Totaler Stromausfall, Starkregen oder Hochwasser? Die Stadt Meersburg bereitet Konzepte für verschiedene Notfälle vor. Bauhofleiter Thomas Ritsche stellte in einer Ratssitzung einen Sachstandsbericht zum Bevölkerungs- und Katastrophenschutz vor. Für den Fall eines Blackouts, also einen totalen Stromausfall, werden zwei Notfalltreffpunkte bereitgehalten. Zum einen das Dorfgemeinschaftshaus in Baitenhausen für die Bürger aus Baitenhausen und Schiggendorf, zum anderen die Sommertalhalle für die Einwohner der Kernstadt und Riedetsweiler. Dafür seien zwei Notstromaggregate angeschafft worden.
Außerdem wurden Kisten gepackt. „Wir haben zum Beispiel alles drin, was wir zum Betrieb der Festhalle brauchen“, sagt Ritsche bei einem Besuch im Bauhof. Auch die Stadtverwaltung wird im Ernstfall dort untergebracht sein. Die entsprechenden Boxen enthalten unter anderem Stromstecker, Beleuchtungsmittel und verschiedene elektrische Geräte. Zentral in den Überlegungen für die Packlisten war, einerseits die Infrastruktur aufrechtzuerhalten, andererseits den Betrieb der Notfallpunkte sicherstellen zu können. Pro Notfalltreffpunkt sind es zwei Kisten. „Alles, was mit den Notfalltreffpunkten zu tun hat, ist bei uns zwischengelagert“, erläutert der Bauhofleiter – auch die Notstromaggregate.

Wenn ein totaler Stromausfall eintreten sollte, treffen sich die Mitarbeiter im Bauhof. Dann werden die Fahrzeuge beladen und die Sommertalhalle beziehungsweise das Dorfgemeinschaftshaus angefahren. „Jeder hat einen Plan, wer für was zuständig ist. Die Bauhofmitarbeiter bauen die Notfalltreffpunkte auf. Mit einbezogen sind die städtischen Hausmeister“, erklärt Ritsche. Im Ernstfall könnte die Notzentrale in Baitenhausen innerhalb von gut 30 Minuten errichtet werden, in der Sommertalhalle würden etwa 45 Minuten benötigt, bis alles steht. Das sei während der Arbeitszeit mit den städtischen Mitarbeitern geübt worden.
Aufbau eigener Stromnetze
Mithilfe der Notstromaggregate werden eigene Stromnetze aufgebaut. Aufgrund des Alters der elektrischen Anlagen vor Ort ist ein bloßes Einstöpseln nicht möglich. „Wir betreiben unsere Notfalltreffpunkte vom Notstromaggregat in die Halle“, sagt Ritsche. Der Strom werde von außen nach innen gebracht. So würden die sanitären Anlagen beispielsweise mithilfe von LED-Strahlern beleuchtet, die direkt vom Notstromaggregat Strom erhalten. Neben den beiden Notzentralen sind Aggregate für das Feuerwehrhaus und den Bauhof angeschafft worden. „Wir gucken in erster Linie, dass unsere städtische Infrastruktur erhalten bleibt“, sagt Thomas Ritsche. Drei Tage lang sollen die Gebäude mit Strom versorgt werden können. Der Kraftstoff für die Aggregate wird im Bauhof vorgehalten. „Wir fahren eine gewisse Menge in den Tanks leer und dann füllen wir sie wieder auf“, erklärt Ritsche.
„Wir gucken in erster Linie, dass unsere städtische Infrastruktur erhalten bleibt.“Thomas Ritsche, Bauhofleiter
Laut dem Bauhofchef erhalten die Meersburger an den Notfalltreffpunkten Informationen, Notfallversorgung und Erste Hilfe. Eine Liste mit 28 ausgebildeten Ersthelfern sei erstellt worden. Ebenso Alarmierungspläne für einen Krisenstab aus städtischen Angestellten, Bauhof, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Im Spätsommer dieses Jahres sei eine Großübung mit DLRG und DRK geplant. „Die DLRG soll in erster Linie den Funkverkehr zwischen den Notfalltreffpunkten und dem Feuerwehrhaus aufrechterhalten“, sagt Ritsche. Das Feuerwehrhaus wiederum habe den Kontakt zur Leitstelle. Das Rote Kreuz sei für die Menschen verantwortlich, die eventuell Hilfe benötigen. „Bei der Großübung werden wir sehen, wie das alles miteinander kommuniziert“, so Ritsche.
Die Themen Trinkwasserverschmutzung oder allgemeiner Ausfall der Trinkwasserversorgung werden ebenfalls bearbeitet. Für die Wasserwerke wurde ein weiteres Notstromaggregat angeschafft. „Wir sind gerade dabei, unsere Wasserwerke umzurüsten, sodass wir die Behälter bei einem längeren Stromausfall füllen können“, berichtet Ritsche. Gleiches gilt für die Abwasserpumpwerke. „Es soll nachher so sein, dass das Notstromaggregat ans Netz in den Wasser- und Abwasserpumpwerken angeschlossen werden kann.“ Zusätzlich gibt es Behälter, die durch den natürlichen Wasserfluss gefüllt werden.
Für Starkregen oder Hochwasserereignisse seien Mehrzweckbehälter angeschafft worden, die die 345 Meter Promenade in der Unterstadt schützen könnten, aber auch anders genutzt werden könnten. Noch in diesem Jahr soll ein Hochwasserschutzkonzept in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro erstellt werden. Fertig sei dagegen das Konzept der Versorgung mit Jodtabletten für den Fall eines kerntechnischen Unfalls, erklärte Ritsche im Gemeinderat.
Die ersten Notstromaggregate kaufte die Stadt vor zwei Jahren. Beendet ist das Thema Bevölkerungs- und Katastrophenschutz allerdings noch lange nicht. „Wir sind laufend mit der Sache beschäftigt.“ Im Planungsteam werde wöchentlich etwas daran getan. Mit der DLRG und dem DRK ist man auch immer wieder in Kontakt. Zudem rücken die Bürger weiter in den Mittelpunkt: Wer etwa beatmet wird oder gekühlte Medikamente benötigt, soll im Falle eines Stromausfalls Hilfe erhalten.