1822, das Jahr, in dem Stadtsparkasse Augsburg gegründet wird, in dem im Rhein die Dampfschifffahrt beginnt, in dem es für Zahnprothesen ein Patent gibt und in Griechenland eine Revolution ausbricht. Nicht zu vergessen: 1822 ist auch das Jahr, in dem in Mimmenhausen ein Musikverein gegründet wird.
Eben dieser hatte nun zu seinem Adventskonzert eingeladen – als musikalisch krönenden Abschluss seines Jubiläumsjahres. Eines Jahres, in dem endlich wieder öffentliche Auftritte möglich seien, wie Vorsitzender Maximilian Remmele den zahlreichen Gästen im Mimmenhausener Dorfgemeinschaftshaus erklärte. Der Vorsitzende des Musikvereins bedankte sich bei jenen, die sich bei der Vorbereitung des Jubiläumsjahres eingebracht hatten. Auf die Vereinsgeschichte ging er nicht ein. Musste er auch nicht, schließlich liegt eine aufwendige Festschrift vor. Stattdessen blickte Remmele in die Zukunft – und das sehr beruhigt, trägt die Jugendarbeit des Musikvereins doch ihre Früchte. Dem Publikum konnte Remmele jedenfalls etliche neue Musiker im Orchester vorstellen.

Medley der Hits von Marius Müller-Westernhagen
Für Songs wie beispielsweise „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ waren die Musikern indes viel zu jung. Marius Müller-Westernhagens Hit aus den späten 1970er Jahren kannte der Nachwuchs des Musikvereins allenfalls aus dem Plattenschrank der Eltern. Gleiches gilt für die übrigen Songs aus Wolfgang Wössners Westernhangen-Medley „Westernhagen Live“. Der quirlig-frechen Vitalität der Westernhagen-Oldies tat das freilich keinerlei Abbruch. Prinzenhaftes Strahlen gelang den Trompetern immer wieder in ihren Stakkati. Überhaupt tönten helles und tiefes Blech wie außer Rand und Band. Dass es von Marius Müller-Westernhagen allerdings auch wesentlich getragenere Melodien gibt, daran erinnerten insbesondere die Flöten, aber auch die Klarinetten.

Premiere für neuen Dirigenten der Kapelle
Genau diese Melodien prägten das von Dirigent Philipp Pfeffer gestaltete Programm. Pfeffer hatte erst im Sommer den Dirigentenstab nach eineinhalb Jahren Vakanz aufgenommen. Die größte Konstante war der Wechsel. Medleys, Potpourris, Melodiensträuße hatte der Orchesterleiter ins Zentrum des Abends gestellt. So die „80er Kult(tour)“ von Thiemo Krass, das „Happy Christmas“-Weihnachtslieder-Medley von Manfred Schneider. Dort begegneten sich Rock und Pop. Und in beiden Sparten bewiesen die Musiker ihre Bigband-Qualitäten.

Rhythmus-Sicherheit, Elan und Präzision
Diese bewältigte auch Ohrwürmer wie „Conquest of Paradise“ von Vangelis. Da war auftrumpfender Schmiss gefragt, Trompetengeschmetter ebenso wie Trommelgepolter. Aber präzise musste es sein, was die betreffenden Register allerdings auch boten. Rhythmus-Sicherheit, Elan und Präzision. Letztere wurde immer dann besonders ohrenfällig, wenn die Tutti-Wellen gemesseneren Klängen wichen. Ein Lob auf die Holzbläser – auch und gerade auf die Saxofone, obwohl sie mindestens so hell gleißten wie das dunkle Blech dahinter. Posaunen, Tuben gaben dem Grundton die tiefe Wärme.

Ganz warm mochte es gleich zum Auftakt des Konzerts manchem geworden sein. Denn Dirigent Pfeffer hatte den Abend mit „O Sanctissima“ begonnen. Besser bekannt ist die Komposition als „O du fröhliche“. Kraftvoll gespielt, gab das jenen Kontrast, der sich den ganzen Abend durchzog und der den Landtagsabgeordneten Klaus Hoher nach der Zugabe ans Mikrophon springen ließ. „Das war Weltklasse – einfach toll!“, erklärte er begeistert. Er habe seinen Mimmenhausener Musikverein kaum wiedererkannt. Der habe sich sichtbar verjüngt – trotz seiner 200-jährigen Geschichte.