsmaßnahmen gegen das Corona-Virus. Und das mit vielen kritischen Meinungen, persönlichen Einschätzungen, Sorgen und Ängsten und wenig geprüften oder nachprüfbaren Fakten. Auch mit der unterschwelligen Sorge, dass die Grundrechte außer Kraft gesetzt werden, und „durch die Hintertür“ eine ungewollte Impfpflicht eingeführt werden könnte.
„Nico Da Vinci„ nur der Künstlername
Der Extremfall wurde von einem Mann vorgetragen, der sich „Nico DaVinci“ nannte, und der von 1979 bis 1984 in Argentinien lebte (in einer älteren Fassung dieses Artikels war davon die Rede, dass DaVinci Argentinier sei, was nicht stimmt, er ist Deutscher – die Annahme, er sei Argentinier, war eine falsche Schlussfolgerung der Redaktion, die hiermit korrigiert wird). Er trug in seinem Redebeitrag in Salem am Samstag die Sorge vor, dass die Bundesrepublik in eine Diktatur argentinischen Ausmaßes umgewandelt werden könne. Nico DaVinci, unter diesem Namen hatte er auf der Rednerliste des Veranstalters gestanden, ist nicht sein bürgerlicher Name, sondern sein Künstlername, unter dem er auch einen Internet-Blog führt. Sein bürgerlicher Name ist der Redaktion bekannt, er wurde in diesem Artikel in einer älteren Fassung genannt. DaVinci teilte mittlerweile mit, dass er als freier Journalist unter Pseudonym arbeite und eine Nennung seines Namens ein Sicherheitsrisiko darstelle. „Wenn Sie wie ich im Briefkasten eine tote Ratte fänden, oder man online ihre Kinder bedrohte, könnten Sie das sicher leicht(er) verstehen.“

Die Redner waren sich des zustimmten Applauses sicher, wenn sie sich gegen einen vermeintlichen diktatorischen deutschen Staat aussprachen. Buhrufe gab es, wenn Themen wie eine vermeintliche Impfpflicht benannt wurden Versammlungsleiter Udo Daecke zog nach vielen positiven Rückmeldungen selbst eine positive Bilanz der Veranstaltung. Zu einer eventuellen Wiederholung machte er keine Angaben.

