Miriam Altmann

Was längst beschlossen sein sollte, wurde noch einmal grundsätzlich hinterfragt: Bereits im vergangenen Dezember vereinbarte der Gemeinderat die Neugestaltung der Schlossseeallee als Tempo-30-Zone mit einem verkehrsberuhigten Bereich mit Tempo 20 zwischen Rathaus, Sparkasse und Edeka. Voraussetzung dafür war der Rückbau der Busbucht in einen Halt auf der Straße. Außerdem sollte am Essarter Platz ein neuer Geh- und Radweg vom Bildungszentrum bis zum Beginn des Feuerwehrplatzes entstehen. Im Januar hätte über den Fahrbahnbelag des Tempo-20-Bereichs entschieden werden sollen, jedoch forderten die Ratsmitglieder zuvor eine Anhörung der Rettungsdienste.

Zwischen Rathaus, Sparkasse und Edeka wird ein verkehrsberuhigter Bereich mit Tempo 20 eingerichtet. Für den Rest der Schlossseeallee ...
Zwischen Rathaus, Sparkasse und Edeka wird ein verkehrsberuhigter Bereich mit Tempo 20 eingerichtet. Für den Rest der Schlossseeallee gilt nach der Umgestaltung Tempo 30. | Bild: Altmann, Miriam

Zunächst wurden die Stellungnahmen von Feuerwehr und DRK nichtöffentlich behandelt. Auf SÜDKURIER-Nachfrage gab die Gemeindeverwaltung sie doch heraus. Feuerwehrkommandant Jochen Fuchs fand darin deutliche Worte: „Die Entscheidung der Reduzierung der Geschwindigkeit auf 30 km/h hat erhebliche Auswirkungen und verlängert unsere Einsatzzeiten bis zum Eintreffen am Einsatzort“, bezog er sich auf die Anfahrt mit privaten Fahrzeugen. Rechnerisch mache das von beiden Richtungen etwa 25 Sekunden zusätzlich aus und durch den verkehrsberuhigten Bereich kämen noch zehn Sekunden dazu. Auch bremsten vier Einmündungen durch den Wegfall der Vorfahrtsstraße die Anfahrt von Westen weiter aus.

Feuerwehrkommandant: Radwegeplanung „sehr unüberlegt“

Die Bushaltestelle auf der Straße könne ein Hindernis darstellen, das sei im Normalfall aber nicht zu erwarten. Die Radwegplanung bezeichnete Fuchs allerdings als „sehr unüberlegt“, da diese zu einer Bevorrechtigung von Fußgängern und Radfahrern gegenüber anrückenden Einsatzkräften führen könnte. Auch stehe dies einer anstehenden Erweiterung der Einsatzzentrale im Weg.

Kommandant Jochen Fuchs steht an einem der Einsatzfahrzeuge. Bevor die Retter einsteigen, müssen sie mit ihren privaten Fahrzeugen aber ...
Kommandant Jochen Fuchs steht an einem der Einsatzfahrzeuge. Bevor die Retter einsteigen, müssen sie mit ihren privaten Fahrzeugen aber erst zur Einsatzzentrale an der Schlossseeallee kommen. Das Foto stammt aus dem September 2021. | Bild: Lucas Peuser

Thomas Padur, der stellvertretende Bereichsleiter der DRK-Rettungswachen Überlingen und Salem, bewertete die Geschwindigkeitsreduzierung als „nicht ganz optimal, da sich auch unsere Mitarbeiter bei den Notfalleinsätzen an die StVO halten müssen“. Und: Für den Einsatzfall wäre es eine Erleichterung, wenn auch im Bushaltebereich weiterhin zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikämen, erklärte Padur. Keine Ansprüche hatte er an den Fahrbahnbelag.

Negativer Einfluss auf Alarmierungszeit

Ulrich König (FDP) sagte in der Ratssitzung: „Ich habe mit Interesse gelesen, dass der Bushalt auf der Straße kein Problem ist, aber die Temporeduzierung die Alarmierungszeit der Feuerwehr negativ beeinflusst.“ Auch der geplante Radweg vor dem Feuerwehrgebäude bereite ihm Kopfzerbrechen und sei eventuell zurückzunehmen. Arnim Eglauer (SPD) hielt an den Plänen fest: „Die anrückende Feuerwehr darf auch heute keine Radfahrer oder Fußgänger überfahren.“

Armin Eglauer (SPD): „Die anrückende Feuerwehr darf auch heute keine Radfahrer oder Fußgänger überfahren.“
Armin Eglauer (SPD): „Die anrückende Feuerwehr darf auch heute keine Radfahrer oder Fußgänger überfahren.“ | Bild: Jürgen Heppeler | Salemer-Werbewerkstatt

Peter Frick (CDU) wies auch angesichts der geänderten Vorfahrtsregelung in einer 30er-Zone darauf hin, dass es bei der Lebensrettung um jede Sekunde gehe: „Wir sollten in uns gehen, was uns ein Menschenleben wert ist.“

Peter Frick (CDU): „Wir sollten in uns gehen, was uns ein Menschenleben wert ist.“
Peter Frick (CDU): „Wir sollten in uns gehen, was uns ein Menschenleben wert ist.“ | Bild: Archiv

Härle: „Jetzt machen Sie lauter neue Fässer auf“

Henriette Fiedler (FWV) plädierte aufgrund der schlechter werdenden Ausrückzeiten gegen die durchgängige Einführung von Tempo 30 in der Schlossseeallee: „Und was für mich nicht mehr geht, ist der Radweg vor der Feuerwehr“, fügte sie hinzu. Um den Verkehrsfluss bei einem beidseitigen Bushalt auf der Straße zu testen, schlug sie vor, die bestehende Busbucht für eine Weile mit Baken zu sperren. Bürgermeister Manfred Härle war wenig angetan: „Jetzt machen Sie lauter neue Fässer auf“, verwies er auf die geltende Beschlussfassung. Die 30er-Zone wolle er nicht mehr antasten, worüber man diskutieren könne, sei die Radwegeführung.

Letztere wollte auch Petra Herter (CDU) revidieren: Wer nach Stefansfeld wolle, könne entlang des Schlosssees radeln, wer die Neue Mitte als Ziel habe, müsse eben die Straßenseite wechseln. Birgit Zauner (GoL) gab zu bedenken, dass man den Begegnungsverkehr mit vielen Schülern und Senioren vermeiden wollte. Auch könnte ein Radweg möglicherweise das illegale Halten auf dem Feuerwehrvorplatz eindämmen. Bei drei Gegenstimmen entschied sich jedoch die Mehrheit für die Rücknahme der Radwegplanung am Essarter Platz.

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Über die Gestaltung des Fahrbahnbelags herrschte ebenfalls keine Einigkeit. Da die Pflasterung des gesamten verkehrsberuhigten Bereichs bereits im Januar aufgrund der Kosten verworfen wurde, konzentrierte sich Andre von Holten vom Amt für Bauverwaltung auf vier Varianten: Zusätzlich zur Asphaltbetondeckschicht für 678.400 Euro könnte man bei Mehrkosten von 44.000 Euro die Einfahrtsbereiche mit Granit pflastern. Würde man die gesamte Fläche farblich asphaltieren, käme man auf 114.000 Euro zusätzlich. Das sogenannte Asphalt-Grinding, bei dem eine Quarzit-Schicht in den warmen Asphalt aufgebracht wird, die nach dem Abschleifen der Asphaltdecke sichtbar wird, würde 50.500 Euro zusätzlich kosten. Kombiniert mit Farbasphalt läge man somit bei 164.500 Euro Mehrkosten. Nach der Aussprache im Rat ließ Bürgermeister Härle über die letzte Variante mit Farbasphalt und Grinding abstimmen: Elf Räte stimmten zu, sechs dagegen.