Mit Seewärme wird künftig vielleicht nicht nur die Meersburg Therme beheizt, sondern auch das geplante Hotel an der Seepromenade sowie weitere Anlieger. Doch vorab muss erst einmal geprüft werden, inwieweit das möglich wäre. An der Realisierung eines Seewärme-Projekts hat nicht nur die Stadt Interesse, deren Gemeinderat sich bereits 2017 pro Seewärme für die Therme aussprach, sondern auch das baden-württembergische Umweltministerium. Dieses regte an, auch eine Erweiterungsmöglichkeit zu einem Nahwärmenetz zu prüfen.
Absichtserklärung abgegeben
Da das aber den derzeitigen Geschäftszweck der Therme überstiege, muss die Stadt eine Absichtserklärung, abgeben, dass sie das Projekt „Seewärme/Wärmenetze 4.0“ gemeinsam mit der Therme realisieren will. Dem stimmte der Meersburger Gemeinderat zu.

Machbarkeitsstudie soll folgen
Der nächste Schritt ist nun die Beantragung einer Machbarkeitsstudie, die die Therme – bei bis zu 60-prozentiger Förderung durch den Bund – rund 10 000 Euro kosten würde. Kommt eine Realisierung danach in Frage, könnte diese vom Bund mit bis zu 50 Prozent, bis zu 15 Millionen Euro, gefördert werden. Das sagte Stephanie Frick von der RBS wave GmbH – ein Tochterunternehmen der EnBW, das die Meersburg Therme mit der Grundlagenermittlung und Projektleitung beauftragt hat. Frick war der Ratssitzung per Video zugeschaltet und wegen technischer Probleme nur schwer verständlich. Sie denke, die Energieversorgung für die Therme sei zu „100 Prozent aus dem Bodensee möglich“. Sobald das Hotel und weitere Anlieger dazu kämen, müsste man Spitzenlasten eventuell durch andere Techniken abdecken, sagte Frick.
Wärmeabschöpfung geradezu erwünscht
Christine Ludwig (Grüne) fragte, ob auch eine Energiegewinnung für Kältetechnik denkbar wäre. Prinzipiell ja, so Frick. Aber: „Man darf dem See auf keinen Fall mehr Kälte zuführen als man entnimmt.“ Eine Wärmeabschöpfung sei hingegen angesichts des Klimawandels geradezu erwünscht. Auf die Frage Markus Waibels (FW), ob sich die Therme Ausgaben für das Seewärme-Projekt überhaupt leisten könne, meinte Therme-Geschäftsführerin und Kämmerin Heike Sonntag: „Die Therme muss sich das leisten, da die Energieversorgung derzeit zu 100 Prozent auf Erdgas beruht.“ Der derzeitige Gaskessel stammt von 1996. Sonntag hofft, wie sie dem SÜDKURIER schrieb, dass eine Seewärme-Versorgung umgesetzt werden könne, bevor die alte Heizanlage den Geist aufgebe. Im Rat hatte Sonntag außerdem betont, sollte es möglich sein, mit Seewärme mehr als nur die Therme zu versorgen, dann müsse man das Projekt „eventuell in Richtung Stadtwerke weiterentwickeln. Es kann nicht über den städtischen Haushalt laufen.“
Seewärme-Projekt
Im Juli 2017 hatte der Gemeinderat eine Seewärme-Nutzung in Verbindung mit einer Erneuerung der bisherigen Gasheizung befürwortet, nachdem drei EnBW-Vertreter eine erste und viel versprechende Machbarkeitsstudie vorgestellt hatten. Der Rat beauftragte die Verwaltung damals außerdem, diese EnBW-Studie durch ein neutrales Institut, die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA), überprüfen zu lassen. Gespräche mit der KEA hätten auch stattgefunden, schreibt Therme-Geschäftsführerin und Stadtkämmerin Heike Sonntag auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Da die Gespräche aber eine, sagen wir mal, für uns unerwünschte Richtung nahmen, haben wir mit der RBS wave eine Alternative zur neutralen Überprüfung und Berechnung gewählt.“ Die RBS wave ist ein Unternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG.
Für eine etwaige Umsetzung gebe es noch keinen Betreiber, so Sonntag. Jetzt werde ja erst einmal über eine Wirtschaftlichkeitsanalyse ermittelt, ob eine Realisierung überhaupt möglich sei. Wenn ja, müsse eine Ausschreibung erfolgen. Leider habe sich das Seewärmeprojekt seit 2017 wegen des Wechsels der Betriebsleitung der Therme und deren Umfirmierung verzögert, „bis wir jetzt wieder Fahrt aufgenommen haben“, so Sonntag weiter.