„Salem singt bunt“, der Name der jüngsten Sängerschar, aus vielen Ländern im „Treff Grenzenlos“ daheim, beschreibt auch das große Benefizkonzert im „Prinz Max“. Bekannte Musik-Gruppen sorgten für einen fantastischen Musikabend – vom Neufracher Männerchor unter Uli Raither über die Vokalensembles der Musikschulen Salem und Markdorf zusammen mit der „Salem singt bunt“-Gruppe unter Margit Koch-Schmidt, dem Essarter Chor unter Barbara Mohm-Löhle bis zur Formation „Lautstark“ mit ihren „BML“ (Barbara Mohm Löhle). Arrangements für knackige Texte und Melodien bereiteten nach einjähriger Pause den Zuhörern im vollen Saal Freude und Spaß. Nicht zuletzt „steppten“ dazu die Mitglieder des Tanzclubs SV Neufrach elegant-aufmerksam mit Speis und Trank durch die Reihen. Alles wie immer für eine guten Zweck: diesmal für den im August 2003 gegründeten Salemer Hikkaduwa-Verein zur Förderung der Schulausbildung bedürftiger Kinder und Jugendlicher in Sri Lanka.

Der Ort Hikkaduwa liegt in der Südprovinz der Insel, etwa 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Colombo. Horst und Uschi Gerland sind mit ihrem Engagement der rege „Kopf“ des Vereins, 118 Mitglieder, bisher 374 Patenschaften für eine qualifizierte Schulausbildung und 26 “Projekte zur Verbesserung der Wohnverhältnisse“ (mit dem Schulgebäude nach dem verheerenden Tsunami vom 26. Dezember 2004) sind das Herzstück. Die Not bedürftiger Familien durch zerrüttete Strukturen und „selbst für srilankische Gegebenheiten unzumutbare Wohnverhältnisse“ sei weiterhin riesig. Der Erlös aus dem Benefizkonzert soll, so Horst Gerland, dem „Haus Yasiru“ zugutekommen. Dort lebt nach dem Suizid des Vaters eine Mutter mit drei Kindern von einem geringen Einkommen als Packerin in einem Gewürzladen in einem maroden und baufälligen Haus mit nur zwei Zimmern. Es soll verkauft werden. Ohne die Unterstützung durch Verwandte und Nachbarn sei, so Gerland, der Familie nicht mal der Kauf von Lebensmitteln möglich. Der Verein will helfen „mit einem moderaten Ersatz für die einsturzgefährdete Hütte“. Ein kleines Grundstück konnte beschafft und darauf der Neubau begonnen werden. Horst Gerland dankte für die Unterstützung durch das Benefizkonzert.

Die vier Gesangsgruppen präsentierten beim Konzert einen Querschnitt populärer Musik. Der Männerchor mit Chorleiter Uli Raither sang Melodien der 50er- bis 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts – von den „kleinen Sünderlein“ bis zu Peter Alexanders „Kleine Kneipe“ mit David Urbach am Akkordeon. Die frischen, hellen Stimmen der Jugendlichen und Kinder ließen bekannte Ohrwurmmelodien der angloamerikanischen Musikszene lebendig werden: „Have a nice day for you and me“, „From a distance“, „Sweet dreams“ und mit der „Salem singt bunt“-Gruppe: „Heal the world.“

Der Essarter Chor besteht aus 24 Frauen- und elf Männerstimmen samt den beiden Solisten Manfred Fritz und Elmar Isele sowie Leiterin Barbara Mohm-Löhle am Klavier und den Instrumentalisten Thomas Budsa (E-Gitarre), Stefan Lohr (Schlagzeug) und Martin Omlor (Bass-Gitarre). Der Chor sang mit ausgewogenen Stimmen modern und romantisch und rockte im Sprechton-Staccato „Amadeus“. „Lautstark“ darf für sich die Qualität „differenziert und außergewöhnlich“ in den Solis (Bernhard Oberdörffer, Jürgen Munz und Dieter Berger), wie als Oktett in Anspruch nehmen.
Kein Zweifel: Die musikalischen Vorträge an diesem Abend animierten zum Spenden – Beifall für die Akteure und Scheine ins Körbchen für Hikkaduwa. Blumen überreichte Bürgermeister Manfred Härle als Dankeschön an Barbara Mohm-Löhle.
Die Folgen der Terroranschläge in Sri Lanka an Ostern
Dasni aus Hikkaduwa berichtete dem SÜDKUIRIER über die Folgen der Terroranschläge. Jeder Besucher des Benefizkonzertes in Salem zugunsten der Hikkaduwa-Hilfe hat die Anschläge am Ostertag in Sri Lanka noch frisch im Gedächtnis. In Sri Lanka ist daraus ein Trauma für die ganze Bevölkerung geworden. Dasni war zu dieser Zeit in ihrer Heimat. Sie arbeitet als Heilerziehungspflegerin bei der Camphill-Schulgemeinschaft in Brachenreuthe.

Am Ostersonntag, als der Terror das ganze Land überzog, war Dasni während eines dreiwöchigen Aufenthaltes in ihrer Heimat mit einer deutschen Freundin unterwegs und wurde von ihrer Mutter zurückgerufen. Auch Arnolds aus Salem riefen bei ihr an. Weitere Pläne für noch eine Woche in ihrer Heimat mussten ab da gestrichen werden wegen Straßensperren und Kontrollen. Beim Rückflug, eine Woche nach dem Anschlag, wurde der Weg zum Flughafen in Colombo für sie zum Spießrutenlauf durch verständlicherweise viel zahlreichere Kontrollen als die sonst üblich. Dasni macht sich Sorgen, vor allem um die traumatisierten Kinder in ihrer Heimat, die keine Hilfe erhalten: „Das bewegt mich – ich erfahre über moderne Medien, Eltern und Freunde, was in Sri Lanka läuft“. Auch der in Sri Lanka mit einem Projekt tätige ehemalige Heimleiter von Camphill-Hermannsberg, Martin Henrich, bestätigt: „Über die Trauma-Situation wird zu wenig informiert.“ Vor allem die Kinder sind am meisten Betroffenen: „Ist das Krieg?“, fragte Dasnis kleine Cousine. Viele andere reden immer noch nicht. Der auch in Hikkaduwa schlimme Tsunami von 2004 war gerade einigermaßen bewältigt. „Die Menschen haben“, so Dasni, „viel erlebt und mitmachen müssen, wir müssen trotzdem weitermachen.“ Den Rückgang im Tourismus-Geschäft auch in der Ferienregion Hikkaduwa könne man, so Dasni, heilen, doch auf den Terrorismus mit überall gefundenen Waffen und Bomben sei Sri Lanka nicht vorbereitet gewesen, nachdem das Land ab 2009 sicherer geworden sei, trotz der weiter angespannten politischen Lage, aus vor allem religiösen Gegensätzen. Das bringe jetzt wieder Unsicherheit und darunter leiden vor allem die Kinder. „Das merkt keiner“, denn so Dasni, die Leute „sehen anderes als wichtiger an.“
2014 kam Dasni auf Vorschlag des Salemer Ehepaares Erhard und Angelika Arnold und deren Tochter Katharina und mit Zustimmung ihrer Eltern aus Hikkaduwa in Sri Lanka zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) zu Camphill. Sie spricht heute fließend Deutsch, denn zwei Mal die Woche fuhr sie von Juli 2013 bis Juli 2014 zum Deutsch-Lernen mit dem Bus ins Goethe-Institut ins 100 Kilometer entfernte Colombo. Nach ihrem FSJ-Jahr in Brachenreuthe (2014/2015) begann sie in der Camphill-Schule in Frickingen die dreijährige Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin mit erfolgreichem Abschluss 2018. Sie ist in der Schule und im Heimbereich tätig: „Manchmal ist es anstrengend, aber ich habe auch viel Freude bei der Arbeit mit jungen Menschen, ich möchte bleiben, bin aber jetzt sehr in Sorge um mein Land.“