Mehrere sichtbare Dinge sind für Owingen geblieben aus dem Jahr 2022: Zum einen ist es mit dem nagelneuen roten Feuerwehrhaus in der Ortsmitte ein Hingucker und zugleich die bisher größte Einzelinvestition in der Geschichte der Gemeinde. Immerhin summierten sich die Kosten mit den Außenanlagen auf rund 5 Millionen Euro. Da konnte nicht einmal das feine Bürgerhaus Kultur|O mithalten. Ende 2022 beschloss die Gemeinde nun den neuen Feuerwehrbedarfsplan, der Verbesserungen im Fuhrpark fordert. „Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger hat einfach höchste Priorität“, erklärt Bürgermeister Henrik Wengert im Rückblick.

Das Gesicht Owingens verändert und ihm einen gewissen urbanen Touch gegeben haben die neuen Lebensräume für Jung und Alt, die kurz vor Weihnachten offiziell eingeweiht wurden. An der Mehrgenerationenwohnanlage ist die Gemeinde nur mittelbar beteiligt – als indirekter Eigentümer von zwei Wohnungen zugunsten der Bürgerstiftung und als Betreiber des Servicezentrums. „Mittelfristig hoffen wir hier auf eine engere Vernetzung mit der ganzen Gemeinde.“ Nur mittelbar ist der optische Brückenschlag von diesem Wohnprojekt hinüber zum Rathaus, wo der Vorplatz dieses Jahr neu gestaltet werden soll. Als Link muss allerdings eine gleich gestaltete Pflasterung auf beiden Straßenseiten ausreichen. Auf das ursprünglich vorgesehene Verbindungsband über die Straße hinweg muss Owingen verzichten. Die Verkehrsbehörde habe hier ein Veto eingelegt, sagt Wengert, da sie ein zu großes Gefährdungspotenzial für querende Fußgänger gesehen habe: „Dann hätten wir unsere mühsam erkämpfte Bedarfsampel an der Hauptstraße abgeben müssen. Das wollten wir auf keinen Fall.“

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Beide Bauten sind wichtige Beiträge zur weiteren Verbesserung der Infrastruktur. Zum Sahnehäubchen wird dieses Jahr die Fertigstellung des letzten Kapitels „grüne Mitte“ werden, die schon bisher Magnetwirkung auf Familien und Senioren hatte. Mit ihren Spielplätzen, den neuen Pergolen und einer erweiterten Wegeführung kann diese belebte Insel zwischen Rathaus und Sporthalle, Feuerwehrhaus und Kultur|O zu einem wichtigen Treffpunkt werden, der am Rande auch Oasen der Ruhe bietet. Schon jetzt winkt der künftige kleine Kletterfelsen als neue Herausforderung für die junge Generation. „Hier sollen Jung und Alt einen Platz und eine Nische finden“, sagt der Bürgermeister, der nach der Fertigstellung der grünen Mitte hier wieder zu dem beliebten Bürgerbuffet einladen will.

Noch virtuellen Charakter hat ein weiterer Meilenstein für die Gemeinde als Gastgeber: Die offizielle Verleihung des Prädikats Erholungsort durch das Regierungspräsidium markiert ein wichtiges Etappenziel bei der Umsetzung des Tourismuskonzepts, das mit den Bürgern erarbeitet wurde. „Noch fehlen die Hinweisschilder auf das Prädikat an den Ortseingängen“, erklärte Henrik Wengert: „Doch werden sie 2023 so schnell wie möglich montiert.“

Taisersdorfs Ortsvorsteherin Ruth Steindl mit Bürgermeister Henrik Wengert bei der offiziellen Einweihung der neuen Wanderwege rund um ...
Taisersdorfs Ortsvorsteherin Ruth Steindl mit Bürgermeister Henrik Wengert bei der offiziellen Einweihung der neuen Wanderwege rund um das Dorf. | Bild: Hanspeter Walter

Zu den touristischen Attraktionen gehört der Aachtobel, der für Naturfreunde und Wanderer gleichermaßen attraktiv ist. Das aus Sicherheitsgründen lange gesperrte Tal konnte 2022 wieder geöffnet werden. „Hier wollen wir einen familienfreundlichen Lehr- und Spielpfad einrichten, um den Tobel für mehr Menschen interessant zu machen.“

Dass dem Gemeinderat zuletzt mehrfach geplante Umnutzungen zu Ferienwohnungen vorgelegt wurden, macht dem Bürgermeister noch keine Sorgen, im Gegenteil. „Wir hatten das Thema Ferienwohnungen schon bei der Beratung des Tourismuskonzepts behandelt“, sagt Henrik Wengert: „Da hatte sich gezeigt, dass wir hier zu wenig haben.“ Die vereinzelt ausgewiesenen Ferienwohnungen seien noch lange keine Gefahr, den Charakter der Wohngebiete entscheidend zu verändern. Gerade um Unterkünfte für Gäste anbieten zu können, unterstütze die Gemeinde die Pläne für ein Feriendorf im Auental. Nach Korrekturen im Bereich einer Grünzäsur wird der Flächennutzungsplan derzeit geändert. „Bis 2024 könnten die ersten Hütten stehen.“ Gebaut werden kann in absehbarer Zeit auch in Hohenbodman, wo Owingen von der Stadt Überlingen ein Grundstück mit rund einem Hektar erwerben konnte. Mittel für die Erschließung hat die Gemeinde allerdings noch nicht eingeplant.

Doch auch die florierende Kommune muss einige Defizite wegstecken. Zum Beispiel, dass die einzige Metzgerei am Ort im Vorjahr ganz dicht machte. „Das ist natürlich ein großer Verlust für uns“, sagt Henrik Wengert. Umso mehr, als Owingen an Bevölkerung in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugelegt hat. Die Gemeinde habe hier direkt nur wenig Einfluss, betont der Verwaltungschef: „Dennoch versuchen wir, auch hier mittelfristig eine Lösung zu finden.“

„Wenn jeder ein bisschen beiträgt...“

Was hat Henrik Wengert im Jahr 2022 besonders bewegt? „Natürlich der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine“, sagt der Bürgermeister: „Da predigt man Jahr für Jahr am Volkstrauertag, wie schön es ist, dass wir keinen Krieg mehr haben in Europa. Jetzt kommt es doch. Und das ist nicht weit weg.“ Die Folgen spürte auch Owingen. “Wir haben rund 40 Ukrainer, die alle privat untergebracht sind“, sagt Wengert: „Da war die Hilfsbereitschaft sehr groß.“

Schön sei für ihn gewesen, sagt der Owinger Bürgermeister, dass es keine Kontaktbeschränkungen mehr gab und wieder Begegnungen zwischen den Menschen möglich wurden.

Was gibt Wengert seinen Bürgern mit auf den Weg? „Ich bin mir nicht so ganz sicher, inwieweit die Energieversorgung in den nächsten Monaten tatsächlich gut funktioniert“, sagt der Bürgermeister: „Deshalb wünsche ich mir, dass man sich etwas zurückhält, was den Energieverbrauch angeht. Wenn da jeder ein bisschen was beiträgt, kann das nicht schaden.“ Dabei hat er einen ebenso konkreten wie eindringlichen Appell: „Bitte keine Heizlüfter verwenden!“ Zudem hoffe er, dass die Energiekosten bald wieder sinken.

„Als Gemeinde haben wir nicht so viele Probleme“, sagt Wengert, „da nur zwei, drei Gebäude am Gas hängen.“ Rathaus, Sporthalle, Kultur|O, Schule und Kinderhaus werden in der Grundlast allesamt vom Hackschnitzelheizwerk versorgt.