Im Frühjahr 2021 hatte Bürgermeister Robert Scherer die Mitte seiner Amtszeit erreicht. Bereits im SÜDKURIER-Jahresgespräch Anfang 2021 hatte er eine Halbzeitbilanz seiner Arbeit in Meersburg gezogen. Doch die anhaltende Corona-Pandemie verschob einige Pläne erneut. „Corona hat uns ausgebremst“, sagt der Bürgermeister beim Gespräch im Café in der Meersburger Altstadt. „Wir waren knapp zwei Jahre lang in unserer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.“
Bürgerbeteiligung kam während Corona zu kurz
Besonders die Planungen zur Stadtentwicklung Meersburg 2030 seien davon betroffen gewesen. Hier sei die Verwaltung nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich der Bürgerbeteiligung und der Umsetzung ausgebremst worden. Dennoch sagt Robert Scherer mit Blick auf seine bisherige Amtszeit, er wolle nicht klagen. „Ich bin zufrieden“, betont er, „aber es ist nicht so, wie es hätte sein sollen.“ Als Beispiel führt er die Sanierung des Lehrenwegs an. Dort hätte man eigentlich intensiver in die Information der Bürger gehen wollen, bedauert der Bürgermeister. Auch der Bürgerbus oder das Bürgermobil mussten aufgrund der Pandemie zurückgestellt werden. Doch die Planungen zur Realisierung gehen weiter.
Veranstaltung zur Fußgängerzone wegen Pandemie-Lage unsicher
Auch bei der probeweise über den Sommer eingeführten Fußgängerzone in der Altstadt sei angedacht gewesen, die Bürger im Vorfeld mehr mitzunehmen. „Wir wollten die Bürger besser abholen.“ Aktuell plane man noch, nach Auswertung der Fragebögen vor Jahresende eine große Veranstaltung zur Fußgängerzone auszurichten. Aber ob der Termin stattfinde könne, hänge von den dann geltenden Corona-Regeln ab. Aus seiner bisherigen Erfahrung kann der Bürgermeister sagen: „Wenn die Fußgängerzone positiv angenommen wird und bleiben soll, müssen wir aber noch an ein paar kleinen Stellschrauben drehen.“ Insbesondere müsse der Missbrauch der Parkplätze im Stadtgraben besser kontrolliert werden. Die auf eine Stunde begrenzten kostenlosen Parkplätze, die für einen schnellen Besuch bei der Bank, der Bücherei oder in den Geschäften gedacht sind, würden zu oft von Langzeitparkern belegt.
Zahlen zum neuen Parkhaus werden im Gemeinderat vorgestellt
Das neue Parkhaus an der Fähre werde gut angenommen, berichtet Scherer, die genauen Zahlen würden demnächst im Gemeinderat vorgestellt. „Der innerstädtische Parkplatz suchende Verkehr hat durch das Parkhaus schon deutlich abgenommen“, gibt er erste Resonanzen von Anwohnern aus der Daisendorfer Straße wieder. Ein elektronisches Parkleitsystem soll in Zukunft zusätzlich Erleichterung bringen.
Andere Wege beim Thema Parken und Wohnen gefordert
Der Haushalt werde zwar geschrumpft aber man müsse dennoch weitermachen. „Alles runterzufahren, wäre ein falsches Signal“, ist sich der Bürgermeister sicher. Wegen Corona und der finanziellen Situation der Stadt sei allerdings die Neugestaltung oder Bebauung des Bleichleplatzes, der als Parkplatz genutzt wird, vorläufig auf Eis gelegt worden. Eine Bebauung des Sommertalparkplatzes werde noch kontrovers diskutiert. „Beim Thema Parken und Wohnen müssen wir aber andere Wege einschlagen“, meint Scherer und nennt das Stichwort Nachverdichtung. Diese sieht unter anderem vor, innerstädtische Brach- oder auch Parkflächen für Wohnbebauung zu nutzen.
Pläne für Baugebiet Bitzäcker liegen beim Landratsamt
In den Teilorten gehe es ebenfalls voran, sagt der Bürgermeister. Die Pläne für das Baugebiet Bitzäcker in Baitenhausen lägen inzwischen beim Landratsamt. „Das sind Sachen, die im Kleinen passieren.“ Ebenso wie seine erste Teilnahme an einer Sitzung des Umweltausschusses des Städtetag des Bundes. Scherer war im Spätsommer in den Städtetag berufen worden, der die Interessen aller kreisfreien und der meisten kreisangehörigen Städte vertritt und auch Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen kann. Zum Thema „Zukunft des Waldes“ habe er von den Erfahrungen anderer Städte im Städtetag einiges mitnehmen können, erzählt Robert Scherer. Viele Projekte würden wissenschaftlich begleitet und Positionspapiere direkt an die zuständigen Ministerien geschickt.
Teils zwei Jahre verloren bei Bemühung um Hotelprojekt auf dem Hämmerle-Areal
Unbemerkt von der Öffentlichkeit seien in Meersburg die Bemühungen um das Hotelprojekt auf dem Hämmerle-Areal gelaufen. Hier könnte ein Vier-Sterne-Hotel mit gut 120 Zimmern entstehen, die Pläne wurden im Oktober 2019 erstmals öffentlich im Gemeinderat vorgestellt. „Besprechungen wurden angesetzt und wieder abgesetzt“, erzählt Scherer. In gewissen Bereichen habe man zwei Jahre verloren.
„Ich hätte gerne mehr in der Öffentlichkeit gearbeitet“, zieht Scherer, der schon im Wahlkampf vor vier Jahren mit Bürgernähe geworben hat, ein kleines Fazit. „Der Bürgerkontakt war nicht so da, wie ich ihn mir gewünscht hätte“, bedauert er. Vieles hätte er gern bei öffentlichen Veranstaltungen angesprochen. Dennoch ist er, wann immer es geht, zu Fuß in der Stadt unterwegs, auch am Wochenende schlendert er mit seiner Frau regelmäßig durch die Gassen, um ansprechbar zu sein. „Das ist mir wichtig“, betont er.