Die lang anhaltende Hitze setzt nicht nur den Menschen zu. Auch Flora und Fauna leiden unter der großen Trockenheit. In der freien Natur sind die veränderten Witterungsbedingungen mit veränderten Temperaturen sowie heftigeren Wetterphänomenen wie Sturmböen und heftigen Sommergewittern deutlich zu spüren.

Immer neue und veränderte Herausforderungen

Das gilt auch für die Bäume. Einer, der weiß, von was er redet, ist Marcus Pietruschinski vom Baumpflege-Team Bodensee, das in Owingen beheimatet ist. Die Sicherung des Baumbestandes stellt die Baumpfleger vor immer neue und veränderte Herausforderungen. „Durch die geringeren Regenfälle und die größere Hitze sind die Altbäume deutlich höherem Stress ausgesetzt“, erklärt er und fügt hinzu: „Dadurch ist die Gefahr des Absterbens natürlich immer höher.“

Hoch oben muss die Verseilung angebracht werden.
Hoch oben muss die Verseilung angebracht werden. | Bild: Baumpflege-Team Bodensee

Unter ganz besonderen Bedingungen steht der jährliche Arbeitseinsatz auf dem Affenberg in Salem, denn der Wald wird nicht forstwirtschaftlich genutzt und ist mit großen Maschinen kaum zu befahren. „Unser Ziel ist es, den Naturkomplex mit allen Bäumen und den geschlossenen Altholzschirm zu erhalten“, erklärt Marcus Pietruschinski, der gelernter Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsanierung ist. „Auf dem Affenberg gibt es Bäume, die sind teilweise mehr als 120 Jahre alt.“ Es gilt vor allem der Erhaltungsgedanke. Alter Baumbestand wird also nicht einfach gerodet, sondern abgesichert – und das in nicht immer einfach zugänglichem Gelände. Dabei steht die Verkehrssicherheit der Besucherwege unterhalb der Bäume im Vordergrund.

Parkdirektor will Bäume erhalten

„Uns geht es tatsächlich darum, nahezu jeden Baum zu erhalten“, bestätigt Roland Hilgartner, Parkdirektor am Affenberg. „Dies machen wir vor allem für unsere Berberaffen, aber auch für das Publikum, das in der heißen Jahreszeit, wie jetzt, die schattenspenden Bäume durchaus wahrnimmt.“ Der Wald auf dem Affenberg ist sowieso außerordentlich, denn neben Kiefern und Buchen gibt es Fichten, Lärchen, Duglasien und ein paar Eichen.

Sicherungsseile an der Krone befestigt

Zwei große Alt-Buchen waren im Visier des Baumpflege-Teams Bodensee. Diese befinden sich am Zaun des Affengeheges. Diese sollen sicher werden. Dabei werden Sicherungsseile an der Krone zu gesunden Nachbarbäumen installiert, die im Ernstfall dafür sorgen, dass der Baum nicht in eine Gefahrenzone fallen kann und den Zaun beschädigt. Diese Methode gibt es noch gar nicht so lange. Dazu müssen die Baumpflege-Spezialisten allerdings in die Baumkrone gelangen.

In schwindelerregender Höhe wird an dem 38 Meter hohen Baum gearbeitet.
In schwindelerregender Höhe wird an dem 38 Meter hohen Baum gearbeitet. | Bild: Baumpflege-Team Bodensee

Hierzu wird eine Wurfschnur zielsicher in schwindelerregende Höhen geworfen und ein Seil eingebaut. Mit Steigklemmen geht es dann kurz darauf in die Höhe. „Wir steigen komplett am Seil in die Höhe und achten darauf, dass der Baum nicht verletzt wird“, erklärt der Chef des Baumpflege-Teams Bodensee. „Dann kommt zur Sicherheit noch ein Zusatzseil in den Baum, damit im Notfall ein weiterer Mitarbeiter hochklettern kann, um zu helfen.“

Auch in einem toten Baum herrscht Leben

„Eine der beiden Altbuchen war bereits ein toter Baum, den wir stehend gesichert haben“, sagt Marcus Pietruschinski. „Damit wollen wir die Biodiversität im Wald erhalten.“ Denn in einem toten Baum herrscht durchaus Leben. Trotzdem werden diese Bäume in einem forstwirtschaftlich genutzten Wald abgeholzt. Auf dem Affenberg leben in der toten Altbuche neben Spechte auch Siebenschläfer, Baummarder und Fledermäuse.

Der neunmalige Baumkletter-Weltmeister Bernd Strasser.
Der neunmalige Baumkletter-Weltmeister Bernd Strasser. | Bild: Baumpflege-Team Bodensee

Das Baumpflege-Team Bodensee war aber auch in einer stattlichen 38-Meter-Kiefer im Einsatz. Dabei ist es natürlich sehr hilfreich, wenn man einen neunfachen Weltmeister im Baumklettern im Team hat: Bernd Strasser. Der Kletterspezialist arbeitet auf dem Affenberg in 35 Metern Höhe. Dabei wird vor allem Fachwissen und Instinkt abverlangt. „Wir entscheiden direkt im Baum, was alles zu tun ist, weil vieles von unten gar nicht zu sehen ist“, erklärt Bernd Strasser. „Wir entfernen zum einen Totholz, das über den Wegen abbrechen kann, und zum anderen installieren wir die Baumverseilungen.“

Bernd Strasser bei seiner Arbeit an den Bäumen.
Bernd Strasser bei seiner Arbeit an den Bäumen. | Bild: Baumpflege-Team Bodensee

Die 38-Meter-Kiefer auf dem Affenberg ist jetzt mit einer Zwei-Baum-Verseilung gesichert, sodass sie bei einem Sturm nicht auf den Weg umkippen kann. „Die Seile sind jeweils etwa zehn Millimeter dick und von unten kaum sichtbar“, sagt der Weltmeister im Baumklettern. „Trotzdem halten sie bis zu zehn Tonnen Bruchlast aus.“ Am Affenberg Salem sind die Besucherwege jetzt wieder ganz sicher. Was allerdings nicht heißt, dass das Baumpflege-Team Bodensee nichts zu tun hat.