Erwin Niederer

Schon zum vierten Mal seit 2010 vergibt der Bodenseekreis einen Förderpreis für gegenständliche Kunst an junge, aufstrebende Künstler. Wie Landrat Lothar Wölfle in seinem Grußwort betonte, kommen die Bewerbungen inzwischen nicht nur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch Künstler aus Mazedonien, Iran, Korea, Bulgarien, Kalifornien und der Ukraine sind mit dabei. Kunst verbindet, Kunst kommuniziert über alle Sprachbarrieren hinweg, vereint Kulturen und Menschen unabhängig von den politischen und religiösen Systemen.

Das Preisgeld in Höhe von 4000 Euro für den Sieger und 1000 Euro für den Publikumspreis wird jeweils von privater Hand gestiftet und, so Lothar Wölfle, sollte diese Quelle einmal versiegen, übernimmt das Land die Kosten, ist der Preis doch inzwischen zu einem festen Bestandteil der Kunstförderung des Landes geworden.

Die Vernissage am Donnerstag im Spiegelsaal des Neuen Schlosses Meersburg sollte aber mehr bieten als Grußworte und erklärende Ansprachen. Dank der Initiative des Lyrikers Jürgen Weing und des Musikers Andieh' Merk kamen die Besucher hautnah in den Genuss einer künstlerischen Performance. Im Stil dadaistischer Wortcollagen sollte mit den Begriffen "up – down" frei improvisiert werden, laut oder leise, impulsiv oder in harmonischem Wortfluss.

Jeder im Saal war aufgerufen mitzumachen und Andieh' Merk schickte ab und zu einige "Schreie" aus seinem Saxophon dazwischen. In einer zweiten Runde drehte sich alles um das Wort "clock". Unterlegt vom Gemurmel des Publikums bildete Jürgen Weing dann gewagte Satzkonstruktionen. Etwas überrumpelt von dem ungewöhnlichen Ansinnen der Künstler kam das Publikum schließlich doch noch in Schwung und beteiligte sich rege an dem Geschehen.

Heike Frommer, Leiterin der Galerie des Bodenseekreises in Meersburg, stellte in ihrer Ansprache einige der 28 beteiligten Künstler kurz anhand der Charakteristika ihrer Werke vor. Der Titel der Ausstellung "Objekt_Tief" gibt die Richtung vor: Orientierung an einem Objekt, das in seiner visuell erkennbaren Gegenständlichkeit wiedergegeben wird, aber auch Orientierung an der inneren Tiefe, der individuellen Interpretation und emotionalen Beziehung des Künstlers zum Gegenstand. Ohne diese Tiefe wäre die Abbildung ohne Gehalt, bliebe Oberfläche und Schein, ein seelenloses Abziehbild, Momente eines gefühllosen Voyeurismus, wie es einmal ein koreanischer Künstler formulierte.

Die in der Ausstellung gezeigten Bilder definieren ganz unterschiedliche Ansätze und Vorgehensweisen, auch verschiedenste Techniken der handwerklichen Realisierung. Einmal ist die digitale Bilderflut Thema, ein andermal werden Räume verfremdet und umgestaltet, Fragmente aus der Konsumwelt entnommen und neu gegliedert, Menschen in unterschiedlichsten emotionalen Situationen dargestellt, Konfrontationen mit sich und der Welt. Es ist das Privileg der gegenständlichen Kunst über die unmittelbare Lesbarkeit der äußeren Erscheinung einen direkteren, emotionaleren Zugang zur Absicht der künstlerischen Gestaltung zu bekommen.

Die Ausstellung in der Galerie Bodenseekreis "Rotes Haus" in Meersburg läuft bis 26. Oktober. Öffnungszeiten: dienstags bis donnerstags und feiertags von 11–17 Uhr.

Förderpreis

An der Ausschreibung des Förderpreises für gegenständliche Kunst des Bodenseekreises können Künstlerinnen und Künstler teilnehmen, die im Jahr der Preisvergabe nicht älter als 35 Jahre sind und an einer Kunstschule oder Akademie der bildenden Künste eingeschrieben sind oder eingeschrieben waren und einen entsprechenden Abschluss besitzen. Die Teilnehmer sollen in ihren künstlerischen Arbeiten den Schwerpunkt auf gegenständliches Zeichnen oder Malen richten. Das Preisgeld beträgt 4000 Euro. Zusätzlich wird ein Publikumspreis von 1000 Euro vergeben. Alle Besucher der Ausstellung können dafür ihr Votum abgeben.