In Meersburg können sich Autofahrer jetzt per elektronischem Anzeigesystem zu einem freien Parkplatz leiten lassen. Schon seit einigen Tagen stehen die Tafeln an den Ortseingängen sowie vor stark befahrenen Kreuzungen und zeigen, wie viele Stellplätze auf den einzelnen Parkplätzen noch frei sind.

Bürgermeister Robert Scherer freute sich: „Meersburg ist neben den beiden Kreisstädten Überlingen und Friedrichshafen die einzige Stadt im Bodenseekreis, welche ein elektronisches Parkleitsystem hat.“ Zudem handele es sich um ein System mit Modellcharakter. Genutzt wurden einzelne Module, die bei Veränderungen unkompliziert ausgewechselt werden könnten.

Auch asphaltierte und geschotterte Flächen werden erfasst

Gorian Schneider, Projektleiter der EnBW-Tochter Diginamic, stellte die Besonderheiten des Meersburger Systems heraus. Normalerweise würden lediglich die Stellflächen in Parkhäusern erfasst. In Meersburg seien zusätzlich asphaltierte, aber auch geschotterte Parkplätze in das System eingebunden. Neben Plätzen für Autos werden auch solche für Wohnmobile und Busse angezeigt.

Schranken, Klebesensoren und Induktionsschleifen

Dafür kombiniere man verschiedene Technologien: zum einen die weitgehend übliche Übermittlung durch Erfassung an den Schranken der Parkhäuser, zum anderen eine Erfassung mittels Klebesensoren auf Stellflächen mit geteertem Boden. Außerdem seien auf den Parkplätzen, die nur eine gemeinsame Ein- und Ausfahrt haben, Induktionsschleifen in den Boden gelegt worden.

Plätze sind nicht videoüberwacht

Zusätzlich würden belegte Plätze mittels optischem Sensor erfasst. „Kamera wäre hier der falsche Begriff“, betonte Schneider. Der Sensor erfasse lediglich, ob ein Platz belegt sei. Er erkenne nicht, welcher Marke das Auto in der Parkbucht sei – und das Kennzeichen speichere er schon gar nicht. „Es wäre falsch, den Platz als videoüberwacht zu bezeichnen“, sagte Schneider mit Blick auf das Sicherheitsgefühl der Menschen, aber auch den Datenschutz.

Optische Sensoren erfassen die freien Stellplätze auf dem Bleiche-Parkplatz. Einer der Sensoren ist auf dem hohen Mast im Hintergrund ...
Optische Sensoren erfassen die freien Stellplätze auf dem Bleiche-Parkplatz. Einer der Sensoren ist auf dem hohen Mast im Hintergrund platziert, wie Hubert Möhrle, Abteilungsleiter Verbandskasse/IT, und Ulrike Staiger-Heinzmann, Leiterin des Bürgerbüros, erklären. | Bild: Lorna Komm

Wie Gorian Schneider sagte, sei der technische Anspruch an das System hoch gewesen, aber nun habe man ein Vorzeigeprojekt für die ganze Region. Die Daten würden in einem eigenen Rechenzentrum extrem effizient und unter hohen Sicherheitsauflagen verwaltet. Dennis Exner, Projektleiter für die Datenerfassung, stellte einen weiteren Vorteil vor: Es bestehe die Möglichkeit, die Datenerfassung auch auf die Homepage zu stellen, dass Besucher schon zu Hause oder unterwegs schauen könnte, wo Parkplätze frei seien.

System auch für Energiemanagement nutzbar

Rico Goede, Kommunalberater der NetzeBW, erklärte, dass das Projekt sich immer weiter entwickelt habe. „Wir profitieren dabei für weitere Objekte.“ Andere Kommunen hätten bereits Interesse angemeldet, sich ebenfalls weiterzuentwickeln. Das technische System des Lorawan-Funknetzes könne auch erweitert und für das kommunale Energiemanagement genutzt werden, zur Ablesung der Zählerstände für Wasser oder Heizung. Es lasse viele Optionen zu.

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Ulrike Staiger-Heinzmann, Abteilungsleiterin für Bürgerbüro und Ordnung, schilderte den langen Prozess der Vorbereitung bis zur Einführung des Parkleitsystems. Die Koordination mit den Straßenbehörden sei umfangreich gewesen, da eine Bundesstraße und zwei Kreisstraßen involviert seien. Mit Straßenbauamt und Polizei habe es mehrere Verkehrsschauen geben. Auch die Symbolik für die Wohnmobilstellplätze sei eine Herausforderung gewesen.

Parksuchverkehr in Wohngebieten entfällt

Bürgermeister Robert Scherer meinte, er kenne keine andere Stadt, die Parkplätze für Wohnmobile elektronisch anzeige. Er hoffe dass der Parksuchverkehr in den Wohngebieten nun entfalle, was als positiver Nebeneffekt mehr Sicherheit und Ruhe für die Bürger bringe. Ziel sei es, das System weiter auszubauen, sodass der Gemeindevollzugsdienst informiert werden könnte, falls Rettungswege für Feuerwehr und Rettungswagen zugeparkt würden. „Es gab viele Stolpersteine“, bilanzierte Scherer, unter anderem die verspätete Fertigstellung wegen Lieferproblemen, „aber wir haben es geschafft und viel daraus gelernt.“