Yannik Gräf

Die ersten Sanitäter laufen zu den Verletzten. Mit Feuerlöschern bekämpfen die jungen Wehrmänner einen Brandherd und bauen ihre Wasserpumpe auf. Im Hof der Schule Schloss Salem brennt es tatsächlich – auch wenn es nur Holz in einer Metallwanne für eine Löschübung ist. Die Einsatzdienste des Internates präsentieren sich an diesem Tag der Offenen Türe so realitätsnah wie möglich. Rund 250 Besucher nutzen die Gelegenheit, sich die Einrichtungen der Schule von den Schülern selbst zeigen zu lassen.

Das Technische Hilfswerk fängt an, die Türe des Hauses aufzusägen. Weitere Sanitäter bauen ein Erste-Hilfe-Zelt auf. Nach wenigen Minuten steht die Infrastruktur. Nun beginnt die Rettung der im Gebäude eingeschlossenen Personen. Für das Publikum wird der gesamte Einsatz von Yannick Hebsacker und Caroline Thoma kommentiert.

Zum Tag der offenen Tür bot die Schule ihren Besuchern ein vielfältiges Programm. Nach der offiziellen Begrüßung konnten interessierte Eltern sich bei einem Vortrag über die Pädagogik Salems informieren, während sich ihre Kinder mit dem Internatsleben vertraut machen konnten. Es gab Musik, Theater und Zirkus. Erläutert und moderiert von Anna Hertz, die am Salem International College Theater unterrichtet. Beispielsweise spielten Sophia Hecht (Violine), Sarah Bachhofer (Querflöte und Kapitänin des Musikdienstes), Muyun Qiu (Klavier) ein Duo für Querflöte und Geige mit Klaviebegleitung. Das Theaterstück war ein Auszug aus „Der Streit“ von Pierre de Marivaux und wurde auf Englisch vorgetragen.

Der Höhepunkt des Tages war der Großeinsatz der Einsatzdienste, welche sich vollständig aus Schülern Salems zusammensetzen. Neben Feuerwehr, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Technisches Hilfswerk (THW) ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Teil dieser Einsatzdienste. Um Verantwortungsbewusstsein zu vermitteln, ist die Teilnahme an einem der Dienste ab der neunten Klasse obligatorisch. Schüler können sich bei anderweitigem Interesse auch bei dem Sozialdienst Salems engagieren.

Aufgrund der Anmeldungen hatte man in der Schule gut 100 Besuchern gerechnet, erläutert Gesa Meyer-Wiefhausen, Leitung für Kommunikation, Fundraising und Stipendien, auf Anfrage. Der tatsächliche Erfolg begeistert die Verantwortlichen nun. Es kamen über 250 Gäste am vergangenen Samstag. Schon bei der Begrüßung im historischen Kapitelsaal war der Andrang riesengroß gewesen. "Bei den Schulführungen hätten wir mehr als doppelt soviele Führungen anbieten können. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal und werden entsprechend Kapazitäten bereitstellen", resümiert Meyer-Wiefhausen.

Ihre Erfahrungen als Schülerin in der Oberstufe fasst die baldige Abiturientin Franziska Weinmar zusammen. "Meine Freunde sind fast schon Familie geworden." Wenn man so eng zusammenlebe und fast alles gemeinsam mache, gebe es kaum Privatsphäre. Dadurch würde man viel engere Freundschaften knüpfen. Weinmar lernte Salem über die "Salem International Summer School" kennen. Nach den zwei Wochen Summer School beschloss sie, die Oberstufe in Salem zu machen. Es sei zwar "eine krasse Umstellung" vom Schul- zum Internatsleben, aber sie habe sich sehr gut eingelebt.

Welche Qualitäten brauchen Schüler?

"Wir wünschen uns einen hohen Anspruch an sich selbst und die Fähigkeit, sein Wissen und Können für andere einzusetzen", beantwortet Gesa Meyer-Wiefhausen, Leiterin Kommunikation, die Frage danach, welche Qualitäten von einem Schüler der Schule Schloss Salem erwartet werden.

Und weiter: "Kinder und Jugendliche, die fähig und bereit sind, den schulischen und internatlichen Anforderungen zu genügen, und die die Grundsätze der Salemer Erziehung anerkennen, nehmen wir auf. In Salem sind nicht nur die schulischen, sondern auch außerunterrichtliche Veranstaltungen wie Dienste, Innungen, Sport u. a. obligatorisch. Wir erwarten, dass unsere Schülerinnen und Schüler Ämter und Pflichten innerhalb der Internatsgemeinschaft übernehmen. Wer sich um die Aufnahme in Salem bewirbt, soll zeigen, wie er die vielfältigen und besonderen Möglichkeiten Salems zu einer gelungenen Entwicklung seiner Persönlichkeit nutzen will."

Die Schule Schloss Salem baut, nach Vorbild des Gründers Kurt Hahn, ihr Grundkonzept auf den Werten den Humanismus auf und legt besonderen Wert auf Lernen durch Erfahrung mit der Erlebnispädagogik.